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Krankenkasse "Individuelle Gesundheitsziele"

Longbow 10.06.2010 - 14:24 4313 80
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Longbow

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[quote]Wirtschafts- und Ärztekammer haben sich im Tarifkonflikt geeinigt. Wer bei der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) versichert ist, kann ab sofort wieder mit der E-Card zum Arzt gehen.

Aufhorchen lässt ein Detail der Einigung, die mitten in der Nacht bei einem Heurigen in Wien erzielt wurde: Ab 2012 soll ein Belohnungssystem für gesund lebende Versicherte kommen - oder, je nach Interpretation, eine Bestrafung für ungesund lebende.

Gewicht und Cholesterinwerte zählen
Erreichen die SVA-Versicherten bestimmte, mit dem Hausarzt gemeinsam festgelegte Gesundheitsparameter (zum Beispiel reduziertes Gewicht und Cholesterinwerte), dann wird der bei jedem Arztbesuch zu bezahlende Selbstbehalt, derzeit 20 Prozent, halbiert. Ein großflächiger Pilotversuch dafür soll bereits 2011 erfolgen.

Darüber hinaus haben Ärzte- und Wirtschaftskammer vereinbart, dass es ab 2012 einen neuen Gesamtvertrag geben soll, der SVA-Versicherten unter anderem flexiblere Arzttermine sowie ein Vertrauensarztsystem bringen soll.

Mehr Geld für niedergelassene Ärzte
Im Tarifstreit sieht die Einigung nun wie folgt aus: Durchschnittlich werden die Zahlungen an Ärzte und Gesundheitsinstitutionen um 0,65 Prozent angehoben. Die Anpassung erfolgt wie bereits in der im Herbst gescheiterten Vereinbarung geplant gestaffelt: Die Hausärzte erhalten rund vier Prozent mehr, Labortarife werden heuer um 22 Prozent, ab 2011 um weitere fünf Prozent reduziert.

Für die rund 676.000 Versicherten der Krankenkasse, die für alle Selbstständigen in Österreich zuständig ist, bedeutet die Einigung, dass sie ab sofort wieder mit ihrer E-Card zum Arzt gehen können.

Vereinbarung ab Montag in Kraft
Zumindest gibt es eine entsprechende Empfehlung der Ärztekammer an ihre Mitglieder, den Patienten die Abrechnung mittels E-Card zu ermöglichen, wie Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl und sein Gegenüber Ärztekammer-Präsident Walter Dorner bei einer Pressekonferenz am Donnerstag sagten.

Offiziell in Kraft treten soll die Vereinbarung am Montag, da zuvor noch die zuständigen Gremien zustimmen müssen.

Leitls Wurstsemmelvergleich
Mit der nun erzielten Einigung zeigte sich Leitl zufrieden, da man den Ärzten zwar mehr Geld bezahle, dafür aber auch mehr Leistungen für die Patienten erhalte. "Wir haben uns früher beschwert, dass die Wurstsemmel, die uns verkauft worden ist, zu teuer ist. Jetzt kriegen wir einen Apfel und ein Joghurt dazu und sind zufrieden", so der Kammerpräsident und SVA-Obmann.

Besonders hervorgestrichen wurde von Leitl das für die Zukunft vereinbarte "maximale Terminentgegenkommen" der Ärzte gegenüber SVA-Versicherten - also etwa Termine an Tagesrandzeiten und die strikte Einhaltung von tagsüber vereinbarten Terminen.

Stöger: "Riesenerfolg"
Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) bezeichnete die Einigung als einen "Riesenerfolg für die Versicherten". Die Solidarität sei damit gewachsen, waren sich er und der Generaldirektor des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, Josef Kandlhofer, vor Journalisten am Donnerstag in Linz einig.

Es gehe um mehr Gleichheit im Gesundheitswesen, Österreich sei "Weltmarktführer", so Stöger. Damit die Versicherten "in Zukunft vor derart untragbaren Situationen geschützt sind", will der Minister, wie er selbst sagt, das Instrument einer verbindlichen Schlichtung gesetzlich verankern.

