"Christmas - the time to fix the computers of your loved ones" « Lord Wyrm

Huawei MediaPad X1: Godzilla unter den Mobiltelefonen

Joe_the_tulip 17.05.2014 41497 37
Zweieinhalb Jahre nachdem das erste Phablet das Licht der Welt erblickt hat - das Galaxy Note N7000 -, gibt es nun einen wahren Koloss unter den Smartphones: Das Huawei MediaPad X1 7.0 mit 7-Zoll-Bildschirm und allem, was das Herz begehrt. Oder ist es doch nur ein Tablet mit Telefonfunktion?

Herstellerseite | Geizhals

Das gewaltige Display ist ungewöhnlicher Weise sogar im 16:10-Format und trägt damit noch zusätzlich zur schieren Größe bei. Neben seinem Partypiece beherrscht es LTE der 4. Kategorie, hat einen 1,6 GHz Cortex A9 Quadcore mit 2 GB RAM, 16 GB internen Speicher der sich per MicroSDHC erweitern lässt und einen riesigen Akku mit 5000 mAh. Das Ganze wiegt knapp ein Viertelkilo und kommt in Kürze - laut Geizhals Preisvergleich vermutlich am 4. Juni - für 400 € nach Europa bzw. in die USA.

Detaillierte Specs:

7 Zoll 1920x1200 IPS LCD Bildschirm
SoC: HiSilicon Kirin910 Cortex A9 SoC mit 4x 1,6 Ghz sowie eine Mali 450 GPU
2 GB RAM, 16 GB interner Speicher, bis zu 32 GB MicroSDHC
2G, 3G HSPA+ (42/5,76 MBit/s), LTE Cat. 4 bis 150/50 MBit/s (800/1800/2100/2300(TDD)/2600 MHz)
Bluetooth 4.0, 802.11 a/b/g/n – WLAN, USB 2.0 mit OTG-Funktion (Laden und Daten), Haupt-/Frontkamera mit 13/5 Megapixel
Android 4.2.2 + Emotion UI 2.0 (getestete FW-Version B013), keine Root-Rechte
239 g Gewicht, 104x8x184 mm (gerundet), 5000 mAh Lithium-Polymer-Akku; kommt mit hochwertigen Schutzfolien und Ladegerät.

click to enlarge
Full-HD mit 7 Zoll geben dem Home-Screen viel mehr Platz als gewöhnlich.


Hardware



Dank Tradingshenzhen hatten wir die Möglichkeit schon kurz nach dem Verkaufsstart im April ein Testsample zu erwerben. Nach dem Öffnen des Versandkartons finden wir einen schlichten blauen Karton mit der Aufschrift Honor. Kein Grund zur Verwirrung, in China wird das Phablet unter dem Namen „Honor X1“ vermarktet. Im Karton befindet sich lediglich eine bessere Büroklammer zum Öffnen der Slots für MicroSD und MicroSIM, ein USB-Kabel und ein Ladegerät mit 2 Ah. Dank der fürsorglichen Kollegen bei Tradingshenzhen bekommen wir auch noch einen Adapter für europäische Netze, ein Ladegerät mit zwei USB-Ports, ein (im Betrieb) blinkendes Ladekabel, eine Displayschutzfolie und ein USB-Host-Kabel dazu.


Als erstes fällt uns gleich die angenehme Haptik des Gerätes auf. Alles ist fest, die Spaltmaße sind gleichmäßig schmal und es liegt gut in der Hand. Die Glasfront wird von einem Metallrahmen geschützt und fast vollständig vom riesigen 16:10-Bildschirm eingenommen. An der Front gibt es keine Buttons, der Powerknopf sitzt mittig am rechten Rand direkt unterhalb der Wippe für die Lautstärke. Hier sind auch der Slot für die MicroSD-Karte und die MicroSIM zu finden. Oben gibt es einen Line-Out, der ebenso wie der externe Lautsprecher per DTS verstärkt wird. An der Unterseite befindet sich der USB 2.0 Port der Ladeströme bis 2 Ah zulässt.
Neben dem metallischen Rahmen um das Glas sind auch beinahe die komplette Rückseite und die Seitenteile aus Metall. Lediglich der oberste und der unterste cm des MediaPad X1 bestehen aus weißem Polycarbonat. Hier sind auch die Öffnungen für Lautsprecher und Mikrofone sowie die beiden Kameras, den LED-Blitz hinten und den Lichtsensor vorne eingelassen.


