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Stromleitung von Salzburg nach Kaprun

Polyfire 03.06.2014 - 11:01 1997 7
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Polyfire

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Seit Montag läuft eine öffentliche Verhandlung zur UVP der Salzburgleitung. (link)

Ich wohne nicht in der betroffenen Gegend, und bin leider nicht wirklich top informiert, aber was mich aus technischer Sicht seit längerem beschäftigt ist:

Wurde da auch eine Gleichstrom Übertragung in Erwägung gezogen?
Zumindest aus technischer Sicht wäre damit eine Verkabelung ja soweit ich weiß eher machbar. (Kosten sind natürlich ein anderes Thema).

Auf der Webseite der APG ist ein Dokument Verlinkt (Gemeinsame Studie:
Machbarkeit und technische Aspekte der Teilverkabelung von
Höchstspannungsleitungen), in dem steht gleich in der Einleitung:

Zitat
Gleichstrom- und Unterseekabel werden hier nicht betrachtet und werden möglicherweise
Gegenstand einer späteren Studie.

Also soweit nicht näher untersucht mit konkreten Zahlen wieviel das Kosten würde.

Es sind ja einige Leute hier die sich Elektrotechnisch sehr gut auskennen,
weiß da vielleicht jemand näheres zu der ganzen Thematik?

Castlestabler

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Gleichstromübertragung wird nur in Betracht gezogen, wenn die Lastverteilung sehr gut abgeschätzt werden kann.
Also von einem Windpark zum Land oder zur Versorgung von Deutschland aus Norwegen.
Die Verlegung muss weiterhin in eigenen Trassen erfolgen und die Umformer Kosten auch deutlich mehr, als bei einem Wechselstromsystem.

Erdverlegte Wechselstromkabel werden nur für kurze Distanzen in Erwägung gezogen.
Wie aus der Aufstellung im PDF ersichtlich sind die Leitungslängen meist maximal ~10km.
Das System eignet sich nicht über weite Strecken zu übertragen.

Polyfire

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Kann man die Last in dem Fall denn so schwer abschätzen?

Meine Vermutung ist ja das ein wichtiger Grund warum die Energiewirtschaft die bessere Leitung will der ist das man Windenergie aus Deutschland in den seit kurzem ausgebauten Speicher in Kaprun pumpen will.
(http://www.verbund.com/cc/de/news-p...rg-2-in-betrieb)

Castlestabler

Here to stay
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Natürlich ist der Hauptgrund die Windenergie aus Deutschland, das wird wohl kaum einer bestreiten.

Eine Leitung ist etwas passives, wenn man auf der einen Seite etwas rein gibt fällt es auf der anderen Seite wieder raus und umgekehrt.
Bei einer HGÜ ist dem nicht so, da muss man wissen wieviel man von der einen Seite haben will und wieviel auf der anderen Seite wieder raus kommt.
Zusätzlich braucht man einen grösseren Schaltungsaufwand.

Ganz abgesehen für was diese Leitung heutzutage voran getrieben wird, Österreich wird früher oder später einen 380kV Ring benötigen. Das wir nicht mit der jetztigen Kapazität auskommen ist dank Wachstum leider so.

Schöneres als Strommasten gibt es auf jeden Fall, aber so schlimm finde ich sie jetzt auch nicht. Wegen irgendwelcher Strahlungen muss man bei uns so und so gewisse Abstände einhalten, anders bekommt man die Leitung nicht bewilligt.

XXL

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wir haben scon einen hochspannungsring?
http://de.wikipedia.org/wiki/380-kV-Hochspannungsring

gleichspannung hat viel höhere verluste im gegensatz zu wechselstrom, wieso sollte man sowas berücksichtigen?

ausserdem musst es irgendwann gleichrichten und dann wieder wechselrichten was auch wieder kostet ...

edit: ok, für den vollen ring fehlt noch was, dachte der wäre schon fertig :D

Master99

verträumter realist
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das anti-lager versteht leider grundsätzliche dinge nicht.

die 380er leitung wird afaik weite teile des bestehnden alten 110 und 220 kV ersetzen. soweit ich weiss bleiben dann im endeffekt _weniger_ masten/leitungen stehen als jetz übrig.