Der Streit über die Tarife
Seit Ende letzten Monats mussten Österreichs Selbstständige beim Arztbesuch selbst bezahlen. Grund dafür war der Honorarstreit zwischen SVA und Ärztekammer. Die SVA wollte ihre überdurchschnittlichen Ärztetarife senken, die Kammer wollte das nicht akzeptieren.

Die niedergelassenen Ärzte waren damit frei in ihrer Honorargestaltung, die Kammer empfahl 20 Prozent Aufschlag auf die bisherigen Tarife. Auf der Strecke blieben die Patienten, die nur 80 Prozent dessen zurückbekommen, was die SVA bisher bezahlt hat. Um ihrem Ärger Luft zu machen, demonstrierten Versicherte vor der Sozialversicherung und der Ärztekammer.[/quote]

http://orf.at/100610-52205/index.html

die nächste schnapsidee...

aber wenigstens hängen jetzt nicht mehr X-tausend leute in der luft

Cobase

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Ich hab so meine Zweifel an dem neuen "System". Daß durch den Hausarzt dem Beschiss wieder Tür und Tor geöffnet wird, ist nur ein Punkt unter vielen, der mir sauer aufstösst.

noledge

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"kummans herr doktor, i kau ma des nimma leisten... kina ma ned einfoch sogn, dass mei ziel war mei übergewicht ungefähr zhoidn?"

pari

grml
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prinzipiell is es ja eine gute idee. unser system is ja auf behandlung von kranken ausgelegt. es wär ja sinnvoller, wenn man schaut, dass es gar nicht zur krankheit kommt.

wenn ich nur cola trinke, jeden tag zum maci geh und keinen sport betreibe, sollt ich auch mehr zahlen müssen als einer, der mehr auf seine gesundheit schaut. ich würd auch einen extremsportler mehr zahlen lassen, des is ja auch net grad gsund ;)

t3mp

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Schade, ich hätte den vertragslosen Zustand sehr spannend gefunden. Beim nächsten Arztbesuch hätte ich zuerst nach dem Honorar gefragt.

Ich glaube mittlerweile nicht mehr, dass das Gesundheitssystem in der bestehenden Form saniert werden kann (im Sinne von: Schindluder abstellen weil keine Kostenwahrheit existiert, ich rede nicht von irgendeiner Unfinanzierbarkeit des Sozialstaats was natürlich Blödsinn ist). Von mir aus könnte man den gesamten Sektor deregulieren, damit für Konkurrenz unter den Ärzten sorgen (nicht nur für den Preis- sondern vor allem den Qualitätsdruck, damit verbunden auch die Zerstörung der Ärztekammer), die Vorfinanzierung durch die Krankenkassen komplett einstellen mit Ausnahme von Kindern, Pensionisten und wirklich "Bedürftigen" (need_define) und Selbstbehalte für alle einführen.
Bearbeitet von t3mp am 10.06.2010, 17:18

UnleashThebeast

Mr. Midlife-Crisis
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Es würd eher scho viel bringen und viel Geld sparen, wenn man die iirc 23 versch. Krankenkassen in Ö zu einer zusammenführt...

t3mp

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Das würde nur verwaltungstechnisch etwas bringen, aber es würde die Diskriminierung nach Berufsgruppe und Landeszugehörigkeit abstellen, allerdings nichts an der Praxis ändern dass es Arzt und Patienten völlig "Blunzn" ist was verschrieben und verrechnet wird.
Bearbeitet von t3mp am 10.06.2010, 17:27

pari

grml
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ja, zusammenlegung macht des kraut net fett. verwaltungskosten liegen bei 3%, ausgaben für die niedergelassenen ärzte bei ca 25%. wenn man bedenkt, dass in der verwaltung genauso viele leute beschäftigt sind, wie es ärzte gibt, dann ist klar, dass in der verwaltung bei 3% net viel zu holen ist, wenn ein anderer bereich ein viertel kostet.

natürlich heißt des net, dass ein arzt so viel geld kriegt, der muss ja auch eine praxis betreiben samt bürokraft. aber wenn eh schon kein richtiger wettbewerb zwischen den vertragsärzten herrscht, warum betreibt man dann so einen pseudomarkt mit selbständigen ärzten? da könnten gleich alle bei der gkk (oder auch bei einer zentralen gkk, wenn ma die auch mal zusammenlegt) angestellt sein und dann kann ich dort verwaltungstechnisch extreme kostenvorteile rausholen. dann wird der arzt nur mehr fürs "arzt sein" bezahlt.

