So, dann wollen wir mal... Einige Dinge habe ich eh schon kurz beantwortet, ich versuche etwas mehr ins Detail zu gehen.
Meine Perspetive ist halt die einer Stagehand; ich verdiene im Moment einen Großteil meines Einkommens mit dieser Art von Arbeit (Bühnenbau und andere Hilfstätigkeiten im Event-Bereich) wobei sich das auf verschiedene Locations und auch Tätigkeiten aufteilt und der Anteil 'Gasometer Konzert Auf- & Abbau' in diesem Jahr bisher wohl bei etwa 1/4 aller Arbeitsstunden liegt die ich geleistet habe.
Gegen Lärm kann man mit Technik immer was machen.
Ja, kann man - theoretisch. Was den Gasometer anbelangt sehe ich da aber nur eine Lösungen als realistisch an welche erstmal mit gröberen Umbauten bzw. einer größeren Baustelle zu bewerkstelligen wäre. Also auch wieder ne ganze Weile viel Lärm; dafür danach potentiell weniger Lärm. Da denke ich an eine Einhausung der kompletten Ladezone die beide Laderampen umfasst plus die Parkplatzflächen die für Hallen-Ausstatung (Stapler und Steiger), Tourbusse, LKWs und Produktion genutzt werden.
In der Nacht müsste man auch nicht abbauen, sondern könnte das in Zeiten verlegen wo nicht die Nachtruhe geregelt ist
Das habe ich eh schon etwas ausführlicher beantwortet; realistisch betrachtet -> Nein; zumindest nicht ohne einen Großteil der Konzerte (da rede ich von weit mehr als der Hälfte) zu verlieren weil man dann nur mehr Konzerte buchen kann die am Folgetag einen 'day off' haben. Wenn man die Tour aber nicht selbst von A bsi Z plant und veranstaltet und nur lokaler Promoter ist hat man darauf wenig Einfluss. Gerade bei internationalen Acts und Touren die über das DACH-Gebiet (DE/AT/CH) hinaus gehen hat ein 'kleines' Land wie Österreich kaum Vorrang was 'gute' Dates anbelangt und auch kaum ein Mitspracherecht was die Tourpläne anbelangt. Und wenn dann wohl nur über höheren Kosten und Organisationsaufwand (der sich letztenendes auch auf den Ticketpreis auswirkt).
... der Fall mit dem Parkplatz ist mir bekannt. Laut Flächenwidmungsplan ist das als Grünzone gewidmet. Wird aber schamlos vom Planet Music genutzt und auch gern mal abgesperrt.
Für Fußgänger wird meistens dann abgesperrt wenn 'großer' Verkehr herrscht (Nightliner, Tourbusse, LKWs, Stapler, Steiger,...), Anrainer weden meines Wissens nach blockweise durch gelassen sobald es möglich ist (teils natürlich in Begleitung von Sicherheitspersonal). Wie das genau geregelt ist kann ich nicht sagen, wenn ich dort am Laden bin (auch anderswo mit 'öffentlichem' Verkehr) bin ich aber sehr froh über die partiellen Sperren (was nicht heißt, dass ich mich darauf verlassen darf - aufpassen muss ich immer).
Geschrien wird natürlich auch immer, und die Motoren laufen lassen ist auch ganz fein.
Das habe ich denke ich auch schon beantwortet. Es ist leider manchmal nötig damit Ansagen oder Warnungen ankommen; je mehr Personal desto schwieriger ist es alles reibungslos zu koordinieren - die erweiterte Problematik hier ist natürlich auch, dass das Personal nicht immer das selbe ist und für das Material gilt das auch. Zusätzlich kommen teils sprachliche Differenzen dazu und die Fluktuationen beim Personal plus ein genereller Personalmangel sind ein zusätzlicher Faktor.
Motoren laufen lassen: bei den Tourbussen dient das unter Anderem der Klimatisierung aber wohl auch um diverse andere Systeme/Aggregate an Board neu zu laden - die Busse ersetzen oft das Hotel und der 'Standard' was einen gewissen Komfort anbelangt will gehalten werden. Bei den LKWs wird es wohl auch um so Dinge wie Ladedruck & Co gehen - da bin ich aber technisch nicht versiert genug um das im Detail beantworten zu können.
Achja und ich muss dazusagen dass erst jetzt immer bis 2 in der nacht abgebaut wird, früher war da um halb 1 alles fertig
Ich weiß jetzt natürlich nicht was mit 'früher' gemeint ist; es macht einen Unterschied ob wir da jetzt von 'vor 3 Jahren' (pre-lockdown) oder von 'vor 5-8 Jahren' sprechen. Ich kann nur kurz vor dem Lockdown und jetzt aktuell beurteilen - und aktuell versucht man natürlich die Sachen die währen der Lockdowns nicht möglich waren nachzuholen. Über einen längeren Zeitraum betrachtet; natürlich entgehen der Musikbranche und den Künstlern seit dem Wegfall des klassichen CD-Geschäfts vermehrt die 'klassischen' Einnahmequellen und Konzerte/Touren sind als Einnahmequelle wichtiger geworden als sie es noch vor 10 Jahren waren. Es wird mehr Geld in die Live-Schiene gesteckt; auch um höhere Preise rechfertigen zu können. Natürlich gehen damit aufwendigere Setups auf der technischen Seite einher und das braucht speziell in den mittelgroßen Locations (dazu zähle ich den Gaso) mehr Zeit für Load-Out, Setup, Load-In. Hängt natürlich immer auch vom Personal, der Crew, etwaigen Verständigungsprobleme oder technischen sowie organisatorischen Schwierigkeiten ab.
