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Enteignung von Sparguthaben in Zypern

DJ_Cyberdance 19.03.2013 - 12:20 6082 81
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DJ_Cyberdance

Here to stay
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Frage in die Runde, zieht ihr aus den Vorgängen in Zypern irgendwelche Konsequenzen? Ich habe mir das Thema in den letzten Tagen ausgiebig durch den Kopf gehen lassen. EU und Euro werden meiner Meinung nach nur noch durch Lügen zusammengehalten und die Rechtsstaatlichkeit von oben herab ausgehebelt. Wenn ich mir die Figuren anschaue, die uns - obwhl nicht demokratisch gewählt - in Brüssel vertreten, bekomme ich immer mehr den Eindruck, in einer Diktatur zu leben. Mit dem Schritt, sich bei den Sparguthaben der Bevölkerung direkt zu bedienen, wurde eine Schwelle überschritten, die innerhalb eines stabilen Europa nicht hätte berührt werden dürfen.

Wie sinnvoll ist es eurer Meinung nach, weiterhin Kapital Banken anzuvertrauen? Auch wenn ein Szenario wie das in Zypern in unmittelbarer Zukunft vielleicht nicht bevorsteht, stellt sich die Frage, ob man es moralisch verantworten kann, sich durch Bankeinlagen am System dieses Betruges zu beteiligen? Zinsen gibts ja auch quasi keine mehr...

Eure Meinung?

Smut

takeover & ether
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Zitat von DJ_Cyberdance
Wie sinnvoll ist es eurer Meinung nach, weiterhin Kapital Banken anzuvertrauen? Auch wenn ein Szenario wie das in Zypern in unmittelbarer Zukunft vielleicht nicht bevorsteht, stellt sich die Frage, ob man es moralisch verantworten kann, sich durch Bankeinlagen am System dieses Betruges zu beteiligen? Zinsen gibts ja auch quasi keine mehr...

Eure Meinung?
war es nicht so, dass dort wesentlich höhere zinsen bezahlt wurden als in europa üblich?

genrell würde ich sagen, dass sich die situation nicht mit der in österreich zu vergleichen ist. zypern galt doch als steuerparadis - abgesehen von zypern selbst profitiren ja die meisten regierungen derzeit von dieser sonderbesteuerung.

ob ich geld den banken anvertraue?
ja, weil es für mich dort wesentlich sicherer und stabiler ist als in anderen anlageformen. dass ein ausfallsrisiko besteht ist imho hausverstand - jeder will den profit, niemand das risiko - wenn es zu ausfällen kommt will plötzlich niemand von einem risiko gewusst haben.
Bearbeitet von Smut am 19.03.2013, 12:33

d3cod3

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ich bild mir ein dass ich irgendwo was von 8% zinsen gelesen hab in den letzten tagen. nona legen dann leute aus dem ausland dort an.

falls das mit der ausnahme für <100k euro kommt und für mehr dann mehr % eingezogen werden kann ich damit leben - da zahlen diejenigen die lange profitiert haben einen anteil an dem system halt selbst.

zu den verschwörungstheorien mit lügen in der eu und den banken sag ich lieber nix... für alle die es so schlimm finden gibt es ja die schweiz und andere kontinente :p

lalaker

TBS forever
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Die Idee dahinter war, die vielen Steuerflüchtlingsmilliarden zu besteuern. Dabei hat die EU und der Präsident Zyperns über das Ziel hinaus geschossen.
Staatsbürger sollten schon einen Freibetrag bekommen.

Es ist ja schon interessant, dass ich gerade Russland so sehr aufregt.

Als Risiko averser Mensch ist mir klar, dass ich weniger Rendite erwarten kann, also andere Leute.

Allgemein ist es schon eine gute Idee, einer Institution nicht allzu viel Geld anzuvertrauen, bzw. damit "herum zuwandern", um zu zeigen, dass man sich nicht alles gefallen lässt.

smashIt

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Zitat von lalaker
Es ist ja schon interessant, dass ich gerade Russland so sehr aufregt.

soweit ich gehört hab liegt dort auch verdammt viel russisches geld :rolleyes:

