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Österreichischer Arbeitsmarkt

HaBa 17.08.2017 - 13:41 31554 154
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Hubman

Seine Dudeheit
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Zitat aus einem Post von HaBa
Den Familien wird ja suggeriert dass ohne Matura garnichts geht.
das suggerieren sich die familien aber (zum teil) schon selber, so eine krasse "abi-kultur" wie in deutschland, habe ich hier noch nicht erlebt
Zitat aus einem Post von HaBa
Du weißt ja aus persönlichen Gesprächen dass meinen Kinder, falls ich welche hätte, von mir durchaus zum Facharbeiterjob geraten würde
dann müssen die unternehmen auch entsprechende facharbeiter ausbilden, also die lehrstellen anbieten. das haben (viele, nicht alle) unternehmen in den letzten jahren deutlich zurückgefahren. man wollte keine ausbildungskosten tragen, man schreibt eben lieber stellen aus...
Zitat aus einem Post von HaBa
Ich bin mir sicher dass eine schlaue Person aka "ka Oa&§&§loch" mit Lehrabschluß super Chancen bei allen Betrieben hat.
das hast du völlig recht, aber was hilfts, wenn man die ausschreibungen so verfasst, dass solche leute sich gar nicht bewerben. es setzt sich erst langsam durch, dass man auf gewünschte formale abschlüsse in stellenausschreibungen einfach scheißen sollte.

in vorarlberg geben sich die unternehmen einen jährlichen wettkampf um die besten lehrlinge (gerade die metallbranche), das ganze bundesland wird in dieser phase von oben bis unten mit lehrlingswerbung zugeschissen. jeder haushalt bekommt entsprechend broschüren, fast jedes unternehmen macht entsprechende homepages und apps um an die leute zu kommen. lehre & matura funktioniert mittlerweile problemlosest, erfolgsgeschichten werden da auch überall transportiert, etc. etc.
und dennoch reicht es nicht aus, ohne die ganzen anstrengungen würde es ohnehin problematisch aussehen

und dann schaut man sich mal an, wer aller so studiert und was die leute studieren. von meiner hak-klasse haben sicher 90% studiert und es war eine ausgesprochen leistungsschwache klasse. jus, bwl, medizin(!!), hat bei den meisten dann nicht so gut funktionniert, der ausweg war dann ein lehramtsstudium bzw. wechsel auf die pädaks. ich saß beim letzten klassentreffen fast nur mehr unter lehrern, kurios

Zitat aus einem Post von ccr
In der Stadt gibt es sozial Schwache, und es gibt sozial besonders gut Gestellte.
Beide sind für 0815 Jobs nicht geeignet.
Deshalb arbeiten dann in Linz am Bankschalter die Mühlviertler, und in Wien sitzen an der Kassa oder im Büro als Sachbearbeiter Leute aus dem Weinviertel oder (Süd-) Burgenland.
Mit den Gehältern, die in diesen Jobs gezahlt werden, kann man heute in keiner österreichischen Stadt mehr leben, weshalb man dort dann auch kein Personal vor Ort findet.
Der Chef von der Bank wohnt dann eh wieder in der Stadt oder im angrenzenden Speckgürtel. ;)
leider, aber da hast du die realität gut beschrieben
Bearbeitet von Hubman am 18.08.2017, 17:10

NeM

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Zitat aus einem Post von HaBa
Ich bin mir sicher dass eine schlaue Person aka "ka Oa&§&§loch" mit Lehrabschluß super Chancen bei allen Betrieben hat.
Woher die Annahme? Irgendwas fundiertes, Erfahrungen von Bekannten oder persönliche Einschätzung?

HaBa

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Jede Menge "Erfahrungen" aus dem persönlichen Umfeld. Ich rede da natürlich nicht von Bewerbungen für den Obersten Verfassungsgerichtshof, aber z.b.ein guter Schweisser/Installateur/Maurer der sozial iO ist braucht keine 20 Bewerbungen abschicken...

NeM

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Das ist dann vermutlich abhängig von Branche, Anzahl der Bewerber und eben der Frage, ob Stadt oder Land.

Davon abgesehen, woher willst du aus einem Anschreiben und einem Lebenslauf / Zeugnissen herauslesen, ob / wie sozial ein Bewerber ist?

ccr


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Zitat aus einem Post von Hubman
das suggerieren sich die familien aber (zum teil) schon selber, so eine krasse "abi-kultur" wie in deutschland, habe ich hier noch nicht erlebt

Wobei man auch sagen muß, dass es in Deutschland kein "Abstieg" ist, wenn man nach dem Abi eine Lehre macht.
So bekommt man als Firma auch Azubis, die schon ein bisschen erwachsener und selbstständiger sind, nicht völlig hohl im Kopf, und die sich das mit der Lehre reiflich überlegt haben.