Mir kommt ja auch vor dass beim Gasometer gefühlt immer ALLES neu gebaut werden muss, was da immer an Equipment herangekarrt wird...
Gefühlt: Ja. Der Gaso hat als Location mittlerer Größe wenig an Fixinstallationen und auch wenig an Miet-Optionen die immer verfügbar sind - und die Optionen die verfügbar sind sind technisch nicht auf neuestem Stand (was de nGaso anbelangt sowieso) - alleine deshalb werden sie oft nicht genommen. Ton- und Lichtanlage kommt somit zu 90% von 'extern', auch LED-Walls, Backdrop (Vorhänge/Banner & Co), FOH, Follow-Spots & Co kommt von Extern, Merch meistens zusätzlich in einem eigenen kleinen Tourbus-Anhänger. Manchmal kommt ein Teil über den lokalen Promoter vom lokalen Verleih (also aus Österreich, nicht aus dem Ausland) - das ist aber eher bei den lokalen Acts oder kleineren Acts der Fall, größere Acts bauen sich zu 90% komplett eigenes Equippment rein. Ist natürlich auch ein Kostenfaktor: es ist wesentlich teurer und vor allem planungstechnisch weit mehr Aufwand für jede Location extra Equippment-Miete zu zahlen als langfristig planbares und nutzbares eigenes Equipment zu haben oder die Miete mit berechenbaren Fixpreisen nur über die Tourdauer und nicht mit verschiedenen, schwankenden Preisen in diversen Ländern und Locations buchen zu müssen; zumal man da kaum eine Kontrolle über den Zustand, die Wartung und das (Pre-)Setup der Geräte hat.
Der Veranstalter hat auch dafür zu sorgen dass die Gigs rechzeitig beginnen damit eben nicht bis um 2 Uhr abgebaut wird, aber wie Haemma schon sagte die wollen natürlich rausholen was geht und wenn die Band 1 Stunde später startet wird auch 1 Stunde länger konsumiert...
Da habe ich zu wenig Einblick in die Interna aber pauschal würde ich ihnen das nicht unterstellen. Oft dauert die sicherheitstechnische Abnahme einfach länger (was das anbelangt sind sowohl Location als auch lokale Promoter durchaus 'happig' - was ich gut finde), oft verzögert sich die Ankunft von Material/LKW's und das zieht sich dann nach hinten durch, oft wird auch kurz unterbrochen wenn zu viele Leute zu den Sanis müssen (gibt Acts da stellen sich die Leute draußen nen ganzen Tag an und essen/trinken kaum was; die kippen im Gaso oft nach der Reihe um wenn das Konzert los geht)... Die Veranstalter sind nicht immer die selben; also das mit dem 'Rauszögern für mehr Gewinn' generell zu unterstellen klappt so nicht -> ob es da schwarze Schafe gibt kann ich nicht beurteilen; meiner persönlichen Erfahrung nach schwankt es ziemlich was überziehen und pünktlich sein (rein vom Konzert her, nicht vom Auf-/Abbau) anbelangt; ein 'Muster' sehe ich da nicht unbedingt.
Was ich mir auch als Faktor vorstellen könnte ist, dass die Buhnenaufbauten gerade bei etwas bekannteren Acts tendenziell aufwendiger sind als noch vor 10 oder 20 Jahren.
Da ist dann natürlich auch mehr Zeug das abgebaut und transportiert werden muss, mit mehr LKWs, etc. und es dann eben auch bis später in die Nacht reingeht.
Vorhin schon zum Teil beantwortet; Ja - definitiv. Wobei ich auch erst seit 2016 den Job mache und da wenn man den Lockdown und private Pausen weg rechnet eher 3-4 Jahre intensiverer Arbeitserfahrung übrig bleiben. Aber Ja - wo man früher links und rechts ne Leinwand mit 2 Beamern oder eine Rückprojektion hatte stellt man heute fette LED-Walls hin oder sperrige Props. Es wird auch weit weniger Material über mehrere Jahre 'verwurstet' oder zumindest nach 2 Touren umgebaut/upgegradet (gibt gewisse Ausnahmen, die sind aber eher selten - gerade bei 'moderneren' Acts). Personal für den technischen Ablauf kommt mittlerweile viel öfter direkt mit eigenen Equipment von den Bands/Veranstaltern während es früher eher mit kurzer Absprache mit dem Location-Lichttechniker geregelt wurde (das ist jetzt nur mehr bei den kleineren Locations der Fall; beim Gaso eher weniger). Und so Sachen wie RoboSpot gab es früher nicht; mittlerweile nutzt die fast jeder - um auch ein konkretes Beispiel zu nennen;
https://www.robe.cz/robospotPS: Ich persönlich würde den Gaso nicht bespielen wollen (als lokaler Promoter) - alleine weil ich auch der Meinung bin, dass die Akustik im Gaso verglichen mit anderen Locations zeimlich mau ist, auch der technische Standard ist nicht mehr zeitgemäß. Generell ist es mir etwas zu sehr 'corporate livehouse' vom Feeling her -> beim gleichen Betreiber finde ich die ((szene)) weit angenehmer; dort habe ich schon Konzerte veranstaltet und war zufrieden (bin daher wohl auch ein bisschen gespoiled). Gaso käme bei mir nur in Frage wenn als Alternative Arena & WUK weg fallen würden und ich keine andere Option habe.
hth