Subprime-Markt, Europ. Zentralbank, etc. etc.

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tomstig schrieb am 12.08.2007 um 02:01

Gerade auf wikipedia gelesen:

Zitat
Die Europäische Zentralbank hat in den letzten Tagen mehr als 150 Milliarden Euro in den Markt gepumpt, um durch die US-Immobilien- und Hypothekenkrise hervorgerufene Turbulenzen abzuschwächen.

Kann mir jemand erklären, was der Sinn dahinter ist? Was ist überhaupt passiert? Was hat es für Konsequenzen, wenn die Zentralbank nicht eingreift?


xcfk9 schrieb am 12.08.2007 um 02:15

http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%...tinterventionen


plainvanilla schrieb am 14.08.2007 um 14:12

Zitat von tomstig
Was hat es für Konsequenzen, wenn die Zentralbank nicht eingreift?

durch das misstrauen unter den banken, wer ist betroffen/wer nicht,
kam es zu verteuerungen (höhere zinssätze) bei kurzfristigen ausleihungen. bzw. teilweise wurden banken gar kein geld mehr geliehen. das hatt ziemlich gewaltige auswirkungen dann:eek:


><))))°> schrieb am 14.08.2007 um 14:52

Zitat von tomstig
Was ist überhaupt passiert?
zuerst mal muss ich sagen dass es wirklich nicht leicht ist, grundlegende erklärungen zu finden, was die wirtschaft/den aktienmarkt betrifft.
Im fernsehen, werden wirtschaftsnachrichten sowieso nur oberflächlich behandelt, und auch in internet news diensten wird vorrausgesetzt dass der leser sich schon gut mit der materie auskennt.
einzig "www.ft.com" versucht ab und zu kurz zu erklären was bestimmte fremdwörter bedeuten, und es werden auch grundlegende zusammenhänge erklärt, wenn der autor es für notwendig hält.

folgendes ist also mit vorsicht zu geniessen, weil ich die informationen aus verschiedenen quellen zusammengetragen habe, und sich der ein oder andere fehler eingeschlichen haben könnte:

sub prime loans(kredite) werden in amerika an leute gegeben, wenn der kreditgeber der ansicht ist, dass die wahrscheinlichkeit dass der kredit zurück gezahlt werden kann, gering ist.
Um eine zusätzliche Sicherheit zu haben, lassen sich die banken deshalb vermögenswerte verpfänden. typischerweise grundstücke oder häuser.

Vor einigen jahren waren die grundstückspreise in amerika auf einem höhenflug. sub prime loans wurden mit relativ niedrigen zinsen vergeben, weil die banken sich dachten: "selbst wenn die den kredit nicht zurück zahlen können, dann hab ich noch das grundstück, welches ich versteigern kann".

Nach einiger zeit hat sich die situation am grundstücksmarkt aber geändert. die nachfrage ist gesunken, und die grunstückle haben alle an wert verloren, was dazu geführt hat dass die kredite nicht mehr ausreichend gesichert waren.

daraus folgte, dass die banken die zinsen erhöht haben, und die kreditnehmer mit wenig vermögen konnten den kredit jetzt erst recht nicht zurück zahlen. das versteigern der grunstücke hat nicht genug geld eingebracht, und die banken sind auf den ausstehenden summen sitzen geblieben.

Als folge davon wurden die kreditzinsen für alle kredite angehoben, um die verluste auszugleichen, die durch subprime kredite verursacht wurden. das schadet den unternehmen weil diese auf günstige kredite angewiesen sind.

warum wirkt sich das global aus: einerseits wurden die kredite weiterverkauft, an ausländische unternehmen. diese haben jetzt genau so wie die banken dass problem dass sie mehr geld für den kredit gezahlt haben, als sie wieder bekommen.
Andererseits haben die banken und unternehmen (die kredite aufgenommen/gekauft haben) niederlassungen auf der ganzen welt, und die banken geben sich auch untereinander kredite. dadurch dass die gefahr besteht, dass banken, die besonders viele subprime kredite ausgegeben haben, in konkurs gehen, werden die banken untereinander misstrauisch, und behalten ihr geld lieber. Deshalb wirkt die kreditenkrise auch ausserhalb amerikas.

