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Der Überziehungsrahmen als Grundpfeiler der Konsumgesellschaft

szg2019 13.07.2011 - 19:51 26243 170 Thread rating
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Hampti

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Hab früher auch so gelebt dass ich den Überziehungsrahmen zu meinem “Vermögen” gezählt....heutzutage lebe ich zum Glück trotz 2er Kinder weit besser. Ich finde es jetzt halt auch dämlich wenn die Leute über ihren Verhältnissen leben und dies mit Privatkrediten oder Rahmen abdecken....aber gibts halt immer wieder und zwar nicht nur bei der Jugend ala Handyvertrag um 70€ pro Monat dafür alle 2 Jahre ein neues iPhone.

Weinzo

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Zitat aus einem Post von TitusTheFox
Meine Fixkosten mit 2 Kindern, also zu 4.

Da sind wir aber von den 3000.- nicht mehr weit weg.

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geh komm, sieht doch sehr vernünftig aus und von 3k bist "meilenweit" weg - über die Fixkosten würden sich 90% der Eigenheimerwerber (und hws. die meisten Leute über 70m² Miete) freuen :)

hctuB

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Wir kommen mit 3 Kindern auf ca 2400 Euro Fixkosten.
Gemeinde, Wasser, Strom, Auto, Sprit, Versicherungen, Lebensmittel, Kleidung, Amazon, Handy, Netflix, Kiga Schule, ganz wenig Kredit ...

Sind nur die wirklichen Fixkosten, Essen und Kleidung gemittelt, alles darüber hinaus ist Luxus. Dank der Sozialleistungen in Österreich und meinem doch gutem Gehalt war es bis dato kein Problem einiges zur Seite zu legen. Meine Frau arbeitet jetzt auch wieder, das bessert das Familieneinkommen weiter auf.

Muss auch gestehen dass wir das Glück haben das uns im Zuge des Hauskaufes Zimmerei Geld geborgt wurde. Diesen Bonus haben natürlich nicht viele. Mehr als 50% war aber ohnehin bereits als Eigenmittel vorhanden.
Bearbeitet von hctuB am 03.10.2019, 21:34

daisho

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Zitat aus einem Post von Pedro
einer, der versteht und erlebt hat, worauf ich hinaus will.... 3k mein Ar**h :)
Ja, das ist korrekt. Bei den Wenig-Verdienern (wovon es halt leider zu viele gibt, grundsätzlich auch einfach weil viele Berufe einfach nicht gewürdigt werden und "warum sollte man mehr als Minimum bezahlen ..." Mentalität der Arbeitgeber) heißt es meistens "Zu zweit so lala machbar, alleine zurück in die 30m² Wohnung ..."

Hilft dann natürlich auch nicht wenn die Werbung und Mitmenschen einem vorgaukeln man muss den neuen 70" 8K OLED unbedingt haben weil sonst bist ein Looser ... und dann beginnen die Ratenzahlungen usw ...

charmin

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Zitat aus einem Post von daisho
Hilft dann natürlich auch nicht wenn die Werbung und Mitmenschen einem vorgaukeln man muss den neuen 70" 8K OLED unbedingt haben weil sonst bist ein Looser ... und dann beginnen die Ratenzahlungen usw ...


:D

ccr


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Zitat aus einem Post von daisho
wovon es halt leider zu viele gibt, grundsätzlich auch einfach weil viele Berufe einfach nicht gewürdigt werden und "warum sollte man mehr als Minimum bezahlen ..." Mentalität der Arbeitgeber

Achja, es sind immer nur die anderen Schuld.


Ich habe in meinem Leben in vielen Ländern dieser Welt gearbeitet, und eines musste ich dabei feststellen: kaum wo war die Motivation zu Aus- und Weiterbildung so gering wie in Österreich.

In anderen Ländern ist es viel stärker in den Köpfen der Menschen verankert, dass eine solide Ausbildung (ggf. am "zweiten Bildungsweg") und laufende Weiterbildung der Schlüssel zu finanzieller Sorgenfreiheit sind.

Nur bei uns ist das noch nicht so richtig durchgedrungen. Wahrscheinlich, weil man sich auch als Schulabbrecher den Bimmer und die Playstation leisten kann.


Schon klar, dass ist jetzt auch ein wenig überzeichnet.
Aber dieses "buhu, Jobs werden nicht gewürdigt und Arbeitgeber zahlen so schlecht" ist halt schon sehr einseitig.

Es gibt inzwischen auch genügend Studien, die zeigen, dass die (in Österreich rekordverdächtig hohe) Teilzeitquote zum überwiegenden Teil nicht an der Doppelbelastung von Frauen liegt, sondern der wirtschaftliche Anreiz zu Vollzeitarbeit nicht groß genug ist (weil das Haushaltseinkommen ausreicht, es Transferleistungen gibt, und der Netto-Stundenlohn mit jeder gearbeiteten Stunde sinkt).
Das drückt dann natürlich auch die Durchschnittsgehälter enorm, wenn in einem Land so viel Teilzeit gearbeitet wird.

