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Science Fiction - Teil 3 von 3

karlstiefel 15.05.2011 25401 5
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Raumfahrt und Science Fiction gehen Hand in Hand. Dabei ist das Reisen ins Weltall für uns Erdlinge doch schon ein alter Hut! Schauen wir uns die Geschichte der bemannten Raumfahrt an und versuchen wir zu klären, warum der SciFi-Traum noch nicht ausgedient hat.

Teil 1: Fiktion VS Realismus | Teil 2: Reality-TV | Teil 3: Bemannte Raumfahrt

Die ersten Schritte



Die Science Fiction behandelt einen Traum des Menschen: Über die eigenen Grenzen hinaus zu wachsen und das bisher Unmögliche wahr zu machen. Nichts beschreibt diesen Gedanken so gut wie die Raumfahrt. Der Grund dafür ist einfach – wir haben eine organisierte Infrastruktur für die Luftfahrt. Täglich heben Tausende Flüge von internationalen Flughäfen ab und landen ein paar Stunden später in einem anderen Land mit einer anderen Zeitzone und oft mit einer anderen Sprache und Kultur. So viel anders kann die Reise zu einem anderen Planeten ja nicht sein.

Wir haben also eine funktionierende Idee, die wir auf eine mögliche Technologie projizieren. Aus der Luftfahrt wird also die bemannte Raumfahrt. Warum auch nicht, schließlich haben wir es bereits geschafft, Astronauten erfolgreich in den Erd-Orbit oder sogar auf den Mond zu transportieren. Darunter war Juri Alexejewitsch Gagarin, der am 12. April 1961 als erster Mensch einen Weltraumflug absolvierte. Dieser dauerte zwar nur 108 Minuten, doch umrundete er dabei ein Mal komplett die Erde und ging damit in die Geschichte ein. Den Amerikanern gefiel es gar nicht, dass die Sowjets einen derartigen, technologischen Vorsprung hatten. Diese hatten jedoch mit Wernher von Braun ein Ass im Ärmel: Der deutsche Raketenwissenschaftler hatte sich bereits seit Jahren mit der Technologie beschäftigt. Wie lange? Seit 1943, als er noch für das nationalsozialistische Deutschland arbeitete. In seinen Arbeitsbereich fiel die Entwicklung der "V2" Langstrecken-Rakete, die unter anderem im Konzentrationslager Mittelbau-Dora angefertigt wurde. Nach dem Kriegsende wurde er von den Amerikanern "abgeworben" (viel eher gefangen genommen), um die Waffen-Technologie für deren Zwecke zu verwenden. Es sollte jedoch anders kommen, denn von Braun arbeitete schlussendlich am F-1-Triebwerk, die bei den Raketen des Apollo-Programms verwendet wurden. Auf diesem ruhten viele Hoffnungen, da der US-Präsident John F. Kennedy kurz nach Gagarins erfolgreicher Mission seiner Nation versprach, noch vor dem Ende des Jahrzehnts einen bemannten Mondflug durchzuführen.

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Links: Der erste Mensch im Weltall, rechts: Die V2 Langstrecken-Rakete.


Mehrere Projekte wurden gestartet, um dieses Vorhaben möglich zu machen. Während das Gemini-Programm ein Dutzend Übungen zur Steuerung von Raketensystemen durchführte, hatte das FIRE-Projekt (Flight Investigation of the Reentry Environment) die Erforschung des Wiedereintritts in die Atmosphäre zum ziel. Das Apollo-Programm selbst wurde schließlich mit der bis heute leistungsfähigsten Rakete durchgeführt, die jemals gebaut wurde: Das Saturn V-System. Berichten zufolge war der Start einer solchen Rakete auch noch 12 Kilometer entfernt so laut, dass Scheiben zu Bruch gingen und sich Risse in den Wänden bildeten.

Doch nicht die erste Mission war gleich der Schritt auf unseren Trabanten – davor wurden Tests mit der Mondlandefähre an Bord durchgeführt, teilweise sogar im Mond-Orbit. Erst als alle Systeme auf ihre Funktionalität im Einsatz getestet wurden, wagte man es mit der Mission G des Apollo-Programms die finale Mondlandung. Apollo 11 startete am 16. Juli 1969 aus Cape Caneveral, Florida und brachte Neil Armstron, Michael Collins und Buzz Aldrin als erste Menschen auf den Mond. Gerade einmal drei Jahre später sollte die bisher letzte bemannte Mondlandung erfolgen. Der Flug mit der Apollo 17 machte Eugene Cernan den letzten Astronauten, der den Himmelskörper bis heute betreten sollte – er war der letzte Mann am Mond.

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Links: Gemini 6, rechts: Die erfolgreiche Apollo 11-Mission


Und wie komme ICH jetzt da rauf?



Aber warum ist es noch nicht das natürlichste der Welt, dass wir eben einfach in die Rakete steigen und zur Raumstation in den Orbit fliegen? Immerhin ist es ja nachweislich machbar und auf der ISS herrscht auch ein reges Kommen und Gehen, sodass schon 198 Besucher die im Erdorbit kreisende Forschungsstation betreten konten. Und die Idee rund um das Erforschen fremder Planeten ist ja auch nicht neu.

