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Zwischen Kunst und Vandalismus: Exit Through the Gift Shop

karlstiefel 02.12.2010 12742 16
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Er nennt sich Banksy. Niemand weiß, wie er aussieht oder wie er gar wirklich heißt und er macht es einem auch nicht gerade einfach. In der Mockumentary "Exit trough the Gift Shop" ist man der lebenden Graffiti-Legende auf der Spur. Aber ganz in seinem Stil etwas anders, als man es erwartet ...

Documentary

Besonders Thierry Guetta, ein französischer Dokumentarfilmer und der Macher von Exit through the Giftshop bekam den kreativen Wahnsinn des Street-Art-Künstlers am eigenen Leib zu spüren. Eigentlich wollte er nur eine Dokumentation über Banksy machen, aber das ist diesem zu langweilig, weshalb er lieber den Spieß umdreht und den Filmer selbst in den Mittelpunkt schiebt. Realität und Handlung vermischen sich und stellen den Begriff "Dokumentation" gehörig auf den Kopf. Willkommen zur Mockumentary!

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Banksy weiß aufzufallen, zu empören und zu begeistern. Nicht nur in seinen Bildern, sondern auch auf Celluloid!


Dabei fing es so einfach an: Guettas Cousin ist ein Street-Art-Künstler, der unter dem Namen Space Invader Mosaike mit Figuren aus dem namengebenden Spiel in der Pariser Öffentlichkeit anbringt. Dadurch rutscht Guetta in diese Szene und ihm passiert dasselbe, was auch dem Zuschauer widerfährt: Er wird von der Vielseitigkeit der Kunstform fast erschlagen. Kein Wunder also, dass Guetta seit 2002 die Kunstprojekte der abgefahrenen Künstler dokumentiert.

Thierry Guetta
Der französische Dokumentarfilmer Thierry Guetta ist gemeinsam mit Banksy der Hauptdarsteller dieses Films


Genau wie die Künstler selber, arbeitet Guetta ohne zu fragen. Er filmt einfach bis seine Motive sich "Ja, verdammt nochmal!" aufregen. Jeden in der nächtlich aktiven Szene bekam er so vor die Linse, bis auf den einen Street-Art-Künstler, von dem die Rede ist: Banksy! Das fragliche Phantom trieb sich währenddessen sowohl in den Straßen englischer Metropolen, als auch in den feinen britischen Museen herum. Nichts war vor Banksy sicher. Als auch auf den Siedlungsmauern im Westjordanland die ersten Grafitis im unverkennbaren Stil auftauchen, stellt sich sogar die Frage, ob Banksy nun ein einzelner Mann oder gar ein Kollektiv ist. Erst ein Jahr später klärt sich die Frage, als man - der Zufall wollte es so - sich in Los Angeles persönlich gegenüber steht. Nur kurze Zeit später wird uns sogar ein bisher einzigartiger Blick in das Heiligtum von Banksy's Werkstatt gestattet.

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Banksy: Das Phantom der Street-Art-Szene kommt vor (und hinter) die Linse


Ohne Grenzen

Kurze Zeit später war es dann so weit: Life Remore Control, DIE Doku über Street-Art war fertig. Und sie war Mist. Statt einem Portrait über moderne Kunst, warteten 90 Minuten Alptraum-Trailer aus sekundenlangen Fragment-Schnipseln auf die Zuschauer. Darauf hin nimmt Banksy selbst die Kamera in die Hand und trägt Thierry auf, nun zum Straßenkünstler zu werden - ein perfekter Rollentausch. Unter dem Namen Mister Brainwash setzt er von da an Versatzstücke aus der Popkultur neu zusammen und gibt ihnen einen witzigen, aber auch nachdenklich stimmenden Kontext. Elvis schwingt die Hüften mit einem Gewehr in der Hand auf dem Bild "Don't be cruel" und Warhol's berühmte Marilyn Monroe wird mit Britney Spears als Motiv kopiert. Spätestens ab dem Punkt, wo der Filmemacher selber zum Künstler wird und der ominöse Banksy plötzlich hinter der Kamera steht, merkt man eines deutlich: Hier sind Regeln unerwünscht.

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Fisher-Price ...


Fazit

Exit through the Giftshop zeigt eine ungewöhnliche Reise durch die Welt der Straßenkunst. Jenseits von Normen und Vorschriften vereinnahmt diese Kunstform nicht nur Häuserwände und Ausstellungen, sondern dreht sogar den eigenen Dokumentarfilm um 180 Grad. Zuschauer werden zu Stars, Künstler schwanken zwischen Kunst und Kommerz und die Grenzen zwischen den bekannten Fronten verschwinden. Was bleibt ist allerdings Begeisterung - sowohl über den schrägen Stil der verschiedenen Künstler, als auch über eine außergewöhnliche Dokumentation. Uns gefällt es!

Exit through the Giftshop, ab 3.12.2010 im Kunst-Kino eures Vertrauens.

Banksy's Street-Art

"Verdammt schräg, verdammt sehenswert!"
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