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Menasse und das Wörtliche

HaBa 27.12.2018 - 13:38 2673 17 Thread rating
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HaBa

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https://diepresse.com/home/kultur/l...das-Woertliche?

Zitat
Der Autor hat noch zwei weitere Hallstein-Zitate konstruiert.

...

Menasse verteidigt sein Tun. Hallstein habe genau das sagen wollen, was er ihm in den Mund gelegt hat: „Die Quelle ist korrekt. Der Sinn ist korrekt. Die Wahrheit ist belegbar. Was fehlt, ist das Geringste: das Wortwörtliche. Was kümmert mich das Wörtliche, wenn es mir um den Sinn geht?“


Ein Zitat hat doch eher was mit dem tatsächlich gesprochenen und geschriebenen zu tun, oder ist das jetzt auch nicht mehr so?

wergor

connoisseur de mimi
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"er hat das und das und das gesagt, also hat er eigentlich DAS gesagt". erinnert mich an den kindergarten, aber wenn ich mir die entwicklung der letzten jahre anschaue fuerchte ich es wird nicht mehr lange dauern bis auch das ganz normal ist...

BiG_WEaSeL

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Zitat = das Wörtliche

Umformulieren = sinnerfassend

"Eigentlich" ganz einfach! ;)

ike

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Zitat aus einem Post von BiG_WEaSeL
Zitat = das Wörtliche

Umformulieren = sinnerfassend

"Eigentlich" ganz einfach! ;)


this!

Also da gibts (zb immer wieder im Sternstunden der österr. Medien - Fred) weit gravierendere Wort- und Wahrheitsverdreher ...

XelloX

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Zitat aus einem Post von ike
this!

Also da gibts (zb immer wieder im Sternstunden der österr. Medien - Fred) weit gravierendere Wort- und Wahrheitsverdreher ...

bitte nicht nach unten orientieren mit: "ja aber dort sind ja noch viel blödere"

ike

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Zitat aus einem Post von XelloX
bitte nicht nach unten orientieren mit: "ja aber dort sind ja noch viel blödere"

das war nicht die intention der aussage. dass ein autor wie menasse das wörtliche zitat vom sinngemäßem unterscheiden können sollte steht außer diskussion. fraglich ist allerdings auch ob ER von der presse sinngemäß oder wörtlich wiedergegeben wurde. ;)

Hokum

Techmarine
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wenn er das in seinem roman macht seh ich kein problem, in einem Zeitungsartikel darf das nicht sein.

sein ganzes welt/presse kommentar, weil primäre quellen sind in so einer situation dann vielleicht doch vorzuziehen.

https://diepresse.com/home/kultur/l...eisst-da-Betrug
edit: die anschuldigungen
https://www.faz.net/aktuell/feuille...n-15967837.html (paywalled)
http://www.spiegel.de/spiegel/bild-1174045-1204129.html
Bearbeitet von Hokum am 10.01.2019, 12:15

HaBa

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Zitat aus einem Post von Hokum
wenn er das in seinem roman macht seh ich kein problem, in einem Zeitungsartikel darf das nicht sein.

sein ganzes welt/presse kommentar, weil primäre quellen sind in so einer situation dann vielleicht doch vorzuziehen.

https://diepresse.com/home/kultur/l...eisst-da-Betrug


[quote]Natürlich geht es nun auch darum, eine europapolitische Idee niederzukartätschen, eine Vision, die in den letzten Jahren vermehrt Zustimmung gefunden hat. Es geht um das Interesse der Nationalisten, die Gründungsidee des europäischen Einigungsprojekts zu verdrängen und jede Vision eines nachnationalen Europas als Spinnerei abzutun, gar als „Verschwörung zionistisch-bolschewistischer Kräfte“ (siehe „Gegen den Strom“). Wissen das die erregten oder höhnischen Journalisten und Blogger, die mir „Fälschung“ vorgeworfen haben – in vielen Fällen ohne die Hallstein-Rede gelesen zu haben? Sie selbst liefern – bewusst oder unbewusst – den Rechtsextremen Stoff.[\quote]

Wenn er einfach richtig und ordentlich zitieren würde bräucht er nicht diejenigen die ihn darauf hinweisen als Nazischergen darstellen.

Und das ganze unheimlich wortreich und langgezogen und nicht pointiert und walloftext, jetzt hat dieser "Diskussionsstil" mit "einen Menasse hinlegen" wenigstens einen griffigen Namen.

Tosca

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Ich bin wirklich kein Fan von Menasse, aber ich verstehe die Aufregung nicht ganz. In wissenschaftlichem Kontext wäre das natürlich problematisch, ebenso im journalistischen Bereich, aber da eben nicht immer. Menasse schreibt Romane und Essays fürs Feuilleton, und in dem Bereich fällt sowas imho unter künstlerische Freiheit, das war immer schon ein Graubereich zwischen Kunst und Journalismus.

