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Amokfahrt in Graz

crumb 28.06.2015 - 17:57 11711 115 Thread rating
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WONDERMIKE

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kenough
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vorab: In meinem engsten Umfeld ist eine Person an paranoider Schizophrenie erkrankt. Ich weiß wie so eine Person spricht, wie sie Wahnvorstellungen beschreibt und in ihnen lebt, wie man nicht zu ihr durchdringen kann,... Anfall, Gewalt, Polizei, Amtsarzt und Psychiatrieaufenthalt inklusive. Wenn man sich nicht damit eindringlich beschäftigt, viele Gespräche mit Ärzten führt und ausgiebig liest, dann sollte man sich zurücknehmen.

Am Stammtisch klopft ja auch keiner auf den Tisch und diagnostiziert mal schnell Lungenkrebs beim Kellner. So jemand würde als Trottel dastehen, richtig?

Zitat von lalaker
Ich möchte nicht wissen, was für eine Diskussion es gegeben hätte, wäre er "frei" bzw. für nicht zurechnungsfähig gehalten worden.

keine Sorge die kommt spätestens, wenn die nächste Instanz das Urteil aufheben sollte

Ich finds sehr schade, dass die Gesellschaft offenbar nicht verstehen kann, dass solche Taten eben auch von nicht zurechnungsfähigen Tätern begangen werden können. Ja ist *****, aber so ist es. Bitte nicht vor der Realität flüchten nur weil es unbefriedigend ist für die eigenen Moralvorstellungen.

Zitat von lalaker
Klar, Beratung ist immer gut, und eine Begründung sicher kein Fehler, aber hätten selbst Richter nicht auch in so einem Fall aus dem Bereich heraus entschieden?

nein hätten sie nicht zwangsläufig, außerdem hätte der SA wohl nicht so plump eine Bauchentscheidung eingefordert

sie hätten ein begründetes Urteil verfasst und nicht einfach den Daumen nach oben oder unten gehalten und ich wette mit dir, dass sich ein Richter der fachlichen Mehrheit anschließen würde, und auch die fachliche Expertise(Psychiater>Psychologe), sowie die Qualität der Gutachten(10 Monate Beobachtung, 150 Seiten Gutachten,..) entsprechend gewertet hätten

Das ist halt nicht passiert und die Volksseele hat nun zumindest vorerst was sie wollte :rolleyes: er sitzt im "normalen" Gefängnis und wird sicher vor den 20 Jahren wieder unter uns leben, weil er dort womöglich zur Ruhe kommt und sehr lange die maximale Medikation erhält und irgendwann keine Probleme mehr verursacht. Was die Mehrheit anscheinend auch nicht begreift: Die Haftanstalt hat zum Ziel die Insassen so lange zu verwahren, bis sie wieder in die Gesellschaft integrierbar sind. Das geht auch vor dem Ende der verhängten Haft. Und irgendwann sind die 20 Jahre eben vorbei. Das ist hier womöglich nicht anwendbar und macht das Urteil absurd. Aber ja, die Anstalt durfte es ja nicht sein, weil der Drang ihn möglichst hart zu bestrafen größer war, als die Tatsachen ins Auge zu fassen. Die Geschworenen haben hier mit dem Bauch entschieden um ihre eigenen Bedürfnisse(Rache, Wunsch nach möglichst harter Bestrafung,..) zu befriedigen und missachten damit aber die Bedürfnisse der Gesellschaft. Der Gesellschaft wäre weitaus mehr damit gedient ihn entsprechend der Tendenz der Fachmeinungen zu verurteilen. Dann wäre er auch so lange von der Gesellschaft ausgeschlossen, so lange eine Gefahr von ihm ausgeht. Also quasi für immer, da er ja auch unter maximaler Medikation noch immer die Verfolgung in seiner Wahnvorstellung so wahrnimmt wie vor der Tat. Die Krankheit ist nunmal nicht heilbar.

Aber gut, ich will garnicht wissen wieviel die Geschworenen wissen. Ob ihnen der Unterschied zwischen Psychiater und Psychologe geläufig ist. Ob sie die Unterschiede zwischen einer paranoiden Schizophrenie und einer Persönlichkeitsstörung kennen,..

