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In Your Face Friday - Star Wars, aber bitte richtig

karlstiefel 04.09.2015 18656 17
Viele Filme kriegen einen Director's Cut aber bei Krieg der Sterne wurde übertrieben. Für manche Fans hat der Regisseur George Lucas maßlos übertrieben und das von ihm geschaffene Meisterwerk kaputt gemacht. Einige Jedi-Jünger haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, eine möglichst originalgetreue Version aus allen vorhandenen Quellen zu basteln. Die Despecialized Edition zeigt, wie weit die Liebe zu einem Film gehen kann.

Es ist jetzt wirklich kein Geheimnis, dass ich - wie hoffentlich viele von euch auch - ein Fan von Star Wars bin. Dementsprechend freue ich mich, dass es bald mehr von dem Science Fiction Märchen geben wird. Die treibende Kraft Macht dahinter wird aber nicht mehr George Lucas und sein Studio Lucas Film sein, sondern J.J. Abrams und Disney. Das ist vielleicht gut so, zumal Lucas nicht mehr viel Liebe von den Fans seines Universums bekommen hat - und das nicht erst seit Episode 1. Schon davor wurde ihm vorgeworfen, dass er das von ihm geschaffene Meisterwerk verschandelt. Um das wirklich zu verstehen, müssen wir uns einen der glorreichsten Momente der Star Wars-Geschichte vor Augen führen. Bei den Oscars 1978 räumte Episode IV nicht weniger als 7 Mal ab. Er wurde für den besten Schnitt, Ton, Kostümdesign, visuelle Effekte, Szenenbild und Filmmusik ausgezeichnet und erhielt einen weiteren Sonder-Oscar für die besten Toneffekte.
Klingt toll, nicht wahr? Bloß leider hat keiner von uns diesen Film jemals gesehen. Ich meine, Episode IV haben wir alle wohl schon genossen aber eben nicht die Version, die damals so viele Preise abgeräumt hat. Denn wenn es nach George Lucas ging, war der Film nicht nicht fertig - noch lange nicht. Überall waren kleine Fehler, die anscheinend nur er sehen konnte. Die Effekte waren einfach nicht gut genug, der Sound war einfach nicht auf den Punkt und es fehlten überall Szenen. Jeder konnte Star Wars lieben, außer dessen Schöpfer. Darum wurde herumgedoktort, eine neue Edition nach der anderen herausgebracht. Selbst, als das National Film Registry der USA den ersten Teil der Trilogie in das Archiv aufnehmen wollte (einer der ersten 25 Filme, die 1989 aufgenommen werden sollte) konnte Lucas das nicht zulassen. Bis heute beinhaltet das Archiv, welches Meisterwerke für die Zukunft erhalten soll, keine Kopie vom ersten Star Wars Teil. So ging das weiter, neue Versionen wurden veröffentlicht, stets mit Änderungen - manche klein und kaum erkennbar für das ungeschulte Auge, manche maßgeblich und tonangebend. Besonders auffällig ist beispielsweise die Szene, wo Han Solo seinen Konkurrenten Greedo erschießt. Im Original tötet er den knopfäugigen Schmuggler kaltblütig, bei der Special Edition von 1997 schießt Greedo zuerst, Han reagiert eher. Für die Vorstellung eines Charakters macht das einen gewaltigen Unterschied, ob er einfach besser schießt oder seinen Gegner tötet, bevor der überhaupt schießen kann.

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Ein Shot von vielen, die bei der Despecialized Edition ausgetauscht wurden.

Die Liste der bisherigen Änderungen an den Filmen ist lange. Weder die Kostüme, noch die Effekte oder Sounds, die damals mit Oscars ausgezeichnet wurden, sind auf einer aktuellen Fassung der klassischen Star Wars-Teile noch erhalten. Der Film-Imperator hat all seine preisgekrönten Fehler ausgemerzt. Es gibt aber eine kleine Rebellen-Gruppe, die sich dem Perfektionswahn wiedersetzt und eine despecialized Edition angefertigt hat. Basis dafür liefern uralte, kaputtgespielte Videokassetten mit der ältesten verfügbaren Version von Episode IV. Da das darauf festgehaltene Material zwar originalgetreu aber von der Bildqualität her schlichtweg unterirdisch. Deshalb wurde basierend auf den Kassetten eine neue Edition aus mehreren Quellen geschnitten. Viel Material stammt von der Bluray-Sammlung von 2011, die wiederum auf einem Master-Film der "Definitive Edition" von 1993 auf Laserdisc basiert. Für die neue Version wurden basierend auf einer erhaltenen Filmrolle die Farben korrigiert und deren Kontrast angepasst, wodurch ein leichter Rotstich entfernt und mehr Details in dunklen Szenen sichtbar wurden. Dann wurden Szenen aus Bonus-DVDs und von gescannten Filmrollen eingefügt, schließlich wurden alte Soundeffekte eingespielt. Manchmal wurden nur Details geändert, dann wurden wieder ganze Szenen ausgetauscht. Dabei hat sich viel getan, eine Galerie mit Änderungen wurde von den fleißigen Fans veröffentlicht. Ob diese originalgetreue Version nun besser oder schlechter ist, was die Szenenwahl betrifft, bleibt dem Zuschauer überlassen. Angesichts von Lucas Special Effekt-Wahn ist es kaum verwunderlich, dass sich eine Gegenbewegung gründet - schließlich haben wir es hier mit einer Religion zu tun. Es bleibt zu hoffen, dass die neuen Teile weder solch überzogene und leider zu oft übermäßig simpel gestalteten Werke werden wie die (jetzt nicht mehr ganz so) neue Trilogie und dass wir auch in 40 Jahren noch den 2015er Release von Das Erwachen der Macht sehbar sein wird. Möge die Macht mit uns sein.

Mittlerweile ist Star Wars: Uncut der bessere Film.
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