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Test: Mobiles Internet im Jahr 2011

Joe_the_tulip 04.11.2011 40319 10
2007 haben wir uns zuletzt mit den mobilen Internetzugängen im Land der Berge beschäftigt. Damals waren Transferraten im einstelligen Mbit-Bereich geradezu aufregend. Vier Jahre später empfehlen Betreiber ihre 3G-Modems gar als Ersatz für einen festen Internetzugang und obendrein stehen die ersten 4G/LTE-Anbindungen zur Verfügung. Wir haben uns den aktuellen Stand des mobilen Internets in Österreich noch einmal genauer zur Brust genommen.

Getestete Provider: A1 | drei | Orange | T-Mobile

Mission Briefing



Netzbetreiber gibt es in Österreich wirklich in Hülle und Fülle, doch nur die wenigsten haben ein eigenes 3G- oder 4G-Netz. Diese sind A1, drei, Orange und T-Mobile. Telering mietet das Netz von T-Mobile, bob gehört zu A1 und yesss benützt das von Orange. Ferner mietet drei das A1-Netz überall dort, wo die 3G-Abdeckung laut eigenen Tests nicht ausreichend gegeben ist. In jenen Gebieten ist Datentransfer aber maximal mit EDGE möglich, das 3G-Netz von A1 wird nicht gemietet.

Gleich an dieser Stelle möchten wir erwähnen, dass unsere Testwerte nur als ungefähre Richtwerte gesehen werden können. Abhängig von Netzauslastung, verwendetem Modem, Tageszeit, etwaige Wartungsarbeiten und vielen weiteren Variablen können diese extrem stark variieren. Tendenziell sind Kunden jener Betreiber, die das Netz nur mieten, immer schlechter dran als jene, die direkt beim Netzbesitzer angemeldet sind. Sprich: Selber Ort plus selbes Netz ergibt nicht immer dieselbe Performance. Oft sind die "Mietprodukte" auch ISP-seitig limitiert, wie etwa der brandneue Tarif smartbob offiziell maximal 1 Mbit/s zulässt. Derartiges muss aber beim Produkt gekennzeichnet sein. Im Falle von bob versteckt es sich zum Beispiel in den detaillierten Tarif-PDFs. Aufgrund derartiger Details ist es wichtig, das detaillierte PDF des gewünschten Tarifs auch tatsächlich aufmerksam zu lesen.

Begriffe und Transferraten

Bevor wir die Testkandidaten genauer vorstellen, möchten wir noch die verschiedenen Geschwindigkeiten und ihre verwendeten Synonyme hier festhalten. Für detaillierte Erklärungen führen die einzelnen Begriffe zu den entsprechenden Wikipedia-Artikeln. Die Zahlen in den Klammern sind jene Transferraten, die aktuell von Modems unterstützt werden.
  • 2G GSM, GPRS
  • 2G+/2,5G EDGE => bis zu 473,6 Kbit/s (59,2 Kbit/s pro Zeitslot)
  • 3G UMTS (bis 384Kbit/s)
  • 3G+/3,5G HSDPA (bis 7,2 Mbit/s), HSUPA (Upload von 1,4 bzw später 5,8 Mbit/s), HSPA (bis 21/5,8 Mbit/s), HSPA+ (bis 42/11,5 Mbit/s), DualCell-HSPA (bis 42/5,8 Mbit/s), DualCell-HSPA+ (bis 84/23 Mbit/s)
  • 4G LTE (bis 100/75 Mbit/s), 2,6 GHz-Band für urbane, 800-MHz-Band für ländliche Räume
Nun wird es Zeit die Testteilnehmer unter die Lupe zu nehmen. Unsere Samples kommen direkt von den Netzbetreibern, bei denen wir uns an dieser Stelle für die Zusammenarbeit herzlichst bedanken wollen. Wir haben jeden Netzbetreiber um sein schnellstes USB-Modem und den schnellsten Tarif gebeten. Von A1 bekamen wir deshalb den LTE-Stick Samsung GT-B3730, von T-Mobile den LTE-Stick Huawei E398, von drei den DualCell-Stick Huawei E372 und von Orange wollten wir den HSPA-Stick ZTE MF192. Leider ist dieser aber zum Testzeitpunkt über mehrere Wochen nicht verfügbar, weshalb wir hier auf das bereits aus früheren Artikeln bekannte, Huawei EM820U in unserem Testnotebook von Lenovo zurückgreifen müssen. Ihr findet hier übrigens absichtlich keine selbst fotografierten Bilder der USB-Modems: Abgegriffene/teildefekte Pressesamples sind unserer Meinung nach nicht besonders ablichtenswert.