Da finde ich das hiesige System, in dem man entweder mit 15 eine Lehre macht, oder mit der Matura dann unbedingt studieren "muß", eigentlich dümmer.
Wenn man sowohl für einen Lehrberuf begabt ist, als auch ein bisschen was intellektuell am Kasten hat, stehen einem viele Möglichkeiten offen. Aber bei uns ist das irgendwie so ein striktes entweder/oder.

hynk

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ganz einfach ccr, weil dir kein maturant für 290€ (ich nehm jetzt mal als hausnummer was ich bekommen hab) im monat hackeln geht.

ccr


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Zitat aus einem Post von hynk
ganz einfach ccr, weil dir kein maturant für 290€ (ich nehm jetzt mal als hausnummer was ich bekommen hab) im monat hackeln geht.

Als Student verdienst aber auch nichts :p

spunz

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Zitat aus einem Post von hynk
ganz einfach ccr, weil dir kein maturant für 290€ (ich nehm jetzt mal als hausnummer was ich bekommen hab) im monat hackeln geht.

Laut KV sinds 550 Euro im ersten Lehrjahr, da gibt es genug mit Matura die sich derartiges "antun". Ist in meinen Augen immer noch besser als sich einen Job zu suchen der den eigenen Interessen zuwiderläuft. Je nach Schule kannst du dir was anrechnen lassen, bzw zahlen wir entsprechend "guten" Kandidaten durchaus 1200 Euro aufwärts (also vergleichbar mit Deutschland).

Interessant finde ich auch wie wenig man sich hierzulande über die Zukunft des Arbeitsmarktes macht. In den nächsten Jahren werden unzählige Jobs einfach verschwinden, insbesondere vermeintlich sichere Bürojobs.

Hansmaulwurf

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Zitat aus einem Post von hynk
ganz einfach ccr, weil dir kein maturant für 290€ (ich nehm jetzt mal als hausnummer was ich bekommen hab) im monat hackeln geht.
Ich kann nur mit persönlicher Erfahrung widersprechen, wenn auch eine Stufe höher. Ich kenn ein paar Doktoranden (=fertiger Master) die für <1000€ im Monat mehr als 40h arbeiten oder gearbeitet haben. Es gibt definitiv Leute die bereit sind weniger Bezahlung zu akzeptieren sofern dabei sowas wie ne Ausbildung rausschaut, besonders wenn man für den Bereich interessiert ist und sonst wenig Zugang hätte.

Zitat aus einem Post von HaBa
Ich bin mir sicher dass eine schlaue Person aka "ka Oa&§&§loch" mit Lehrabschluß super Chancen bei allen Betrieben hat.
Das ist halt unabhängig von Bildungsstufe imho. Vielleicht komm ich langsam in das "früher war alles besser" rein, aber die wirklich wiffen Leute die selbstständig Probleme lösen können werden imho überall gerne genommen, und subjektiv seltener. Leute die sich unnötig aufführen, oder einfach nur zuwarten bis es jemand anderer erledigt findest eh wie Sand im Meer.
Bearbeitet von Hansmaulwurf am 19.08.2017, 14:13

hynk

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Klar gibts die Leute. Ich zähl mich da sogar dazu.
Na sicher machen die Leut Praktika für wenig bis nichts. Halten tu ich davon aber gar nichts.

Es geht ja nur darum Anreize zu schaffen. Wer will sich wirklich noch mit dreißig ein Lehre antun und dann in der Berufsschule sitzen mit den Gschrapn. War ja mit 20+ schon schlimm genug.
Also ich kann hier nur

@ccr
Ich stimm dir in dem Punkt, dass die Rahmenbedingungen in der Ausbildung zu eng gesteckt sind voll zu. Wenns nach mir ginge hätten wir keine Berufsschulen mehr und das was die zuvor erfüllt haben, mit mehr Praxis in den höheren technischen und wirtschaftlichen Schulen.
Hab selber Lehre und dann Matura gemacht, weil ich mich in der Schule nicht gut aufgehoben gefühlt habe und mir einfach der Kontext und Sinn dahinter gefehlt hat.

@spunz
Gedanken machen sie (politiker, soziologen, etc) sich schon, nur bin ich nicht sicher ob der tertiäre Arbeitsmarkt wirklich die Lösung ist.

spunz

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Zitat aus einem Post von hynk
@spunz
Gedanken machen sie (politiker, soziologen, etc) sich schon, nur bin ich nicht sicher ob der tertiäre Arbeitsmarkt wirklich die Lösung ist.

Auch im Bereich der Dienstleistungen wird kein Jobwunder passieren. Ich würde sogar behaupten die werden besonders stark betroffen sein.

HaBa

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Zitat aus einem Post von NeM
Das ist dann vermutlich abhängig von Branche, Anzahl der Bewerber und eben der Frage, ob Stadt oder Land.

Davon abgesehen, woher willst du aus einem Anschreiben und einem Lebenslauf / Zeugnissen herauslesen, ob / wie sozial ein Bewerber ist?

Nein, ist unabhängig von der Branche. Findet man beim Bewerbungsgespräch bzw. im Probemonat raus.