bei nem erdkabel ist der abstand von mensch/tier zu den stromleitern weit geringer als bei ner grossen freilandleitung. das erdreich wird zwar die elektrostatische strahlung ein wenig abschirmen aber die elektromagnetische strahlung lässt sich dadurch nicht beeinflussen. d.h. ich glaube nicht, dass eine verkabelung gesundheitstechnische vorteile hat... vielleicht sogar gegenteilig. halt aus den augen aus dem sinn placebo vielleicht.

technisch ist eine ganzverkabelung extrem aufwendig (viele zwischenstationen) und viel anfälliger / wartungsintensiver durch erdrutsch usw. afaik liegt der kostenfaktor bei rd dem 20x was die freileitung kostet.

ich wär ja für diese lösung wenn sie technische und sicherheits/gesundheitsvorteile hätte... im sinne von, ne teure aber gscheite lösung. aber das ist die verkabelung einfach nicht und deswegen ist es auch nur legitim eine vollverkabelung nicht als ernsthafte lösung in betracht zu ziehen.

ich bin btw. ursprünglich aus kaprun und mind. einmal im monat daheim... und dann nicht weit entfernt von den bestehenden 220kv leitungen.

Polyfire

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Zitat

Bei einer HGÜ ist dem nicht so, da muss man wissen wieviel man von der einen Seite haben will und wieviel auf der anderen Seite wieder raus kommt.
Zusätzlich braucht man einen grösseren Schaltungsaufwand.

Interessant. Ist das wegen der Regelung der Wechselrichter so, müssen die auf beiden Seiten irgendwie synchronisiert werden? Ok, auf die wirklichen Details werden wir hier eh nicht eingehen können... und ich versteh bzw. weiss auch das solche Umrichterstationen für die Höchstspannung aufwendig und damit teuer sind und Verluste verursachen. Auch ist mir die Problematik mit der Regelung und Einbindung in das bestehende AC Netz bewusst.


Zitat

Ganz abgesehen für was diese Leitung heutzutage voran getrieben wird, Österreich wird früher oder später einen 380kV Ring benötigen.

Aber wieviele Jahrzehnte hat es jetzt mit der 220kV Leitung funktioniert? Den Stromverbrauch kann man teilweise durch technischen Fortschritt auch bissl senken, und somit bei gleichem Verbrauch ein gewisses Wachstum ermöglichen. Gerade im Salzachtal könnte ich mir auch vorstellen das es da noch einige Täler gibt wo man kleinere Speicherkraftwerke hinbauen könnte mit denen man Lastspitzen abfängt.

Zitat

Schöneres als Strommasten gibt es auf jeden Fall, aber so schlimm finde ich sie jetzt auch nicht.

Komme aus dem Pinzgau, dort ist eine 380 Leitung die hat man in einem Militär Tarn-Braun/Grau angestrichen, die sieht man quasi nicht wenn man nicht genau hinschaut ;=)

Zitat

Wegen irgendwelcher Strahlungen muss man bei uns so und so gewisse Abstände einhalten, anders bekommt man die Leitung nicht bewilligt.

Naja es ist ein ganz konkretes EM Wechselfeld das da ausgestrahlt wird, das kann man genau messen. Mit dem Abstand verringert man die Stärke drastisch drastisch, das ist mir schon bewusst, aber sie geht eben nie auf Null.

Zitat

gleichspannung hat viel höhere verluste im gegensatz zu wechselstrom, wieso sollte man sowas berücksichtigen?

Also so generell kann man das nicht sagen, die HGÜ ist bei grösseren Entferungen sogar effizienter weil weniger Verluste durch kapazitive Blindleistung ensteht.

Btw. in der Schweiz ist eine 1GW Leitung in Gleichstrom-Kabeltechnik in Planung:
http://www.nzz.ch/aktuell/schweiz/h...line-1.18308773

Die Schweiz hat halt glaube ich nicht so viel Schaden genommen durch die Finanzkrise wie wir, da ist noch mehr Geld übrig für so was.

Zitat

das anti-lager versteht leider grundsätzliche dinge nicht.

Ich habe mir noch keine Meinung gebildet, einfach weil mir die Fakten fehlen bzgl. was eine HGÜ-Kabel Lösung kosten würde. Bin also nicht grundsätzlich im Anti Lager.

Das man Wind-Überschuss Strom in einem Stausee in den Alpen speichert und dafür eine Leitung baut finde ich grundsätzlich sehr sinnvoll.