Da wir uns hier im Bereich des mobilen Internets direkt an der Speerspitze der aktuellen Technik befinden, durften wir uns gleich mit zwei Hardware-Problemen herumschlagen: Der A1-LTE-Stick funktionierte leider überhaupt nicht, die A1-SIM lief aber einwandfrei im von T-Mobile gelieferten Huawei E398. Die T-Mobile-SIM läuft dafür nicht einwandfrei im E398 - sie kann nur mit EGDE oder LTE eine Verbindung herstellen, die wichtigen Zwischenstufen werden nicht zugelassen. Interessanterweise funktionieren diese problemlos mit der A1-SIM. Der Support von T-Mobile konnte uns leider diesbezüglich nicht weiter helfen und dank Huaweis inoffizieller Service-Politik ("Endkunden interessieren uns nicht") kann man auch keine aktuelleren Treiber oder Zusatz-Software vom Hersteller herunterladen. Doch da wir ähnlich dem Topgear Technology Center niemals aufgeben, greifen wir zu folgender Lösung: Im 4G-Bereich haben wir die T-Mobile-SIM im mitgelieferten Stick verwendet und abseits davon wanderte sie aushilfsweise ins integrierte Modem unseres Testlaptops. Für A1 musste der T-Mobile-Stick herhalten, doch konnte wir damit LTE nicht ausprobieren (was vermutlich eher an der sporadischen LTE-Abdeckung als am Stick lag). Deshalb haben wir von A1 ein weiteres Testsample angefordert und die LTE-Anbindung einzeln gemessen. Diese Tests fanden allerdings einige Wochen später statt und aus Gründen der Fairness den anderen Kandidaten gegenüber findet ihr die LTE-Testwerte auf einer eigenen Artikel-Seite mit dem Titel A1-Test mit LTE.

Testkandidaten und Tarife



Kommen wir nun noch zu den Tarifen in alphabetischer Reihenfolge:

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Bei A1 bekommt man ab 490 Euro bei Erstanmeldung den Samsung GT-B3730, der in 2G-, 3G- und 4G-Netzen bis zu 0,3, 17/5,8 und 100/50 Mbit/s erreicht. Anschließend bezahlt ihr etwa 92 Euro im Monat für den Tarif A1 Mobil Breitband LTE mit inkludierten 40 GB. Jedes weitere angefangene Megabyte kostet 5 Cent. Die maximale theoretische Transferrate liegt bei 100/75 Mbit für den Tarif und 100/50 Mbit/s für den Stick. Das gilt aber nur in den kleinen Bereichen von Wien und St.Pölten, in denen 4G überhaupt aktiviert ist. Sonst seid ihr vermutlich mit einem HSPA+-Modem unterwegs (weil dieses nicht wie der Samsung Stick auf 17 Mbit limitiert ist).

Links:
Stick | Tarif | Netzabdeckung (LTE ist dunkelgrün markiert)


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Samsung GT-B3730 mit 100/50 bei LTE und 17/5,8 Mbit/s bei HSPA+.
Frühe Firmware-Versionen haben Probleme beim 3G/4G-Handover.


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Bei drei bekommt man mittlerweile zwei Sticks, die das DualCell-HSPA-fähige Netz völlig ausnutzen. Den Huawei E372-Stick inklusive einem Router ab 149 Euro und den ZTE MF680 ab 79 Euro. Der schnellste Tarif hört auf den klingenden Namen 3Data SuperSpeed Flat und kommt mit unbegrenztem Datenvolumen (ganz ohne Drosselung) um 29 Euro pro Monat. Damit solltet ihr im kompletten Netz bis zu 30 Mbit/s erreichen. Der von uns getestete Stick schafft laut Hersteller 42/5,8 Mbit/s, vom ZTE MF652 konnten wir leider nur die Downstream-Angabe von bis zu 42 Mbit/s finden.