Ich freue mich über korrekturen, weil diese mein verständnis des problems verbessern werden!


plainvanilla schrieb am 14.08.2007 um 15:32

für den laien passt das schon:)

grundsätzlich muss aber gesagt werden, es wurden in den usa keine häuslbauerkredite mutwillig/absichtlich an nicht zahlungsfähige kunden vergeben. wie sooft war es eine fehleinschätzung der banken vorort.

das globale problem besteht im weiterverkauf der kreditforderungen.
die im letzten jahrzehnt so beliebten ABS strukturen (Asset Backed Securities) kamen hier ins spiel, und dort begann das unheil.

dadurch, das eine immo bank vorort, ihre kredite weiterverkaufen konnte, brachte sowas wie eine hebelwirkung ins spiel. sie konnten weitaus mehr kredite vergeben als ohne weiterverkauf.

in diese pakete von krediten (ABS) investierten wiederum banken weltweit. imho reden wir momentan von mehreren Billionen USD die gefährdet sind. da niemand vom anderen genau weiß wie er veranlagt ist, kommt eben dieses misstrauen zustande.


Medice schrieb am 15.08.2007 um 09:43

der brösenkrach 1929 war ja, wenn ich mich recht erinnere, u.a. deshalb so spannend, weils damals nen richtigen "jedermann kauft aktien" boom gegeben hat und diese sogar über kredite finanziert wurden.
nichtgedeckte kredite sind halt was feines ;)


M.I.P.S. schrieb am 16.08.2007 um 14:08

Hab schon versucht die ganze Sache zu durchschauen, aber zwei Sachen sind mir noch immer unklar:
1) Den Banken muß doch klar sein, wenn sie die Zinsen erhöhen, daß dann weniger Menschen in der Lage sind, den Kredit zurückzuzahlen und sie dann auf einem im Wert stark gefallenen Grundstück sitzenbleiben. Warum haben also alle die Zinsen steigen lassen, wenn ihnen doch klar sein mußte, daß sie sich damit selbst ins Bein schießen?
2) Warum pumpen die dämlichen Banken (EZB, Nationalbanken,...) das Geld jetzt in den Aktienmarkt, wo das ganze eh nur verpufft, wie man jetzt sieht (eine Panik werden sie damit nicht aufhalten, schätze ich) statt den Häuslbauern in den USA unter die Arme zu greifen und so das Übel an der Wurzel zu packen? Verschenken tuns das Geld eh schon. So hätten die Leut was davon und die Krise würde man auch eindämmen können.


that schrieb am 16.08.2007 um 20:00

Zitat von M.I.P.S.
2) Warum pumpen die dämlichen Banken (EZB, Nationalbanken,...) das Geld jetzt in den Aktienmarkt

Tun sie nicht.

Zitat von M.I.P.S.
Verschenken tuns das Geld eh schon.

Tun sie auch nicht.


HP schrieb am 16.08.2007 um 20:08

Ist ja eh nur ein Tropfen auf dem heißen Stein... die Medien pushen die derzeitige "Krise" und alle Lemminge zeigen sich. Endlich gibt es eine Erholung auf den Aktienmaerkten. Get greedy when others are fearful...


that schrieb am 16.08.2007 um 20:23

Ja - OMG wir werden alle sterben!!!111

Im 3-Jahres-Chart sieht die derzeitige "Krise" ziemlich überschaubar aus.


Daroude schrieb am 16.08.2007 um 20:30

Zitat von that
Tun sie nicht.



Tun sie auch nicht.

sondern? (mich interessierts!)


that schrieb am 16.08.2007 um 21:47

Zitat von Daroude
sondern? (mich interessierts!)

Das Geld der Zentralbanken kommt auf den Geldmarkt, nicht auf den Aktienmarkt. Und verschenkt wird nix, das ist im Prinzip nix anderes als ein kurzfristiger Kredit.

