"Christmas - the time to fix the computers of your loved ones" « Lord Wyrm

Produktentwicklung

nicolas conte 04.10.2018 - 07:32 1264 14 Thread rating
Posts

nicolas conte

Here to stay
Avatar
Registered: Mar 2002
Location: vienna
Posts: 690
Hatte gestern darüber eine Diskussion und niemand wusste genau, wie das professionell funktioniert. Vielleicht ist hier jemand, der sich auskennt. Es geht um die Entwicklung neuer Produkte. Wie kommt man von der Idee zu einem Prototypen bzw. einem marktreifen Produkt. Zum Beispiel der Pizzaautomat (https://www.wienerzeitung.at/nachri...ufgestellt.html), also ein Produkt, das jetzt keine neuen Technologien, also keine großartige Forschung, erfordert.

Es gibt die Idee und wie sehen dann genau die nächsten Schritte aus? Wen beauftragt man, das Design und die Technik zu entwickeln, wenn man eben nichts selber machen will oder kann? Wer baut solche Prototypen bzw. fertigen Produkte? Wie sehen solche Pläne aus und mit welchen Programmen werden sie erstellt?

Relativ laienhaft kann ich mir das auch vorstellen, weshalb mich nur Antworten von Profis interessieren würden bzw. von Leuten, google besser bedienen können als ich.

thx
Bearbeitet von nicolas conte am 04.10.2018, 07:46

mr.nice.

endlich fertig
Avatar
Registered: Jun 2004
Location: Wien
Posts: 6296
Es gibt eigene Firmen die sich auf Prototypenbau spezialisiert haben, billig ist das aber nicht.
Suchwort: Prototypenbau :)

Wer dir dabei helfen kann ist ein Produkt- bzw. Industrialdesigner.

Um Kosten zu sparen könnte man versuchen, wenn es jemanden gibt der sich dafür begeistern kann, das als Studienprojekt umzusetzen.
Wenn es ein low-tech Projekt ist, könnte man auch in Gemeinschaftswerkstätten nach interessierten Leuten Ausschau halten.

lagwagon

bierfräser
Avatar
Registered: Jun 2003
Location: OÖ/VB
Posts: 2798
vor all dem würde ich vorher noch jemanden bestellen, der die produktionskosten bei zu erwartender stückzahl vor designfreeze grob und nach konstruktion fein abschätzt, um überhaupt mal in eine wirtschaftlichkeitsrechnung gehen zu können. (hey mein job ist ja doch nützlich ^^)

MaxMax

Here to stay
Registered: Jul 2001
Location: Wien
Posts: 1913
Und Urheberrecht ist sicherlich auch interessant gleich von anfang an rechtlich zu klären wer was wie beteiligt ist

xaxoxix

Dagegen da eigene Meinung
Avatar
Registered: Mar 2003
Location: Hinterbrühl - N..
Posts: 614
zu allererst würd ich checken, ob nicht jemand diese idee bereits hatte, es dieses produkt vielleicht schon gibt und gegebenenfalls sogar patente vorhanden sind

das ist der allererste schritt

Obermotz

Fünfzylindernazi
Avatar
Registered: Nov 2002
Location: OÖ/RI
Posts: 5262
Naja normalerweise werden solche Prototypen von Firmen erstellt, die schon aehnliches in dem Segment machen und die Zulieferer und Produktion fuer die Dinge haben.
Wennst sowas "mit nix" auf die Beine stellen willst, dann suchst du dir eine Firma die aehnliches produziert und versuchst mit deinen eine Gewinnbeteiligungs - Partie zu machen, dafuer dass Sie den ersten Prototypen bauen (Achtung, Rechte vorher absichern). So wuerds zumindest ich machen, aber ich kenn auch ein paar Firmen.