ein andrer punkt sind die medikamente, die machen auch ein viertel der gesamtausgaben aus. ma kann hier schwer jemanden ein medikament verweigern, dass teurer aber weniger nebenwirkungen als ein billigeres hat. ziel muss eher sein, dass anreize zur vorsorge geschaffen werden. das fängt schon beim turnunterricht in der schule an, wenn jeder schüler täglich sport treiben müsste...

richtige reformen gehen ja weit über einen fachbereich hinaus und irgendwie fehlt hier zu lande jeder reformwille. da gibts nur pseudoreformen, wie die zusammenlegung der pva der arbeiter und angestellten. hat bis jetzt keine einsparungen gebracht, die kosten sind sogar gestiegen.

Cobase

Mr. RAM
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Zitat von pari
da könnten gleich alle bei der gkk (oder auch bei einer zentralen gkk, wenn ma die auch mal zusammenlegt) angestellt sein und dann kann ich dort verwaltungstechnisch extreme kostenvorteile rausholen. dann wird der arzt nur mehr fürs "arzt sein" bezahlt.
Meine Mutter war Abteilungsleiterin bei einer GKK. Sie hat als Ärztin dort enorm viel verwaltungstechnischen Schmarrn machen müssen als Ärztin, also von "nur Arzt sein" kann keine Rede sein. Da habens die selbständigen Ärzte schon um einiges besser. Keine arbeitsscheuen Chefs, keine ahnungslose Verwaltung und keine nichtsnutzige Gewerkschafter, die einem die Arbeit zur Hölle machen.

pari

grml
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mhh. ja es war nur eine überlegung. derzeit hat jeder arzt seine eigene praxis. wenn man das zusammenfassen würde auf ein ärztezentrum mit einem einzugsgebiet von 20.000-50.000 personen, stell ich mir schon vor, dass man hier sehr viel einsparen kann.

wenn man das privat lösen kann ist das toll, aber ich seh da immer die situation in den usa vor mir. versicherungsgesellschaften klagen patienten aus ihren verträgen raus und sparen bei der leistung bzw. am patienten wo es geht.

is nicht jetzt eh ein vorschlag von schließungen kleiner spitäler in den medien gwesen? ich hab keine vergleiche oder zahlen zur hand, aber ich denke schon, dass größere spitäler wesentlich effizienter sind. zB bei schwierigeren erkrankungen/unfällen wird ma eh sofort vom kleineren spital ins größere verlegt.

Hokum

Techmarine
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Zitat von pari
ziel muss eher sein, dass anreize zur vorsorge geschaffen werden. das fängt schon beim turnunterricht in der schule an, wenn jeder schüler täglich sport treiben müsste...


allein mit dieser maßnahme könnte man wahrscheinlich langfristig das gesundheitssystem sanieren.

t3mp

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Das Problem sind in vielen Fällen ja nicht kranke Leute sondern verschreibungswütige Ärzte die ganz den Pharmaunternehmen in die Hände spielen.

HaBa

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Zitat von Hokum
allein mit dieser maßnahme könnte man wahrscheinlich langfristig das gesundheitssystem sanieren.

Dann aber auch gleich Wandern, Ski- und Radfahren verbieten, und Haushaltsarbeit ...


Die Pharma-Mafia und die Karies unter der Ärzteschaft ausmisten hätte viel mehr Potential ...

Hokum

Techmarine
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Zitat von HaBa
Dann aber auch gleich Wandern, Ski- und Radfahren verbieten, und Haushaltsarbeit ...

ich nehme an dass du meinst dass man risikoreiche sportarten anders versichern sollte, das würde schon sinn machen.

wenn du ernsthaft sagst no sports wegen der unfallgefahr dann ist das völliger bullshit.

Nico

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jeden tag sport für alle klassen kann nicht realisierbar sein. besser wäre es die schülerInnen in sachen ernährung und vorbeugung von krankheiten zu unterrichten. in der schule zb nur "gesunde" speisen / getränke verkaufen, falls das überhaupt stattfindet, wäre auch eine idee.
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