Links: Geräte | Tarife | Geschwindigkeitsinformationen (gesammelte Speedtests von Usern) | Huawei über den E372


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Huawei E372 mit DC-HSPA bis 42/5,8 Mbit/s


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Orange hat uns den Datenstick Huawei E1750 zugesandt, der zum Zeitpunkt des Artikels das einzig verfügbare USB-Modem war. Das Netz verspricht allerdings mehr als die 7,2/5,8 Mbit/s von HSUPA, die dieser Stick zu bieten hat. Doch selbst die Pressestelle von Orange hält sich bezüglich den erreichbaren Transferraten bedeckt. Orange schnellstes Modem gibt es für gewöhnlich mit dem Tarif Mobiles Internet 15GB: Das ZTE MF192 verspricht ein Datenvolumen von 15 GB mit bis zu 21 Mbit/s. Nach Überschreitung der 15 GB wird die Geschwindigkeit auf 128 kbit/s gedrosselt, dafür bleibt der Preis stets bei 15 Euro pro Monat. Gut zu wissen ist, dass Orange jedem Kunden einen kostenfreien Test ihres mobilen Internets für 14 Tage ermöglicht (bei Onlinebestellung! In manchen Shops sind es nur 7 Tage). Damit sich das Netz des Provider auch wirklich unter Beweis stellen kann, setzen wir hier das in unserem Testlaptop integrierte Huawei EM820U ein, das ebenfalls HSPA+ mit bis zu 21 Mbit/s unterstützt und deshalb genau richtig für den Einsatz bei Orange ist.

Links: Tarif (inklusive Gratis-Modem) | Spezifikationen des MF 192


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ZTE MF192 mit HSPA+ bis 21 Mbit/s


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Bei T-Mobile gibt es seit Ende Juli ebenfalls 4G-Tarife. Die Hardware hinter dem T-Mobile Webstick LTE ist der Huawei E398 - mit Sicherheit der interessanteste Stick hier im Test. Er unterstützt nämlich LTE bis 100/50 Mbits, DC-HSPA+/HSPA+ (42Mbit/s) und EDGE. Der zugehörige Tarif heißt All Inclusive Internet LTE und kostet für 40 GB Datenvolumen nur 80 Euro bei 100/50 Mbit/s. Ab 40 GB wird man ohne zusätzliche Kosten auf 128 kbit/s gedrosselt. Ein cleveres Feature ist in der Tarifauswahl auf der Website inkludiert: Wählt man einen der Tarife aus, kommt man automatisch zur Verfügbarkeitskarte, die die HSPA+/LTE-Areale (leider nicht getrennt) ausweist. Laut Online-Auskunft ist LTE derzeit nur in den Wiener Bezirken 1 bis 5 zu finden. Außerdem müsste es in Innsbruck ebenfalls funktionieren, denn dort war immerhin die in Szene gesetzte LTE-Studenten-WG. Für die ersten 676 Kunden gibt es übrigens derzeit eine Aktion, die den Preis des LTE-Tarif auf "nur" 50 Euro pro Monat senkt.

Links: Web Stick LTE | All Inclusive Internet LTE (PDF) | LTE-Abdeckung

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Huawei E398 mit 100/50 bei LTE und 42/11? Mbit/s bei DC-HSPA


Testpunkte und Methodik



Testpunkte

Getestet wurde an insgesamt sechs verschiedenen Orten innerhalb eines Dienstags, der ein normaler Werktag war. Diese Orte sind als praxistaugliche, vorab mit uns selbst vereinbarte Stichproben zu verstehen und entsprechen keiner exakten Abdeckung des jeweiligen Providers. Jeder Punkt verfügt über eine spezielle Charakteristik.


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Location 1: Stephansplatz

Die erste Location ist der Wiener Stephansplatz gegen 10:00 vormittags. Wir befinden uns auf einer Betonbank direkt vor dem Bekleidungsgeschäft Zara. Der Stephansplatz ist seit jeher ein Steckenpferd der Netzbetreiber, weshalb wir uns hier die besten Testwerte erwarten.

Link: Google Maps


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Location 2: Altes AKH

Das "Alte AKH" ist Location Nummer 2. Warum? Es ist ein Platz, wo viele Menschen - vorwiegend Studenten - ihre Pausen verbringen, sich treffen oder auch lernen. Damit ist es relevant für unseren Test, auch wenn um 11:00 am Vormittag für gewöhnlich noch nicht alle Studenten wach sind.