Wennst nix hast brauchst sonst an Designer und an Automatisierungstechniker und musst dir das Case anfertigen lassen (vllt. gibts da Baukasten-Huellen, die man verwenden kann). Ich denke mal, wenn du einen faehigen Automatisierer hast (der sich auch im Metallbau und technischen Zeichnen net bloed anstellt), kann der das Ding fast alleine bauen. Gehaeuse und Teile muss man halt zukaufen.
Das sag ich, weil ich selbst Leute kenn, die sich als Hobby z.b. ne CNC-Fraese gebaut haben. Gibts ja auch im Forum hier wen.. (Clauskadrnoska? oder wie man den schreibt :D)

Krabbenkoenig

Managing the unmanageable
Avatar
Registered: Nov 2001
Location: im Bonner Exil
Posts: 3521
Du kannst dich z.B. dem klassichen Design Thinking Prozess bedienen- dieser lässt sich im Grunde von Software, über Prozess bis hin zu Produktentwicklung auf alles umlegen.
Dieser geht vor allem mit der Kundenbrille in die Produktentwicklung rein und lässt einen meist schon früh erkennen ob es das Produkt überhaupt wert ist weiterverfolgt zu werden.

Im Grunde hast du hier 5 Phasen die du runterdetailieren kannst:
Understand - also wirkliche Kundenbedürfnisse verstehen und dadurch Innovationspotentiale finden
Ideate - aus den Insights Ideen generieren
Create - die daraus entstandenen Ideen evaluieren und Konzepte daraus ableiten und validieren
Develop - die Konzepte in Lösungen umsetzen
Roll Out - das Ding dann auf die Strasse bringen

Zu jeder Phase gibts eine vielfalt an Methoden & Tools die du anwenden kannst (also von der qualitativen/quantitativen Kundenbefragung, über Customer Journeys bis hin zum Elavtor Pitch) um zu einem Ergebnis zu kommen.

Dazu brauchst halt (abhängig von deinem eigenen Skillset) einen Dienstleister der dir weiterhilft - dass kann von einem Prototypenhersteller bis hin zum BWLer der dir beim Businessplan hilft alles sein.
Mittlerweile gibts natürlich (grad durch Kickstarter & Co) auch eine ganze Menge consultants die sich genau darauf spezialisiert haben "Erfindern" unter die Arme zu greifen - natürlich nicht for free. ;)

nicolas conte

Here to stay
Avatar
Registered: Mar 2002
Location: vienna
Posts: 690
Danke für die Antworten.

Vielleicht hätte ich es noch konkreter machen sollen: Mich interessiert der Prozess, wie so ein Ding dann gebaut wird, also nicht der Business Plan oder dergleichen.

Wenn ich eben zB. so einen Pizzaautomaten bauen will, wie das in der Praxis gemacht wird. Wer macht so einen Plan für die Maschine? In welchem Programm wird sowas "gezeichnet"? Wer baut Prototypen und wer macht Massenproduktion?

mr.nice.

endlich fertig
Avatar
Registered: Jun 2004
Location: Wien
Posts: 6296

Blaues U-boot

blupp, blupp
Avatar
Registered: Aug 2005
Location: Graz
Posts: 1537
Die Maschine selbst plant ein Ingenieur oder ein riesiges Team, je nach Auftrag.
3D-Konstruktion und 2D-Zeichnung macht idr ein Konstrukteur (Maschinenbau, Mechantronik, ...) mit einem CAD-Programm (z.B.: catia, nx, pro-e, usw. ). Antriebe, Sensoren udgl. plant auch der Konstrukteur oder ein Automatisierungstechniker, Mechatroniker. Die Steuerung (Hard- und Software) übernimmt dann ein Steuerungstechniker, Mechatroniker oder Programmierer.
Die Aufgabenverteilung ist je nach Projektgröße und Teammember fließend oder gar ein und die selbe Person, oder auch ein ganzes Großraumbüro je Aufgabenteil.

Bis jetzt ist noch nichts gebaut oder gekauft worden. Dies beginnt mit der Arbeitsvorbereitung und dem Einkauf. Die AV plant die Fertigungsschritte und verteilt Aufträge an Fertigungsunternehmen oder in der eigenen Werkstatt. Der Einkauf kümmert sich um Zukaufteile, wie z.b. Motoren, Sensoren, Normteile, usw.
Anschließend bzw. fortlaufend werden die Teile in der Montage zu dem fertigen Produkt zusammengebaut.