Es ist wirklich unfassbar, dass ein Mann jetzt jahrzehntelang die entsprechenden Medikamente für seine paranoide Schizophrenie erhält und diese Geschworenen ihn gleichzeitig so verurteilt haben, als hätte er die garnicht nötig. Konsequenterweise müssten sie nun gegen alle behandelnden Ärzte vorgehen und die Behandlung einstellen. Das schau ich mir an, wie sowas rechtens wäre.

hier gibt es noch ein bisschen Fachmeinung nachzuhören, für alle die sich ihr Haus ohne Bauchgefühl vom Architekten planen lassen und für alle, die ihre Bremsen beim Auto nicht postfaktisch beurteilt wissen mögen
http://oe1.orf.at/programm/449413
http://tvthek.orf.at/program/ZIB-2/...n-Graz/13814894

uebi

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Zitat von WONDERMIKE
...
http://tvthek.orf.at/program/ZIB-2/...n-Graz/13814894

jaja, der privatgutachter der verteidigung (!) wird nun dem volk als unabhängiger experte vom orf verkauft. und wie man sieht fallen die ersten schon drauf rein.

delete1


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was erwartet man sich von einem geschworeren gericht? die laien richter entscheiden/bilden sich ihr urteil nach fakten, gefühlen und überlegungen. wenn die nun nicht der ansicht des psychologen und/oder psychiater entsprechen, dann ist das so.

eitschpi

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Da geht's aber auch um die Beweiswürdigung. Auf der wird die Revison wohl basieren.

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und wenn der/die richter dann gleich entscheiden wie in erster instanz? genau genommen sind diese ja dann auch nur laien auf dem gebiet der psychologie..

eitschpi

alpakaflüsterer
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Dann wird das Urteil halt vom OGH bestätigt?

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wo lauter psychologen als richter arbeiten.

eitschpi

alpakaflüsterer
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Es geht mir darum, dass die Laien ihr Urteil nichtmal begründen müssen. Und RicherInnen haben aich zumindest schon mit Gutachten auseinandergesetzt. Es geht nicht darum, dass "ExpertInnen" entscheiden sollen.

lalaker

TBS forever
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Das mit den "Beweisen" bei geistig Kranken ist halt so eine Sache.

Ich würde da eher von Meinungen der "Experten" sprechen.

@WM
Wenn du wirklich glaubst, dass ein Richter immer automatisch der Mehrheitsmeinung der Experten folgt, würdest diese Wette gnadenlos verlieren.

WONDERMIKE

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kenough
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Zitat von lalaker
Das mit den "Beweisen" bei geistig Kranken ist halt so eine Sache.

Ich würde da eher von Meinungen der "Experten" sprechen.

@WM
Wenn du wirklich glaubst, dass ein Richter immer automatisch der Mehrheitsmeinung der Experten folgt, würdest diese Wette gnadenlos verlieren.

Du siehst das als "so eine Sache". Was heißt das? Du hegst ein Misstrauen gegenüber der psychischen Erkrankung an sich? Was willst du damit in Abrede stellen?

Warum sprichst du von Meinungen, wenn es eindeutige wissenschaftliche Grundlagen gibt? Können wir hier bitte den Fakten entsprechend agieren und nicht so tun, als würden die nur Larifari studieren und ihre Patienten je nachdem behandeln, was sie im Personalraum der Psychiatrie ausgewürftelt haben?

In diesem Fall wäre es sicher klüger gewesen, da ja eine Expertin eben garkeine ist. Was hat die Psychologin dort verloren frage ich mich. Die Frau ist nicht vom Fach.

Zitat von uebi
jaja, der privatgutachter der verteidigung (!) wird nun dem volk als unabhängiger experte vom orf verkauft. und wie man sieht fallen die ersten schon drauf rein.

Es gibt in Österreich keinen erfahreneren und anerkannteren Gerichtspsychiater als Haller. Er hat mit Unterweger, Fuchs und Fritzl gesprochen und ist auch im Rest Europas als Gerichtspsychiater tätig und führend.

Aber ja, der böse ORF, das arme VOLK und wir werden alle nur getäuscht.

lalaker

TBS forever
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Ich habe ein Misstrauen, gegen alle Menschen, die behaupten einen anderen Menschen in den Kopf schauen zu können.

Wenn es eindeutige wissenschaftlich Grundlagen gibt, warum widersprechen sich dann "Experten"?
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