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Radeon 9000, 9000 PRO, 9500 & 9700 Preview

jAcKz 18.07.2002 14752 28
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Nach dem heutigen Ende von ATIs NDA können wir nun endlich all jene Informationen an unsere Leser weiterleiten, die uns der Hersteller vor gut zwei Wochen auf der Pressekonferenz im Hotel Imperial gab, und die teilweise bereits über die Gerüchteküche an die Öffentlichkeit sickerten. Dafür, daß wir aufgrund des NDA in den letzten Tagen keine dieser Gerüchte schürten, bitten wir an dieser Stelle um Verständnis. Doch nun genug der Einleitung, Vorhang auf für die neuen Radeons!

Radeon 9000 und 9000 PRO


Radeon 9000 und 9000 PRO

Was ATI mit der Radeon 9000 und 9000 PRO, die vormals unter dem Codenamen R250 liefen, bezweckt, faßt die Firma in 3 Punkte zusammen:

  • Bring the thrill and excitement of high-end 3D to millions of PC
    users
  • Taking the Extreme into the Mainstream
  • First to bring DX8.1 to the mainstream enabling outstanding visual
    quality


Dementsprechend lesen sich auch die Spezifikationen, die von 4 Rendering Pipelines, Pixel Shader 1.4, 6 Texturen pro Zyklus und volle DirectX 8.1 Kompatibilität über Smoothvision Anti Aliasing bis hin zu Superfast 16x Antisoptropic Filtering reichen. Getaktet wird die 9000er Version mit 250MHz Core- und 400MHz Speichertakt, die PRO Version mit 275MHz bzw. 550MHz. Die beiden D/A Wandler arbeiten mit 400MHz und dürften so für die gewohnt gute Bildqualität sorgen.

ATI war jedoch bemüht zu unterstreichen, daß es sich bei der 9000er Reihe um mehr als bloß eine überarbeitete Radeon 8500 handelt, was man vor allem durch eine Handvoll neuer Features verdeutlichen wollte: neben den schon gegebenen MPEG2 und DVD Decoding Funktionen steht eine neue Technologie namens Fullstream: genauer gesagt ist dies eine neuartige Aufgabe der Pixel Shader, die zur Qualitätsverbesserung aller blockbasierten Kompressionsalgorithmen für Videos wie zum Beispiel Real, DivX, MPEG4 oder Windows Media dienen soll, ohne dabei jedoch die Dateigröße anzuheben. Interessant ist Fullstream also folglich allem voran für Internet Video-Streaming mit limitierter Bandbreite oder in Fällen, wo schlicht und einfach keine High-Quality Quellen vorliegen. In Aktion durften wir diese Technologie allerdings leider nocht nicht bewundern: wenngleich einige Standbilder sehr vielversprechend aussahen, wird sich erst in tatsächlichen Tests zeigen, welche Ergebnisse dieser zweifellos interessante Vorstoß liefern kann.

Ein weiteres Multi-Media Feature dieser Art ist HydraVision: die neuen Radeon Serien unterstützen ein Multiple-Desktop-Management System, das in seiner Funktionsweise etwas an Mac&Co erinnert. Als in höchstem Maße hilfreich dürfte sich dies natürlich vor allem für Graphiker erweisen, die beispielsweise auf einen Desktop Farb- und Werkzeugpaletten und auf dem anderen das eigentliche Bild legen können. Die Anwendungsmöglichkeiten sind jedenfalls umfangreich, auch der Gedanke, Präsentationen auf einem Desktop zu bearbeiten, während man sie am anderen abspielt oder bei Flugsimulationen auf diese Weise zwischen verschiedenen Ansichten zu wechseln, ist zweifellos nicht ganz uninteressant.

Nichtsdestotrotz werden vielleicht nicht die bloßen Features der Radeon 9000 und 9000 PRO das schlagkräftigste Kaufargument sein, sondern der Preis. Tatsächlich ging ein leises Raunen durch die Runde der versammelten Journalisten, als über die geplante Marktpositionierung gesprochen wurde: mit Suggested Retail Preisen von $129 bzw. 149$ für die PRO Version positionieren sich die beiden Karten zwischen Nvidias GeForce 4MX und Ti4200. Freilich gilt es hier, finale Benchmarks abzuwarten, doch es scheint, als ob ATI hier einen klaren Anwärter auf den Preis/Leistungs Thron in der Tasche hätte.

Beide Karten werden übrigens zunächst mit 64MB Speicher erscheinen, 128MB Versionen sind jedoch technisch möglich und folglich denkbar. In Europa werden die Chips ausschließlich von Zweitherstellern wie Hercules/Guillemont verbaut, original ATI Retail Versionen werden also scheinbar ausschließlich in den USA erhältlich sein. Mit einer Marktverfügbarkeit darf laut ATI im Laufe des August gerechnet werden.