Eines der schönsten Beispiele aus der nicht mehr ganz so jungen Vergangenheit ist der Film Die Reise zum Mond (orig. Le Voyage dans la Lune) von Georges Méilès. Dieser zeigte bereits 1902, wie man sich damals die bemannte Raumfahrt vorstellte. Das Bodenpersonal bestand aus Wissenschaftlern mit Zauberer-Hüten und die Astronauten waren in eleganter und damals zeitgemäßer Kleidung auf ihrer Mission. Auch Raketen oder Turbinen waren damals noch nicht erfunden, daher musste die Landekapsel kurzerhand von einer riesigen Kanone abgefeuert werden. Auf dem Mond, der praktischerweise über Atemluft verfügte, trafen die mutigen Abenteurer selbstverständlich dann auf böswillige Außerirdische. Nur knapp konnten sie den feindlich gesinnten Aliens entkommen und sicher zur Erde zurückkehren. Abseits aller Verschwörungstheorien dürfen wir mit Sicherheit sagen, dass diese Mondlandung auf jeden Fall eine Fälschung ist. Vorlage dieses Effekt-Spektakels der damaligen Zeit ist Von der Erde zum Mond von Jules Verne, der bereits 1865 veröffentlicht wurde. Mehr als ein Jahrhundert vor der Realisierung dieser kühnen Vision war also bereits die Grundidee vorhanden. Was damals Science Fiction war, bezeichnen wir heute als Geschichte. Der Traum wurde Realität.

So hat man sich Anno 1902 die Raumfahrt vorgestellt.


Bei all der Sehnsucht nach jeder Art von Fortschritt, warum haben wir nun tatsächlich keine Mondbasis? Einerseits ist da natürlich der enorme Kostenfaktor. Ein Kilogramm Gepäck in den Erdorbit zu schießen (vorausgesetzt, man hat bereits die Rakete, eine passende Startrampe und das entsprechende Bodenpersonal), kostet 1.000 bis 4.000 Dollar. Mit Spesen und Wartungskosten kommt somit ein Ticket in den Orbit und zurück auf etwa 200.000 Dollar pro Weltraumtourist, sofort buchbar bei Virgin Galactic. Nehmen wir eben ein Mal an, wir haben das notwendige Kleingeld und werden beim Gesundheitscheck vor dem Raumflug als Astronauten-Material freigegeben. Nun stellt sich die Frage: Was machen wir da oben? Kleine grüne Männchen gibt es nach aktuellem Wissensstand weder am Mond noch am Mars, womit die Nachbarschaft dort also eher langweilig ausfallen sollte. Außerdem kann man ohne passende Atmosphäre nicht mal ein anständiges Grillfest veranstalten! Obwohl Hunger wird man schon haben – der Flug zum Mond dauert nämlich etwas mehr als drei Tage. Zum Mars ist man übrigens dann schon über 6 Monate unterwegs – und das auch nur, wenn die Erde und unser Nachbar-Planet gerade in der Nähe sind. Für wissenschaftliche Zwecke ist eine dermaßen kostspielige und lange Reise ja noch verständlich – Weltraum-Touristen müssen schon enorm viel Geld und Langeweile haben, um ein solches Unterfangen zu wagen.

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Das SpaceShipTwo von Virgin Galactic.


Sehnsucht



Zusammenfassend kann man sagen: Raumfahrt ist teuer, dauert lange, braucht viel Material und hat nur einen begrenzten Nutzen. Das Space Shuttle-Programm alleine hat vom Anfang der Planung bis zur Pensionierung 2011 an die 175 Milliarden US-Dollar gekostet ... reine Entwicklungskosten. Und das war kein Langstrecken-Schiff, sondern viel mehr ein ... nun ja, Space Shuttle eben! Es brachte Satelliten in den Orbit und Astronauten zu Weltraumstationen wie der MIR oder der ISS. Jetzt stellt euch erst vor, was die Kosten für ganze Schiffsflotten wären. Egal ob Warp-Antrieb aus Star Trek, oder der namensgebende Masseneffekt-Generator aus Mass Effect – selbst wenn solche Technologien existieren würden und serienreif wären, die Kosten würden astronomisch sein. Da kann die Sternenflotte von Glück reden, dass im 24. Jahrhundert auf der Erde keine Armut mehr existiert. Und da sind wir genau beim Kerngedanken der Science Fiction: Die gekonnte Mischung aus Bekanntem und Möglichem. Während das Fantasy-Genre sich mit eher fantastischen Ideen beschäftigt, bleibt die Science Fiction meistens bei logisch möglichen Szenarien. Wir alle wissen, dass es weder Mittelerde noch Hobbits, Orcs und Elfen auf unserem Planeten gibt. Doch Vulkanier und Klingonen? Vielleicht sind sie da draußen und warten nur darauf, dass wir mit Warp-Geschwindigkeit bei ihnen vorbei fliegen. Die Hoffnung auf die Erfüllung dieser möglichen Szenarien, wie bei Jules Verne oder der Reise zum Mond von Méilès hält das Genre am Leben. Natürlich gibt es fantastischere Ausformungen wie den Steampunk, doch selbst dieser setzt mit einem „was wäre wenn …“ den Kanon für seinen Stil – nur eben im viktorianischen England statt in einer fernen Zukunft. Der Motor hinter der Science Fiction ist, dass es oft gar nicht so abwegige Ideen sind. Wir sehen das Raumschiff Enterprise, die Normandy oder den Todesstern und erkennen bekannte Muster wieder: Raumschiffe wie wir sie haben könnten, Sternenbasen im Riesen-Format und das alles unter einer militärischen Organisations-Struktur, die der uns bekannten Militärordnung sehr ähnlich ist. Eine solche Vermischung aus Bekanntem mit Möglichem macht uns Lust auf mehr, ohne zu abwegig zu erscheinen. Lust auf Zukunft.

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Ganz oben und kaum sichtbar: Unsere (Raum)Schiffe.
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