Link: Google Maps


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Location 3: Breitenfurt West

Location 3 soll die Charakteristik einer ländlichen Gegend in unseren Test einbringen. Fündig werden wir am kleinen Semmering in der Nähe von Breitenfurt. Dort führen wir am frühen Nachmittag - umgeben vom Duft umliegender Bauernhöfe - unsere Testreihe durch.

Link: Google Maps


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Location 4: Ikea Vösendorf Bistro

Gegen 15:00 befinden wir uns im Ikea Bistro in der SCS in Vösendorf. Diese Stichprobe hatten wir auch schon im letzten Vergleich dabei und hilft als gut besuchter, öffentlicher Ort aus, der zu einer hohen Netzauslastung neigt.

Link: Google Maps


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Location 5: Biedermannsdorf

Von der SCS ist es nur ein Katzensprung zur overclockers.at Redaktion in Biedermannsdorf. Diese dient uns als flach gelegenes Gebiet mit geringer Bevölkerungsdichte. Das sind ähnliche Gegebenheiten, wie zum Beispiel im diesbezüglich interessanten Burgenland, wo aufgrund der niedrigen Teilnehmeranzahl schon bei der Einführung von HSDPA in Österreich Werte im Mbit-Bereich erzielt wurden.

Link: Google Maps


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Location 6: Alt Erlaa

Last but not least kommen wir zur Internet-Rush-Hour in den dicht bewohnten Wohnpark Alt Erlaa. Mehr als 15.000 Menschen leben hier auf nur wenigen Quadratkilometern. Viel mehr Netzlast kann es an einem frühen Abend hierzulande kaum geben. Wir führen den Test an einem der berühmten Dachbäder durch, die sich auf den Wohnblöcken befinden - also etwa in 75 Meter Höhe.

Link: Google Maps

Testmethodik

Bei der Testmethodik haben wir uns überlegt, wie wir am besten reproduzierbare und vergleichbare Messungen durchführen können. Die Testsuite ist zugunsten der in der Praxis beschränkten Zeit pro Messpunkt deshalb eher rudimentär. Pro Location und Provider machen:
  • 3 Speedtests via speedtest.net (mit dem automatisch zugeteilten Server)
  • 3 Speedtests mit dem UPC-Speedtest (um Probleme mit speedtest.net auszuschließen)
  • 3 Seitenaufrufe der Notebookkategorie im Geizhals Preisvergleich (Praxistest einer größeren Webseite)
  • 3 Seitenaufrufe der overclockers.at-Startseite (Praxistest eurer Lieblingswebseite)
  • 1 FTP Down-/Upload von 8 MB auf den oc.at FTP mittels FireFTP
Um dem omnipräsenten Caching und dem DNS-Lookup zu entgehen, haben wir geizhals.at und overclockers.at in unsere hosts-Datei eingetragen, leeren nach jedem Start von Firefox den Browser-Cache und führen anschließend die Tests im privaten Modus durch. Bei der Zeitmessung verlassen wir uns auf das FF-Plugin Firebug und sein Netwerk-Tab. Ferner runden wir bei den Speedtests auf eine Nachkommastelle und bei den Seitenaufrufen auf Zehntelsekunden. FireFTP spuckt leider über 500 kB/s nur noch Werte in Megabyte/s mit zwei Nachkommastellen aus; wir haben dennoch alle Zahlen in Mbit/s verwandelt.

Messwerte



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A1 zeigt im Durchschnitt die beste Performance - auch ohne LTE.


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Die Performance von drei fluktuiert aufgrund der vielen Kunden und nicht wegen schlechten Empfangs.


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Ohne LTE würde T-Mobile diesen Test verlieren.


diagramm_orange_172564.png
Orange leistet sich keine Patzer und kann deshalb insgesamt überzeugen.


diagramm_gesamt_172767.png
Im Gesamtvergleich sieht man klar die Vorteile von LTE.


diagramm_ping_172768.png
Gerade beim Ping kann LTE punkten und fühlt sich damit deutlich schneller an!


Für Zahlen-Nerds haben alle Werte in ein Google-Spreadsheet gepackt. Ihr findet jeden Messstandort auf einem eigenen Tabellenblatt:


A1-Test mit LTE



Wie bereits erwähnt, hat unser erstes Test-Sample des A1-LTE-Sticks schon am Weg zu uns den Geist aufgegeben. Netterweise bekamen wir ein zweites der momentan raren Samples zugeschickt. Allerdings liegen zwischen Testlauf 1 und Testlauf 2 mehrere Wochen, weshalb wir die Ergebnisse und deren Auswertung hier separat vornehmen wollen.