Natürlich steht es jedem frei, ihn dennoch für diese Sache zu kritisieren, ich persönlich finde es halt nicht ganz so problematisch.

HaBa

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Ich schreib mal ein Buch über oc.at und zitiere dich mit "Und dann sagte Tosca: Arbeit macht frei" ...

Kommt immer drauf an in welchem Kontext das zu sehen ist, und scripts für "Die Schwarzwaldklinik" schreibt er ja nicht =>

Zitat
Warum aber wird die Skandalisierung meiner Arbeit mit einem solchen Furor betrieben? Der Qualität eines Romans kann es wohl keinen Abbruch tun, ob eine historische Person wirklich an einem Ort war oder nicht. Man kann es einen Fehler nennen oder eine zu starke Dehnung des Denkbaren. Ebenso wenig nimmt die Tatsache, dass ich den Sukkus von Hallsteins Römischer Rede zusammengefasst und fälschlich als Zitat markiert habe, meinem europapolitischen Manifest seine Legitimation. Denn mein Engagement ist nichts Schöngeistiges, das in Sonntagsreden wie Weihrauch wabert und den Gläubigen wie eine Hostie auf der Zunge zergeht. Es ist ein klarer politischer Anspruch in Hinblick auf die Gestaltung unserer Zukunft.

Tosca

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Na gut, wenn ich jemandem was wirklich sehr sinnentstellendes oder diffamierendes in den Mund lege, ist das natürlich was anderes, stimmt schon. Ganz so ist es in dem Fall meiner Meinung nach halt nicht.

Was der Menasse in deinem Quote sagt hat schon eine gewisse Berechtigung. Ich finde, man kann ihn aus künstlerischer Sicht oder auch aus politischer Sicht gerne für seine Haltung und seine Methoden kritisieren, moralisch hingegen finde ich das nicht sehr schlimm.

btw: Den fettgedruckten Teil finde ich lustig, weil ich bei schöngeistigen Sonntagsreden aus dem Elfenbeinturm (achtung, nur sinngemäß entnommen :p) sofort an ihn denken muss :D

HaBa

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Ich bin ja ein Fan eines geeinten und friedlichen Europas, ich kritisiere ihn mit keinem Wort "politisch", nur für seine "Erfindungen", und grad er der sich immer so als moralische Instanz aufplustert und inszeniert.


Aber schlechte Dinge zu machen um Gutes zu bewirken ist halt trotzdem gaxi.

Ich weiß, das wir nicht überall so gesehen, für mich ist es halt so.

WONDERMIKE

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kenough
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Ist natürlich schade, dass er sich _so_ eine freche künstlerische Freiheit herausnimmt, die in Wirklichkeit nur dazu führt, dass sein idologischer Gegner ihn aufmachen kann ;) aber da ist er selber schuld. Typisch für einen Künstler ist er natürlich total uneinsichtig, was ich sogar ein bisschen amüsant finde. Es wäre jetzt nicht so schwer gewesen die tatsächlichen Zitate in die Richtung des erfunden Zitats zu deuten, aber das war ihm nicht drastisch genug :rolleyes:

Verbuche ich unter Eigentor. Alles was er fortan schreibt wird nun auch an Glaubwürdigkeit eingebüßt haben. Ist dann leider ein allgemeines Problem, denn wie der Spiegelskandal, wird das die ganze Zunft in Verruf bringen.

Tosca

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Ich glaube ich verstehe schon, worauf du hinauswillst, aber ich will mal ein fiktives Beispiel bringen:

Ein Schriftsteller schreibt einen Essay im Feuilleton und argumentiert irgendwas mit dem Verweis auf das bekannte Gorbatschow-Zitat "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben".

Wie ist das zu bewerten? Gorbatschow hat das so nie gesagt, aber man kann schon argumentieren, dass das zumindest irgendwie sinngemäß ist. Kann man jetzt dem Autor moralisch einen Vorwurf machen? Ich finde eigentlich nicht.

Wenn ein Historiker das gleiche in einer Vorlesung macht, ist das meiner Meinung nach aber natürlich gänzlich anders zu bewerten. Dann ist das nämlich entweder ein fachlicher Fehler oder ethisch fragwürdig.

Edit: Dass, wie Wondermike schreibt, er sich natürlich in Hinblick auf seine politischen Zielvorstellungen damit keinen Gefallen tut, seh ich auch so.

DKCH

...
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naja, afair hat der gorbatschow das zitat ja selbst so in seiner biographie stehen. das seh ich halt doch etwas anders als die dichterische freiheit beim menasse
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