Zitat

alten 110 und 220 kV ersetzen. soweit ich weiss bleiben dann im endeffekt _weniger_ masten/leitungen stehen

Mich persönlich stört jetzt die Anzahl von Masten oder wie das in der Landschaft aussieht nicht, das einzige Problematische an einer Leitung ist für mich neben den Kosten wie stark das EM Feld ist das da abgestrahlt wird.
Bei einer 380er Leitung wo mehr Leistung drüber fliesst ist das EM Feld doch stärker wie bei der alte 220er? Würd mich interessieren wie gross der Unterschied hier genau ist. Hab zwar Energietechnik in der Schule gelernt, aber in dem Punkt wohl nicht gut genug aufgepasst.


Zitat

bei nem erdkabel ist der abstand von mensch/tier zu den stromleitern weit geringer als bei ner grossen freilandleitung. das erdreich wird zwar die elektrostatische strahlung ein wenig abschirmen aber die elektromagnetische strahlung lässt sich dadurch nicht beeinflussen. d.h. ich glaube nicht, dass eine verkabelung gesundheitstechnische vorteile hat..

Interessant. Wieviel das Erdreich da tatsächlich abschirmt hab ich mich auch schon gefragt, und falls es stimmt das das nicht viel hilft und nur sinnlos Geld kostet dann sollte man die Verkabelung tatsächlich sein lassen.

Was ich mir halt vorstellen könnte ist das bei einer Kabel Lösung (DC) die Leiter näher beinander liegen.
Wenn es so gelöst ist das es da einen Hin und einen Rückleiter gibt, dann fliesst in beiden quasi dieselbe Stromstärke nur in entgegengesetzter Richtung. Das EM Feld das von den jeweiligen Leitern ausgestrahlt wird geht ebenfalls in die entgegengesetzte Richtung, und hebt sich teilweise auf. Es löscht sich umsomehr gegenseitig aus, umso näher die Leiter beieinander liegen.


Eine weitere Tinfoil-Theorie die ich habe, warum mir persönlich eine DC Leitung lieber wäre:

Also vorrausgesetzt der DC der da fliesst ist halbwegs geglättet.. Was möglicherweise eh nicht der Fall ist, falls da viele Schaltspitzen drinnen sind dann bitte das was in dem Absatz drinnensteht ignorieren, ist ein Blödsinn... Also, wenn ich eine glatte DC hätte dann hätte ich ein statisches E-Feld und ein statisches M-Feld. Und da die Erde sowieso von Haus aus ein Magnetfeld hat müssten wir darauf sowieso Evolutionstechisch ausgelegt sein damit umzugehen. Dazu im Gegensatz, das EM-Wechselfeld einer AC Leitung induziert ja quasi überall im Körper ständig eine Wechselspannung.

Master99

verträumter realist
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naja ausgehend von bestehende 110&220kV versus 380kV wird bei gleicher auslastung als erstes mal das magnetfeld _geringer_, da kleinerere Ströme notwendig sind und insg. weniger Leistung übermittelt werden muss da geringere Verluste.

die statische realbelastung wird vermutlich ziemlich ähnlich sein unterm mast schätz ich weil ein 380er grösser ist als ein 110er... aber das hab ich mir im detail nicht angeschaut.

wie sich das netz leistungstechnisch entwickelt weiss ich nicht, aber sicher wird es in zukunft notwendig sein günstige örtliche bedingungen (wind, sonne..) besser nutzen zu können, und je grösser der technisch geografisch erschlossene bereich, desto mehr kann man auch grundlast auf umgebungfaktorabhängige energieformen schalten und desto weniger braucht man dauerkraftwerke wie atom/kohle/...

das aber in zukunft weniger energie verbraucht wird glaub ich nicht, dagegen spricht die fortschreitende technisierung sowie bevölkerungswachstum. auch sind in österreich die meisten wasserkraft-möglichkeiten schon genutzt... zumindest alle interessanten die sich mit der natur vereinbaren lassen sowie wirtschaftlich sinnvoll sind (sprich gross genug dass es verbund und co interessieren)

viel eher glaube bzw. hoffe ich dass die dezentralisierung durch viele kleine photovoltaikanlagen usw. die abhängigkeit von grosskraftwerken senken wird. aber auch dann ist ein gutes stromnetz notwendig solange es keine speichermöglichkeiten gibt, die sich jeder in den keller stellen kann.

@ statisches feld vs. wechselfeld: naja sonne, kosmische strahlung usw. gibts ja auch noch was der mensch gewöhnt ist.
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