Auch diesmal läuft der Test nicht reibungslos ab: Beim Test im Wiener Stadtpark (LTE-Abdeckung) können wir uns nur mit 3G erfolgreich verbinden. Das Problem liegt in der veralteten Software-Version unseres Samsung B3730-Teststicks - LTE geht nur im 4G-only Modus. Das erfahren wir jedoch erst einen Tag darauf und finden dabei zufällig heraus, dass Testlocation 6 (Alt Erlaa) mittlerweile im LTE-Abdeckungsgebiet liegt. Ein kurzer Vortest verspricht uns 40/3 MBit/s bei speedtest.net (auf dem von LIWEST gesponsorten Server). Ganz nebenbei ist das mit Abstand die höchste Downloadgeschwindigkeit, die wir im Zuge aller Vorbereitungen und dokumentierten Tests erreicht haben. Beim tatsächlichen Test an einem Samstag bzw. Sonntag Nachmittag erzielen wir dann folgende Ergebnisse:


Auswertung



Bei der Auswertung möchten wir uns auf die Beantwortung dieser drei wichtigen Fragen konzentrieren:
  1. Wer ist der schnellste Provider in unserem Test?
  2. Wie gut ist LTE wirklich?
  3. Würden wir unsere feste Leitung mit mobilem Internet ersetzen?

ad 1) Die Frage nach dem Testsieger ist schnell beantwortet: Es ist und bleibt A1. A1 hat zwar nicht immer die schnellsten Transferraten gezeigt, war aber insgesamt über alle Messpunkte am konstantesten. Und genau das macht einen Testsieger in so einem Test aus: Verlässlichkeit. T-Mobile würden wir momentan nur dann empfehlen, wenn ihr im LTE-Empfangsgebiet seid. Drei ist auf jeden Fall der Preis-/Leistungssieger, aber leider oft fluktuierend. Orange war ebenfalls sehr verlässlich und kaum fluktuierend. Das Angebot ist aber etwas zu teuer für die gebotenen Transferraten - insbesondere im direkten Vergleich mit drei.

ad 2) LTE spielt in der Tat in einer komplett anderen Liga. Selbst ohne einem Speedtest merkt man sofort, wann 4G verfügbar ist und wann nicht. Das liegt zum einen an den guten Zugriffszeiten und dem damit verbundenen, schnellen Seitenaufbau sowie an sehr geringer Fluktuation der Leitung. Weiters sind natürlich auch die Transferraten ausschlaggebend für das Gefühl der Überlegenheit. Leider ist die Abdeckung mit LTE noch so gut wie nicht gegeben - auch wenn wir aus internen Quellen wissen, dass laufend Sendemasten-Upgrades stattfinden und sich die Lage deshalb mit der Zeit deutlich bessern sollte. Dazu gesellen sich die gesalzenen Preise, die mit 80 bzw 90 Euro pro Monat einfach inakzeptabel sind.

ad 3) Die Gretchenfrage dieses Tests können wir ziemlich eindeutig beantworten: Nein, wir würden unsere Festanbindung nicht aufgeben! Außer man befindet sich zufällig in einem Gebiet mit LTE-Abdeckung und braucht kein großes Datenvolumen[/B]. Allerdings wird man selbst in diesem Fall wohl keine 80 Euro für die gebotene Leistung bezahlen wollen. Für Gelegenheitssurfer sollte zwar das 3G-Standardangebot jedes Netzbetreibers problemlos ausreichen, aber auch nur wenn sie damit leben können, dass es zu Stoßzeiten etwas langsamer zur Sache geht. Der größte Nachteil mobiler Internetverbindungen ist in jedem Fall noch immer das Datenvolumen und die Konsequenzen der Überschreitung: Bei A1 zahlt man pro MB ganze 5 Cent (50 Euro/Gigabyte!) und bei T-Mobile und Orange wird man auf unglaublich träge 128 kbit/s beschränkt. Nur drei bietet derzeit einen Tarif ohne Limit an. Übrigens kann man bei A1 selbst auf Anfrage keine Sperrung nach Überschreitung des Datenvolumens aktivieren ("Ich kann Ihnen nur den nächstgrößeren Vertrag anbieten.").