Radeon 9500 und 9700


Radeon 9500 und 9700

Angesichts der seit Wochen brodelnden Gerüchteküche geht man wohl kaum fehl, die R300 alias Radeon 9700 als eines der sehnlichst erwarteten Produkte dieses Sommers zu bezeichnen. Darüber, daß das Potential groß ist, ist man sich weitestgehend einig. Dementsprechend tief greift ATI auch in die Marketing Trickkiste: da die 9700 programmierbares 3D sowie umfangreiche Video und DVD Funktionen verschmelzen läßt, prägt man den Begriff Visuals Processing Unit (VPU) und steigt somit zumindestens symbolisch einen Schritt über die GPUs der Konkurrenz hinaus. Die Features Fullstream und HydraVision wurden bereits im Zuge der R250 ausführlich beschrieben und sind selbstverständlich auch beim großen Bruder R300 implementiert.

Während die Radeon 9000 und 9000 PRO vorwiegend durch ihre Marktposition zu beeindrucken wissen, kann ATI bei der 9700 mit den bloßen Spezifikationen und Features überzeugen: der in 0,15nm gefertigte Chip besteht aus nicht weniger als 107 Millionen Transistoren und wird Basis für die ersten voll DirectX 9.0 kompatiblen Graphikkarten sein. Unterstützt wird dabei auch bereits der AGP 8x Standard und die daraus resultierende höhere Busbreite (theoretisch 2GB/sec). Das Speicherinterface ist 256bit breit, die 8 Pixel Pipelines und 4 Vertex Engines entsprechen jeweils (wie es DirectX 9 vorschreibt) dem 2.0 Standard. Der maximale Frame Buffer ist 256MB groß, die Speicherbandbreite beträgt bis zu 20GB/sec. Daraus ergeben sich eine Transform Rate von 325 Millionen Dreiecken/sec sowie eine Pixel Füllrate von 2,6 Gigapixel/sec.

Interessant scheint auch der interne Wechsel innerhalb der Vertexshader von kaum verwendeten 48bit Integer auf 128bit Floating Point bei der Berechnung der Farbtiefe, der ungleich höhere Render Genauigkeit erlaubt und - wie ATI etwas zögerlich zugab - die Radeon 9700 theoretisch zu einer leistungsfähigen Cracking Einheit macht. Die positiven Äußerungen John Carmacks bezüglich der R300 lassen sich angesichts der 32 Texture Samples und 16 Texture Maps per Pass verstehen. Nicht umsonst wurde das nahezu legendäre Doom 3 Demo der E3 auf dem R300 präsentiert und ATI als offizieller Sponsor der QuakeCon 2002 bestätigt.

Was die tatsächliche Performance der Radeon 9700 betrifft gilt freilich auch hier, daß erst unabhängige Tests Aufschluß über die wirkliche Leistungsfähigkeit geben können. Die Werte, die ATI uns vorführte, waren jedenfalls mehr als nur vielversprechend, um nicht zu sagen unglaublich: im verbreiteten 3DMark 2001 schlug die Radeon 9700 Nvidias GeForce 4 Ti-4600 bei einer Auflösung von 1024x768 um nicht weniger als 23%, bei 1600x1200 vergößerte sich der Vorsprung gar auf satte 40%. Noch deutlicher fiel das Ergebnis bei 4x FSAA aus: hier wurde die 4600 um 55 bzw. 113% regelrecht deklassiert.

Wie der R250 wird auch der Radeon 9700 Chip in Europa ausschließlich von Retailern wie Hercules/Guillemont oder Gigabyte verbaut. Über den verwendeten Speicher und die daraus resultierenden Taktungen wollte ATI auf unsere Frage hin noch keine Geheimnisse preisgeben, über die Größe des Speichers von 128MB besteht jedoch kein Zweifel. Grundsätzlich, so ATI, sei die Radeon 9700 auch für den Verbau von DDRII Speicher gerüstet, aufgrund der derzeit noch extrem hohen Latenz-Zeiten wird allerdings vorerst auf klassischen DDR RAM zurückgegriffen.

Interessant ist die bereits in den letzten Tagen an die Öffentlichkeit gesickerte Tatsache, daß die Radeon 9700 Karten über eine externe Stromversorgung über einen Floppy-Stromanschluss verfügen werden. Den Eindruck, daß es sich um einen echten Stromfresser handelt, bemühte sich ATI zu zerstreuen: die Stromversorgung über den AGP Port sei in manchen Fällen schlichtweg zu inkonstant, die spezifizierten 40 Watt könnten oft nicht gehalten werden. Obwohl es im Regelfall nicht unbedingt vonnöten wäre, empfiehlt ATI die zusätzliche Stromzufuhr um volle Stabilität zu gewährleisten. Auf unsere Frage nach der Verlustleistung des Chips und des daraus folgenden Bedürfnisses nach Kühlung konnte ATI Entwarung geben: die 9700 bedarf keiner kräftigeren Kühlung als die 8500 Serie und dürfte so bei Low-Noise Usern wiederum den Vorzug gegenüber NVidia Produkten erhalten.

Mit einer Verfügbarkeit darf im Falle der Radeon 9700 im Laufe der Monats September gerechnet werden, der Suggested Retail Price beträgt $399 und ist somit für die meisten potentiellen Kunden noch im Bereich des Eträglichen. Wer etwas weniger ausgeben möchte, wird gegen Ende des Jahres mit dem niedriger getakteten Architekturderivat Radeon 9500 bedient, das für rund 100$ weniger über den Ladentisch gehen soll.
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