Dune

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Zitat aus einem Post von daisho
Hilft dann natürlich auch nicht wenn die Werbung und Mitmenschen einem vorgaukeln man muss den neuen 70" 8K OLED unbedingt haben weil sonst bist ein Looser ... und dann beginnen die Ratenzahlungen usw .

Dafür auch kein Mitleid. Ich seh's immer wieder auf den Straßen im 16. oder 20., wo die ärmsten Schlucker mit ihren SUVs auf die roten Ampeln angasen. Oder in der Lugnercity, alleinerziehende Mutter kauft 90" Fernseher für 10 m² Wohnzimmer. Was is los mit den Leuten? ;)

charmin

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Zitat aus einem Post von ccr
Achja, es sind immer nur die anderen Schuld.


Ich habe in meinem Leben in vielen Ländern dieser Welt gearbeitet, und eines musste ich dabei feststellen: kaum wo war die Motivation zu Aus- und Weiterbildung so gering wie in Österreich.

In anderen Ländern ist es viel stärker in den Köpfen der Menschen verankert, dass eine solide Ausbildung (ggf. am "zweiten Bildungsweg") und laufende Weiterbildung der Schlüssel zu finanzieller Sorgenfreiheit sind.

Nur bei uns ist das noch nicht so richtig durchgedrungen. Wahrscheinlich, weil man sich auch als Schulabbrecher den Bimmer und die Playstation leisten kann.


Schon klar, dass ist jetzt auch ein wenig überzeichnet.
Aber dieses "buhu, Jobs werden nicht gewürdigt und Arbeitgeber zahlen so schlecht" ist halt schon sehr einseitig.

Es gibt inzwischen auch genügend Studien, die zeigen, dass die (in Österreich rekordverdächtig hohe) Teilzeitquote zum überwiegenden Teil nicht an der Doppelbelastung von Frauen liegt, sondern der wirtschaftliche Anreiz zu Vollzeitarbeit nicht groß genug ist (weil das Haushaltseinkommen ausreicht, es Transferleistungen gibt, und der Netto-Stundenlohn mit jeder gearbeiteten Stunde sinkt).
Das drückt dann natürlich auch die Durchschnittsgehälter enorm, wenn in einem Land so viel Teilzeit gearbeitet wird.

Es soll auch Leute geben, die statt nem Porsche halt einfach weniger hackeln gehen wollen und ned 40-60 Stunden jede Woche in da Firma stehen wollen. Kann ich auch gut verstehen. In 3 Jahren bin ich mit meinem Studium fertig, da hab ich dann 9 Jahre neben der Arbeit die HTL und die FH gemacht und da reizt es mich schon ordentlich Mal nur auf 30 Stunden zu gehen und für die Familie da zu sein.

Dune

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Auch eine Möglichkeit aus dem Konsumhamsterrad auszubrechen! Wenn man jedes Upgrade von jeder Gerätschaft mitmacht, irgendwann etwas gehörig falsch im Leben.

ccr


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Das ist ja voll ok charmin. Wenn Du mit Deinem Einkommen auch mit weniger Wochenstunden auskommst, dann ist das doch eine gute Entscheidung (denk nur vielleicht auch ein paar Minuten drüber nach, ob die Pension dann auch noch reichen wird).

Nur darf man sich dann halt nicht wundern, wenn die Statistik niedrige Durchschnittseinkommen ausweist.
Im Grunde ist das nämlich eigentlich sogar das Resultat unserer Wohlstands und Sozialsystems, dass wir freiwillig auf Einkommen verzichten können, und nicht das Zeichen von grassierender Armut.

mr.nice.

endlich fertig
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Das halte ich für eine gewagte Behauptung ccr, ich denke die Zahl der Teilzeitbeschäftigten, die ihre Stelle gerne vollzeit ausüben würden ist beträchtlich, bekommen aber keine Vollzeitanstellung und müssen sich mit dem "besser als nix" begnügen.

Das sind oft Menschen die Erziehungs- oder Pflegeaufgaben übernommen haben, sojemand zu sagen, na hättest dich halt weitergebildet, statt die Oma zu pflegen, oder die Kinder groß zu ziehen, das finde ich nicht den richtigen Ansatz.

ccr


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Natürlich gibt es die.
Es gibt aber Studien, die zeigen, dass es nur eine Minderheit ist.

Ich muß mich nur im Freundeskreis meiner jüngeren Geschwister oder meiner Frau umschauen - die wenigsten haben da jemals Vollzeit gearbeitet, einfach weil es finanziell nicht notwendig war.
Meine Frau hat zwei Studien abgeschlossen, die am Markt nachgefragt werden - hat aber in ihrem Leben (jetzt ist sie 36) noch nie mehr als 25 Wochenstunden gearbeitet.