Smut

takeover &amp; ether
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Zitat von lalaker
Es ist ja schon interessant, dass ich gerade Russland so sehr aufregt.
naja, du russischen milliardäre werden als erstes ihren präsidenten ansudern - klar, dass der sich aufregt :p

ccr


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Auch die Einheimischen haben von einer völlig absurden Verzinsung profitiert. Selbst nach Abzug von einmalig 6,75% bleibt fürs Jahr eine bessere Rendite als bei uns am Sparbuch (und sowieso bleibt noch genug Zinsertrag aus den Vorjahren über).
Und wo der Großteil des veranlagten Geldes herkommt, hab ich eh schon im anderen Thread geschrieben (nicht von den zypriotischen Bauern und Fischern).

lalaker

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Der Satz über Russland war sarkastisch gemeint. Mir ist schon bewusst, was da los ist ;)
Blöd für Depardieu, wenn er als "Neurusse" sein Vermögen in Zypern veranlagt hat :D

mr.nice.

endlich fertig
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Die Probleme sind meiner Meinung nach vielschichtig und struktureller Natur, das was hier betrieben wird ist die Verwaltung eines möglichst langsam verlaufenden Unterganges und das Geschick dabei lässt offenbar nach. Mit etwas Glück funktioniert das noch ein paar Generationen mehr oder weniger gut, denke ich.
Auf einem endlichen Planeten von unbegrenztem Wachstum zu träumen, ist eine Illusion die aber niemals auf Dauer halten kann. So etwas kann man den Leuten natürlich nicht unter die Nase binden, weil die Motivation sein Leben lang arbeiten zu gehen und brav Steuern zu zahlen dann eher sinkt. Was man mit ziemlicher Sicherheit sagen kann ist, dass diese Ausprägung des Finanzkapitalismus ein System mit unbekanntem Ablaufdatum ist, es aber näher rückt. Ob uns, bevor es so weit ist, ein fließender Übergang zu einer gerechteren Verteilung mit schonenderem Umgang mit den natürlichen Ressourcen gelingt, bleibt abzuwarten, es sind jedenfalls alle herzlich dazu eingeladen ihren Teil dazu beizutragen.

Pedro

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Man kann es drehen und wenden wie man will...

Die Einlagensicherung (ok, jetzt könnte man diskutieren, dass diese ja nur bei Fall einer Bank greifen würde) bis 100.000.- ist vollkommen powidl. Der direkte Zugriff auf das Geld von Ottonormalsparer ist schon ein Zeichen, in welche Richtung sich das ganze in den nächsten Jahren/Jahrzehnten hinbewegen wird wenn die Bonzen sich nicht mal auf ein Konzept einigen und dieses auch im Sinne Europas durchführen.

Das Vertrauen in den Euro bzw. die Eurozone bzw. den Finanzraum ist somit größtenteils dahin und mehr und mehr Leute beginnen sich zu fragen, ob es nicht doch ein wenig vorschnell war über Pensionisten zu lachen, welche ihr Geld im Vorhang eingenäht haben/hatten. Bei den bei uns derzeitig vorherrschenden Zinsen machts nämlich fast keinen Unterschied mehr... ausser dass einem im worst case keine x% runterreissen können (was ja in Zypern funktioniert, wie man sieht)

Im Grunde kann uns das schlimmstenfalls (was natürlich nicht zu hoffen ist) ebenfalls passieren, denn wir sind nicht auf der Insel der glückseeligen. Un im Sinne einer Landesrettung oder gar der ganzen EU kann sehrwohl sein, dass sich auch andere Regierungen in Jahren dazu entschließen, wenn dem nicht ein Riegel vorgeschoben wird.

Ich finde das nicht gut. Und jetzt rudern die Entscheidungsträger mal wieder zurück, und lassen Freibeträge von 20.000.- unangetastet... und wollen uns diesen neuerlichen Pferdeapfel natürlich wieder als Nougatpraline verkaufen. A ausgmachte Sauerei ist das, denn treffen tut´s (jaja, man schreibt und sagt nen "tut") mal wieder die gemeinen Bürger. Schwarzgeldsteuern udgl. hättens auch anders einheben können. So eine Zwangsenteignung von teilen des Geldes (in Kombination von Onlinebankingsperren und Bankenschließungen über Tage) ist imo weit weg von demokratischem Gedankengut und eher schon diktatorisch.
Bearbeitet von Pedro am 19.03.2013, 13:04

davebastard

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Zitat
Ich finde das nicht gut. Und jetzt rudern die Entscheidungsträger mal wieder zurück, und lassen Freibeträge von 20.000.- unangetastet... und wollen uns diesen neuerlichen Pferdeapfel natürlich wieder als Nougatpraline verkaufen. A ausgmachte Sauerei ist das, denn treffen tut´s (jaja, man schreibt und sagt nen "tut") mal wieder die gemeinen Bürger. Schwarzgeldsteuern udgl. hättens auch anders einheben können. So eine Zwangsenteignung von teilen des Geldes (in Kombination von Onlinebankingsperren und Bankenschließungen über Tage) ist imo weit weg von demokratischem Gedankengut und eher schon diktatorisch.

