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In Your Face Friday - Willkommen im Trailer-Park

karlstiefel 11.12.2015 23564 8
Ein Vorgeschmack auf ein Kinoerlebnis oder doch eine eigene Kunstform? Trailer befinden sich im medialen Limbo zwischen sorgfältig gefertigten Meisterwerken und blanker Werbung. Dabei hat das "tl;dr" der Filmbranche extrem viel Potential, Begeisterung zu erschaffen - die natürlich gehalten werden Muss. Werfen wir also einen kurzen Blick auf die Welt der Ankündigungs-Filmchen, mitsamt ihrer Meisterwerke und Verfehlungen.

Es gibt Filme, auf die freut man sich richtig. Das mag sein, weil der Lieblings-Regisseur ein neues Meisterwerk angekündigt hat, weil der eine Schauspieler eine oscarwürdige Performance abliefern könnte oder weil einfach eine Serie fortgesetzt wird, die einem am Herzen liegt. Richtig nimmt der Hype-Zug aber erst Fahrt auf, wenn es bewegte Bilder gibt. Mit einem Trailer lässt sich die Tonalität des kommenden Films bereits im Vorfeld andeuten - oder der Inhalt wird massiv gespoilert. Trailer-Schnitt ist eben eine eigene Kunst, kein Wunder also, dass es eigene Cutter für die Appetithäppchen gibt.
Aber woher kommt der kurze Einblick in ein oft noch nicht fertiges Produkt eigentlich? Den ersten Trailer überhaupt gab es schon vor über 100 Jahren - allerdings nicht für einen Film. Das Musical "The Pleasure Seekers" wurde 1913 mit einem Promo-Filmchen beworben. Einen großen - und bedeutenden - Unterschied gab es damals: Die Clips wurden nicht wie heute vor, sondern nach den Filmen gezeigt. Daher kommt auch der Name "Trailer" - etwas, was man hinter sich herzieht. Da die Filmchen aber oft einfach ignoriert wurden, gab es einen Platzwechsel vor den eigentlichen Film. Wer brav den IYFF liest, dem wird das bekannt vorkommen - war der Film selbst doch als "Rausschmeißer" gedacht. Mit der Zeit hat sich, wie beim großen Bruder Film, auch dessen Ankündigung weiterentwickelt. Dementsprechend viel Aufmerksamkeit wird der Werbung für den Film auch geschenkt: Awards, Kritik und Analysen von Fans zeigen, dass diese "kleine Kunstform" doch große Kreise zieht.

Die Screen Junkies machen Comedy aus den Trailern.

Manche Trailer haben mittlerweile Kult-Status, teils ganz unabhängig vom Film. Als Star Wars: Episode 1 angekündigt wurde, mussten Enthusiasten noch ohne YouTube auskommen. Viele Fans freuten sich, als der Trailer endlich im Kino lief, manche Hardcore-Fans haben sich dafür sogar mehrfach Kinotickets gekauft, nur um vor dem Film und mit einer Gedächtnisauffrischung den Saal wieder zu verlassen. So mäßig der erste Teil der mittlerweile mittleren Trilogie auch war - seine Ankündigung war legendär.
Bei der Suche nach einer Formel, die einen bleibenden Eindruck beim Zuschauer verspricht, stoßen die Trailer - wieder wie beim Film selbst - leider manchmal auf einen toten Punkt. Wenn man den Aufbau einer Vorschau bereits vorhersagen kann, ein Sprecher mit tiefer Stimme "In a world..." sagt und man hoffen muss, dass keine Spoiler darin enthalten sind, läuft etwas schief. Der YouTube-Kanal Screen Junkies nimmt das mit den Honest Trailers auf die Schippe, leider funktioniert das noch nicht mit Hollywood selbst. Ein Comedy-Trailer wird immer versuchen, lustig zu sein, ein Thriller spannend und einer von Michael Bay wird Explosionen haben. Logisch, wir reden hier immer noch über Werbung. Hier ist also noch Luft nach oben - Trailer, die mehr als nur ein Vorgeschmack, sondern ein Kunstwerk im Miniaturformat sein sollen, haben es eher schwer. Das Medium steht sich wegen seiner Funktionalität selbst im Weg.

Ein Mal gänsehaut bitte.

Wie schauts bei euch aus - habt ihr einen Lieblingstrialer? Schaut ihr überhaupt Trailer oder vermeidet ihr sie wegen möglichen Spoilern?

Intro-Foto: "Lighting Situations" von Travis Rigel Lukas Hornung, verwendet unter Creative Commons Lizenz.
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