Hier etwas Hintergrundinfo:

http://de.wikipedia.org/wiki/Geldsch%C3%B6pfung


MjrSEIDL schrieb am 16.08.2007 um 23:43

Zitat von M.I.P.S.
Hab schon versucht die ganze Sache zu durchschauen, aber zwei Sachen sind mir noch immer unklar:
1) Den Banken muß doch klar sein, wenn sie die Zinsen erhöhen, daß dann weniger Menschen in der Lage sind, den Kredit zurückzuzahlen und sie dann auf einem im Wert stark gefallenen Grundstück sitzenbleiben. Warum haben also alle die Zinsen steigen lassen, wenn ihnen doch klar sein mußte, daß sie sich damit selbst ins Bein schießen?
2) Warum pumpen die dämlichen Banken (EZB, Nationalbanken,...) das Geld jetzt in den Aktienmarkt, wo das ganze eh nur verpufft, wie man jetzt sieht (eine Panik werden sie damit nicht aufhalten, schätze ich) statt den Häuslbauern in den USA unter die Arme zu greifen und so das Übel an der Wurzel zu packen? Verschenken tuns das Geld eh schon. So hätten die Leut was davon und die Krise würde man auch eindämmen können.

der erste punkt ist relativ klar zu beantworten: wenn der leitzinssatz angehoben wird, müssen die banken mitziehen (ihnen bleibt praktisch keine andere wahl). und seit 2004 ist der leitzinssatz in den staaten von 1% auf über 5% gestiegen (http://www.leitzinsen.info/). entsprechend haben sie jetzt das problem. parallel dazu haben viele fonds noch immobilienanteile dabei (im normalfall um schwankungen auszugleichen). diese fonds sausen jetzt natürlich auch in den keller und werden entsprechend von den banken vom markt genommen. den effekt den sie damit jedoch erzielen: leute verlieren generell das vertrauen in fonds (wenn die nicht mehr verkaufen können... wie lange dauerts bis ich meine nicht mehr verkaufen kann) und stoßen ab wo es geht... die sache wird also generell ziemlich den bach runter gehen...

entsprechend haben die banken jetzt eine akkute bedrohung (einigen geht einfach das geld aus). daraus folgt wieder, dass kredite zwischen banken nur noch sehr spärlich gegeben werden... es ist einfach ein zu großes risiko. und genau darum schießt die zentralbank jetzt geld nach... um den bankenmarkt zu stärken.

zumindest laut meinem verständnis


mr.nice. schrieb am 17.08.2007 um 01:57

Das lustigste in Zeiten wie diesen, wenn's an der Börse bergabgeht, ist als (noch) Unbeteiligter, der aber quasi mitten im Geschehen ist, das Verhalten der Leute zu beobachten. Die die ein bisschen was investiert haben, bzw. das Geld kurzfristig benötigen und sich meist nicht so gut auskennen sind nervös bis panisch und verkaufen oft frühzeitig mit Verlust, was die Aktie erst recht runterreißt, daraufhin fühlen sie sich bestätigt nicht noch länger gewartet zu haben, ohne etwas dabei gelernt zu haben.

Dabei ist es oft besser den "Sturm" auszusitzen und auf bessere Zeiten zu warten, vorausgesetzt man kann es sich leisten und hat die nötige Ausdauer.

Die die einiges bis viel investiert haben versuchen gelassen zu wirken und den Optimisten raushängen zu lassen, in der Hoffnung, dass sich der Fond kurzfristig wieder erholt und Mittelfristig der Wert sogar steigt. Außerdem kommt es mir so vor, als glaubten manche, dass sich ihre scheinbare Gelassenheit auf die anderen überträgt, da es sich unter Umständen positiv auf die Stabilität des Kurses auswirken könnte, bzw. sie sich besser einreden können, schuldlos an der Misere zu sein. Das diese Coolness nicht immer auf natürlichem Wege herbeigeführt wird ist vermutlich auch kein Geheimnis mehr, spirch die Dealer sind wohl die einzigen die sich die Hände reiben wenn der Leitindex fällt und auch diese Tätigkeit ist mit großem Risiko verbunden.

Ich empfehle nichts davon.


plainvanilla schrieb am 17.08.2007 um 14:34

der nächste http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,500437,00.html

und countrywide ist jetzt "kein unbekannter" mehr

die waren gestern schon dran
http://www.orf.at/ticker/262442.html

wird ein spaßiger jahresausklang




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