Der ganze Prozess/Projekt wird von einem Projektleiter überblickt, welcher nicht notwendigerweise zuvor bei der Ideenfindung dabei war. Die ganzen Schritte vor dem Konstruktionsstart wurden im Thread schon erwähnt.

Alle einzelnen Schritte können innerhalb eines Unternehmens oder auf zig Unternehmen mit verschiedenstens Teams aufgeteilt sein und sollen idealerweise möglichst parallel ablaufen (manche Schritte sind notwendigerweise sequenziell).
Für Massenprodukte läuft das ganze anders und beinhaltet idr Feedbackloops. Ich selbst war vor 10+Jahren einige Zeit im Prototypenbau als Konstrukteur tätig.
Bearbeitet von Blaues U-boot am 04.10.2018, 13:03

Krabbenkoenig

Managing the unmanageable
Avatar
Registered: Nov 2001
Location: im Bonner Exil
Posts: 3521
Zitat aus einem Post von nicolas conte
Danke für die Antworten.
Wenn ich eben zB. so einen Pizzaautomaten bauen will, wie das in der Praxis gemacht wird. Wer macht so einen Plan für die Maschine? In welchem Programm wird sowas "gezeichnet"? Wer baut Prototypen und wer macht Massenproduktion?

Wenn wir hier einen Router, Mediareceiver o.Ä. machen (also Massenproduktion) dann läuft das durch den Einkauf über eine mehrphasige Ausschreibung über die der Hersteller gefunden wird.
In der Ausschreibung sind i.d.R. alle Rahmenparameter (Technische Spezifikation, Designkonzept, Commercials.. etc.) enthalten.
Das sind normalerweise alle preistreibenden Punkte (also z.B. aus welchem Material ist das Gehäuse, wie sieht die Verpackung aus, welche Chipsätze, Funkstandards etc.), aber nicht zwingend Finale Daten - wir sprechen hier meist von einer 80% Spec. Die Finalen Datensätze werden dann mit dem Hersteller entwickelt und ab Designfreeze läufts dann über einen Gateprozess bis das Finale Sample (golden Sample, was auch die Qualität der Massenproduktion wiederspiegelt) vom Band rollt.
Die mechanische Konstruktion (also auch die Konstruktion für die Spritzgussformen usw.) übernimmt bei uns auch der Hersteller, wir geben nur die Aussenform als finalen Datensatz (Class A surfacing) vor.
Als tools bei uns meist Solidworks und Alias.

Im Normalfall liefert im MP scale dann auch der ausgewählte Hersteller den Prototypen (softtooling) und stellt die weiteren Muster.

Für Designmodelle greifen wir auf Modellbauer z.b. Demo oder Alpha in München zurück.

nicolas conte

Here to stay
Avatar
Registered: Mar 2002
Location: vienna
Posts: 690
Vielen Dank. Das hat sehr geholfen.

wergor

connoisseur de mimi
Avatar
Registered: Jul 2005
Location: graz
Posts: 4023
Zitat aus einem Post von lagwagon
vor all dem würde ich vorher noch jemanden bestellen, der die produktionskosten bei zu erwartender stückzahl vor designfreeze grob und nach konstruktion fein abschätzt, um überhaupt mal in eine wirtschaftlichkeitsrechnung gehen zu können. (hey mein job ist ja doch nützlich ^^)
shameless selfpromotion detected :D

lagwagon

bierfräser
Avatar
Registered: Jun 2003
Location: OÖ/VB
Posts: 2798
hahaha, aber wirklich nicht. (bin grad nur in einem dauertief und frag mich, ob mein job überhaupt was nützt)

Viper780

Moderator
Er ist tot, Jim!
Avatar
Registered: Mar 2001
Location: Wien
Posts: 48856
Er nützt dir und deiner Familie. Also ja.

Die wichtigere Frage ist, macht er dir Spaß?
Kontakt | Unser Forum | Über overclockers.at | Impressum | Datenschutz