DKCH

...
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Zitat aus einem Post von Starsky
Gibt´s in den USA mit dem Green Card System schon ewig und drei Jahre, so eine Lösung wäre auch bei uns praktikabel.

green card is was anderes... aber genau das von crumb beschriebene gibts eh, rot-weiss-rot card nennt sich das. bürokratischer irrsinn wie vieles, aber funktioniert in summe...

NeM

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Zitat aus einem Post von HaBa
Nein, ist unabhängig von der Branche. Findet man beim Bewerbungsgespräch bzw. im Probemonat raus.
Ich hab einen Lehrabschluss und hab auch schon mal 11 Absagen nacheinander bekommen. Direkt, ohne Vorstellungsgespräch.

xaxoxix

Dagegen da eigene Meinung
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es ist sehr einfach die schuld auf die politik zu schieben, auf die gesellschaft, auf die heutige zeit, auf die medien und auf den mann im mond

viele "eltern" sollten das scheitern ihrer kinder eher in der antiautoritären erziehung - die heute so modern ist - suchen. es gibt bei vielen familien keinerlei wertevermittlung mehr, es werden keine grenzen aufgezeigt, der sogenannte hausverstand schrumpft grade in den städten rapide, die kinder sehen sich gleichberechtigt mit den eltern und verfolgen diese denkweise auch in der arbeit - das kann nicht funktionieren.

wenn ich sehe das man einem lehrling die einfachsten dinge beibringen muss (zb ein gekippte fenster richtig zu schliessen, oder eine verdammte türe mit der klinke in der hand zu öffnen bzw. hinter sich zu schliessen, die einfachsten handgriffe, verhaltensgrundsätze, schaudert es mich)

die jugend hat verdammt wenig respekt vor anderem eigentum, vor älteren menschen, vor regeln, der wohlstand einerseits oder auch die belanglosigkeit vieler österreichischen familien führt zur absoluten fehlleitung, egal ob es durch unvermögen oder verhättschelung entstanden ist.

natürlich kann man nicht generell pauschalisieren, allerdings ist die tendenz bei österreichern klar zu erkennen und bei familien mit migrationshintergrund ist dieses problem eher wenig vorhanden.
nein ich spreche nun nicht das thema ausnützung des sozialsystemes an, denn das ist ein thema für sich.

dem punkt, dass sich grössere unternehmen die perlen rauspicken können stimme ich zu, das eine matura kein garant für einen guten job ist (und genauso auch eine studienrichtung aus purer interessentslust absolut sinnlos, wenn nicht gebraucht bzw. viel zu viele diesen abschluss anstreben) ist auch absolut korrekt

was ich jungen leuten sagen kann, dass es nicht mehr so ist wie es die meisten unserer eltern hatten - beruf gelernt und dann auf die pension warten ist nicht mehr und wird es ohne krieg auch nicht mehr geben - heutzutage muss man immer am ball bleiben und sich selbst aus/weiterbilden und das ist unabhängig der branche und unabhängig der stellung, egal ob hilfskraft oder vorgesetzer - es gibt immer einen besseren und man kann nur für sich selbst sorge tragen möglichst schwer als ersetzbar bzw austauschbar zu gelten.

das ganze leben dreht sich nicht nur darum wie man sich verkauft, sondern was man daraus macht, was man bereit ist dafür zu tun und selbstredend gehört glück dazu und ab einer bestimmten stellung ist das netzwerken wichtiger als alles andere.

politik in der derzeit gelebten form funktioniert als demokratie auch nur mehr sehr eingeschränkt - es ist nichts mehr da vom riesigen kuchen der nachkriegszeit und die roten haben es es über jahrzehnte verabsäumt das sozialsystem über die zeit langsam runterzufahren und schlupflöcher zu stopfen - im gegenteil, es wurde das geld mit vollen händen rausgeschleudert - seit 20,30 jahren wird sowieso nur mehr auf die eigene tasche gewirtschaftet (wurde es früher auch schon, aber wie gesagt, damals war genug vorhanden)

wenn jetzt jemand um eine stelle ansucht, dem rate ich, sich im web entsprechend zu informieren, was personalchefs lesen wollen, die bewerbungen gramatikalisch richtig und ohne rechtschreibung abzugeben, sich exakt über das unternehmen wo man sich bewirbt zu informieren und sich auf das bewerbungsgespräch vorzubereiten - ansonsten kommt man nicht durch den "filter" und wird vor der zweiten runde ausgesiebt.

ich würde jedem empfehlen sich nicht irgendeinen ferialjob zu suchen sondern einen der mit der späteren berufswahl zu tun hat und das nicht nur in den jahren wo es vielleicht im zuge der schulausbildung vorgeschrieben wird - der ferialjob kann durchaus der direkte start ins unternehmen sein, wenn man sich gut macht....

ps sorry für das fehlen der grossbuchstaben, aber meine rii nimmt die shift taste nicht an
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