seh ich auch so

lalaker

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Also ich finde die "Land-Enteignung" in Ungarn schlimmer.

d3cod3

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die alternative wäre halt demokratisch korrekt zu bleiben und nichts zu nehmen. dann wären halt 100% weg und es gäbe noch mehr raunzerei... es ist ja nicht so dass es bei der situation noch einen "guten" ausweg geben würde. immerhin traut sich dort jemand über die unangenehme lösung drüber um das vielleicht noch vorm ganzen untergang zu retten.

und wörter wie "schwarzgeldsteuer" sind blödsinn. mag sein dass das auch dort liegt aber es haben wohl auch genug leute dort ganz legales geld wegen der guten konditionen angelegt.

Taltos

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Zitat von Pedro
So eine Zwangsenteignung von teilen des Geldes (in Kombination von Onlinebankingsperren und Bankenschließungen über Tage) ist imo weit weg von demokratischem Gedankengut und eher schon diktatorisch.
was genau ist jetzt der unterschied zwischen "regierung beschließt eine neue steuer" und "regierung nimmt dir x% deines guthabens weg", bzw. wo siehst du demokratisches gedankengut verletzt?

Wenn in Ö die Gemeinde beschließt nach XX Jahren Häuser neu zu vermessen und du zahlst, weil du dir Vollwärmeschutz auf Haus machen hast lassen, X000€ Abgaben nach, is es dann auch Zeit den Diktator Bürgermeister abzusetzen?

TTH

Bloody Newbie
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Sorry, aber bin ich der einzige, der irgendwie Mitgefühl mit unseren "Entscheidungsträgern" hat ?

Ich meine, erstmal schimpfen alle auf die pöse EU. Aber die hatte nie vor die 100k € Einlagensicherung anzugreifen. Sie haben eigentlich nur eine (nennen wirs mal typisch österreichisch :D) "einmalige Solidarabgabe" der Reichen gefordert, nämlich 15% von allen Konten mit >100k €. Und das war so gemeint (wenn ichs richtig verstanden habe), dass du 0,15*(Kontostand -100k) zu zahlen hast.
Und hier kommt das Problem ins Spiel. Zypern ist wirtschaftlich kein besonders erfolgreiches Land, mit anderen Worten, das ganze System ist von ihrer Steuerparadiespolitik abhängig. Das ist der EU natürlich völlig egal, wie kämen die denn dazu, mit ihren Geldern Superreiche aufzufangen, die ihrerseits ihr Vermögen dann eh wieder steuerschonend in Sicherheit bringen. Von daher war das Verhalten der EU (zumindest für mich) nachvollziehbar.
Die armen Zypern auf der anderen Seite wissen genau, wenn sie die Reichen vergraulen, dann sind sie sowieso am *****. Das erkennt man ja schon daran, dass die selbst wenn ein Staatsbankrott bevorsteht, noch keine ernsthaften Steuererhöhungen diskutieren. Also haben die alles getan, um die 15% zu drücken, wenn sie's schon ned verhindern können. Und nachdem die kleinen Leute, wie üblich die schlechteste Lobby haben, sollten die jetzt mitzahlen. (Und das wollte die Delegation aus Zypern so, ned die EU)

Ob das jetzt ein guter Weg oder ne kriminelle Enteignung von Unschuldigen ist, hängt wohl auch vom Standpunkt ab. Denn wieso darf sich der Staat von meinem hart erarbeiteten Geld einen Teil für sich nehmen. Wenn man so will, ist das auch eine "Enteignung".
--> Mein Vertrauen in die Banken ist noch nicht gebrochen, aber ich bin doch viel selektiver, wenn es darum geht, welcher Bank ich mein Geld anvertraue (vor allem weil man momentan eh nirgends Zinsen kriegt ..)

outsch, das wurde länger als geplant, sorry
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