Irrsinnig viele Frauen wollen auch nach der Kindererziehung nicht mehr Vollzeit ins Unternehmen zurück, weil es, wenn die Kinder aus dem Haus sind, keine wirtschaftliche Notwendigkeit dazu gibt. Mit dem Familieneinkommen ist man auch davor schon ausgekommen, also braucht man das Mehrgehalt dann erst Recht nicht mehr.

Bei der "hier den Namen einer österreichischen Bank einsetzen" hatte ich in meiner Abteilung 15 Mitarbeiter, von denen nur 1(!) Vollzeit gearbeitet hat. Die anderen 14 hatten aber mitnichten alle kleine Kinder oder pflegebedürftige Verwandte daheim. Aber bei der "österreichische Bank" kann man auch mit einem Teilzeitgehalt gut leben ;)

Auch jetzt bewerben sich Leute Anfang, Mitte 20 bei uns, und wollen nur 30 Wochenstunden arbeiten. Die haben oft nicht einmal einen Partner ;)

Ich denke, auch die Statistiken sprechen hier eine klare Sprache - Frauen bekommen immer später und immer weniger Kinder, es gibt immer weniger Kinder pro Haushalt, es gibt auch immer weniger Familienverbünde mit älteren Verwandten - das mit den 5 Kindern und den pflegebedürftigen Großeltern ist ein Klischee von vor 40 Jahren ;)
So wie halt auch nicht jeder Landwirt in Österreich ein hart arbeitender Bergbauer ist ;)


Ich kann mal suchen, selbst der Standard, der ja sonst der Verteidiger der finanziell prekären Alleinerzieherinnen ist, hat vor einiger Zeit eine dieser Studien veröffentlicht.
Bearbeitet von ccr am 04.10.2019, 09:48

mr.nice.

endlich fertig
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Was du hier beschreibst sind die oberen 10-20 % der Bevölkerung was Bildungs- und Einkommensniveau betrifft, glücklich kann man sich schätzen, wenn man dazu gehört. Die meisten tun aber nicht und man sollte nicht abschätzig auf den Rest der Pyramide herabschauen.

Dune

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Zitat aus einem Post von mr.nice.
Das halte ich für eine gewagte Behauptung ccr, ich denke die Zahl der Teilzeitbeschäftigten, die ihre Stelle gerne vollzeit ausüben würden ist beträchtlich, bekommen aber keine Vollzeitanstellung und müssen sich mit dem "besser als nix" begnügen.

Ich glaube das gibt es genauso umgekehrt, wo Firmen es nicht gerne sehen wenn man bspw. 32 Stunden arbeitet oder eine andere Anzahl die nicht Vollzeit ist. Oft sind es administrative Gründe (Anpassung von Dienstzeiten, Einarbeitung, usw) oder eben die Versicherung. Gerade bei qualifizierten Jobs die eh gut bezahlt sind gibt's das sehr häufig.

Es ist imho schwer zu beurteilen ob jetzt mehr schlecht bezahlte Leute mehr arbeiten möchten oder gut bezahlte Leute weniger.

ccr


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@mr.nice.
Die Studie aus dem Standard habe ich jetzt so schnell nicht gefunden.
Aber die AK gibt zu, dass in ihrer letzten Umfrage 1/3 in TZ ist, weil sie mehr Zeit für private Interessen wollen (und 1/3 wegen der Kinderbetreuung, und 1/3 weil sie keinen Vollzeitjob findet).
Die Studie im Standard (AFAIR von der Uni Wien durchgeführt) hatte über 50% für die privaten Interessen ausgewiesen.

Klar gibt es einige Branchen, in denen Teilzeit als Instrument zur Ausbeutung der (zumeist weiblichen) Arbeitskräfte genutzt wird.
Aber dort sind eben nicht 100% der Teilzeitkräfte dieses Landes beschäftigt. Und Teilzeit hat sich in den letzten 10, 15 Jahren zunehmend zu einem Wohlstandsphänomen entwickelt.
In Osteuropa werden die Verwandten auch daheim gepflegt, und ist die Geburtenrate überwiegend höher als bei uns - trotzdem geht die Teilzeitquote gegen Null (in Ost- und Südosteuropa sind es so 3-5% bei den Frauen). Weil man es sich einfach nicht leisten kann, so wenig zu arbeiten.

Nicht grundlos wurden auch die letzten Steuerreformen als "Teilzeitfalle" bezeichnet, weil im Grunde nur Teilzeitkräfte von den finanziellen Entlastungen profitieren. Vollzeitkräfte, die dadurch entlastet werden, gibt es (zum Glück) nur ganz wenige in Österreich.
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