SIM-Experimente

Da wir zufällig auch eine normale A1-SIM-Karte (nicht-LTE) und eine Bob-SIM-Karte bei der Hand hatten, konnten wir noch einige interessante Fragen klären zum Thema LTE klären:
  • Verbindet sich eine SIM-Karte mit normalem Vertrag mit LTE? => Nein.
  • Verbindet sich eine Bob-SIM-Karte mit A1 LTE? => Nein.
  • Sind eine normale SIM, eine Bob-SIM und eine LTE-SIM gleich schnell im nicht-LTE-Bereich? => Ja - zumindest in unserem Test-Setup

Und einen Zufallsfund können wir auch noch anbieten: A1 scheint bei Bob-SIM-Karten am eigenen Server den Upload auf exakt 0,4 MBit/s zu limitieren. Das Ergebnis konnten wir problemlos reproduzieren.

Ausblick und Fazit



LTE wurde 2008 erstmals erfolgreich in Österreich demonstriert und ist seit 2010 in einigen wenigen Haushalten verfügbar. Seit 2011 gibt es aber auch "Tarife für Reiche", die direkt in der LTE-Zone wohnen. Ferner hat uns drei verraten, dass es derzeit schon einen Testbereich in Wien gibt, in dem LTE in normalen Haushalten funktioniert. Alle bisherigen LTE-Angebote sind im 2,6-GHz-Band, das sich durch hohe Bandbreite aber auch durch schlechte Reichweite auszeichnet und damit nur für urbane Gegenden geeignet ist. Für alles andere bräuchte man LTE im 800-MHz-Band. Leider wurden die entsprechenden Lizenzen von der RTR noch nicht versteigert (wird für 2012 erwartet), weshalb wir in naher Zukunft noch keine flächendeckende Versorgung mit LTE erwarten sollten. Außerdem gibt es bis jetzt noch keine LTE-Modems, die mit beiden LTE-Frequenzbändern umgehen können. Und wenn, es ist derzeit ohne Erstanmeldung fast unmöglich einen passenden Stick zu erwerben.

Unser Fazit fällt diesmal eher kurz aus und bringt keine großen Überraschungen: Wenn man den verlässlichsten und gleichzeitig im Schnitt schnellsten Betreiber haben möchte, sollte man ohne Bedenken zu A1 greifen. Möchte man unbedingt LTE, raten wir wegen des besseren Preis/Leistungsverhältnisses zu T-Mobile und ist das Preis-/Leistungsverhältnis entscheidend, ist drei die einzige Option. Im Großen und Ganzen müssen wir euch aber leider von den LTE-Tarifen derzeit abraten, da die monatlichen Kosten schlichtweg untragbar sind. Ferner ist T-Mobile abseits der LTE-Abdeckung unser Testverlierer und drei hat für unseren Geschmack zu große Schwankungen aufgrund der hohen Netzauslastung. Orange zeichnete sich in unserem Test nur durch eine geringe Fluktuation der Leitung, aber auch durch die niedrigsten Transferraten aus. Da man sich allerdings auch keine Schwächen leistet, können wir Orange bei günstigen Tarifen durchaus empfehlen.

Zum Abschluss möchten wir euch noch einmal daran erinnern, dass unsere Testwerte maximal als Tendenzen verstanden werden können. Zu unterschiedlichen Tageszeiten könnt ihr mit unterschiedlichen Endgeräten am selben Fleck sehr unterschiedliche Testergebnisse erzielen. Umso wichtiger ist es, die Möglichkeiten zum Selbsttest eurer Standorte zu nutzen, insofern diese vorhanden sind. Orange bietet zum Beispiel einen Test von bis zu zwei Wochen an, aber auch das 3G-Modem eines Freundes könnte euch bei der richtigen Entscheidung helfen. Natürlich gibt es auch diverse User-Erfahrungen in den einschlägigen Foren und speziell die Kommentare zu diesem Artikel sollten dazu dienen, eure Erfahrungen mit mobilem Internet auszutauschen.

Links



Auf dieser Seite findet ihr wichtige und für euch vielleicht nützliche Links. Manche davon kommen auch schon im Artikel selbst vor, doch kann eine Übersicht garantiert nicht schaden:

Allgemein

Netzabdeckung

LTE

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