Doch auch die beste Verarbeitungsqualität spielt bei einem Bildschirmmonster wie dem Huawei MediaPad X1 nur die zweite Geige. Als Technologie hält hier ein IPS-Panel her. Die Helligkeit ist exzellent und auch unter direkter Sonneneinstrahlungen bleiben Inhalte gut lesbar. Die Farben sind sehr kräftig, andere LCDs wirken dagegen blass. Im ersten Moment glaubt man hier mit einem OLED-Display konfrontiert zu sein. Neben der guten maximalen Helligkeit kann sich auch der Schwarzwert sehen lassen; selbst in der dunkelsten Einstellung ist das Kontrastverhältnis subjektiv noch sehr gut. Uns gefallen auch die exzellenten Blickwinkel. Gerade bei einem derart großen Display zeigt man öfters mehreren Personen gleichzeitig Fotos oder Videos wodurch die Blickwinkel deutlich wichtiger werden.


Hier ein Bildschirmvergleich zwischen einem Galaxy Note 1 und dem MediaPad X1 jeweils bei automatisch geregelter Helligkeit an einem diesigen Tag. Die Fotos demonstrieren sowohl die schiere Größe als auch die tollen Farben.


Software



Unverständlicherweise setzt Huawei beim MediaPad X1 leider noch auf Android 4.2.2. Dem veralteten Betriebssystem wird die aktuelle Version der hauseigenen MIUI-Variante Emotion UI 2.0 aufgesetzt. Root-Rechte gibt es natürlich keine und aktuell auch keinen funktionierenden Trick diese zu erlangen und dauerhaft zu behalten. Genauso wenig ist derzeit Cyanogenmod-Support oder eine Google-Play-Version geplant.


Emotion UI hat unter anderem keinen App-Drawer; alle Applikationen werden permanent auf verschiedenen Bildschirmen dargestellt und können auch direkt von diesen deinstalliert werden (mitgelieferte Anwendungen ausgenommen). Der mitgelieferte Browser verliert eindeutig gegen Chrome oder Firefox, auch sonst gibt es unserer Meinung nach keine mitgelieferten Apps von Mehrwert. Immerhin spendiert Huawei dem MediaPad aber auch Funktionen wie einen Handschuhmodus und umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten des Systems.


Interessant für LTE-Nutzer mit unbeschränktem Datenvolumen dürfte auch der „Beschleuniger“ sein. Dieser verteilt die Last zwischen der 3G/4G-Verbindung und einem etwaigen WLAN um so insgesamt die maximale Geschwindigkeit zu erzielen. Leider ist das in Österreich nur für relativ weniger Nutzer sinnvoll möglich, darum hätten wir uns eher über schnelleres WLAN gefreut. Jedoch scheint die Verbindung mit Netzen im 5GHz-Band nicht zu klappen weshalb wir nicht von extraschnellen AC-WLANs profitieren können. Unser per 802.11n maximal erzielter WLAN-Durchsatz ist mit knappen 40 MBit/s nicht sehr berühmt. Wir vermuten hier ein Softwareproblem, da es zum Teil auch ein Problem im Management von gleichnamigen WLANs gibt.

Ansonsten können wir nicht viel zu Emotion UI berichten. Wir können keine groben Schnitzer an den implementierten Funktionen finden, alles läuft komplett ruckelfrei ab und sowohl der Quadcore als auch die 2 GB RAM erweisen sich in der Praxis als absolut ausreichend. Ein nettes Addon wäre eine App, die eine Wiedergabe von Streaming-Portalen wie zum Beispiel Youtube in 1080p zulässt. Aufgrund des großen, tollen Bildschirms sehen nämlich schon 720p-Videos zum Teil recht pixelig aus.

Kamera/Galerie



Die beiden Kameras zeigen ein zwiespältiges. Fangen wir mit der Frontkamera an. Sie bietet mit 5 Megapixel und guten Farben brauchbare Bilder. Allerdings sind Bildinhalte, die sich nicht nur in der Mitte des Bildes befinden, deutlich verzerrt. Dafür kann man mit dem riesigen Bildschirm gut zielen und es sehen auch wirklich alle, ob sie im Bild sind. Nett ist auch der automatische Selbstauslöser mit 3 Sekunden, der mit einem Pfeil zur Kameralinse hinzeigt. So schauen auch wirklich alle in die richtige Richtung.


Kommen wir aber nun zur viel wichtigeren Hauptkamera. Sie bietet 13 Megapixel und einen LED-Blitz. Man kann neben normalen Fotos mit Blitz auch HDR-Aufnahmen, Panoramaaufnahmen in guter Auflösung und auch ein „bestes Foto“ machen. Bei letzterem Modus werden 10 Fotos geschossen, von denen man dann beliebig viele auswählen kann. Leider dauert das Abspeichern dann relativ lange und man kann nicht in voller Auflösung kontrollieren, welches Bild am besten gelungen ist. Möchte man aber zum Beispiel eine Serienaufnahme von etwas Bewegtem machen, dürfte „bestes Foto“ seinen Zweck erfüllen.


Was die Bildqualität betrifft, kann die Kamera vor allem Outdoor überzeugen. Selbst Makroaufnahmen bei leichtem Regen wie die Blume weiter unten sehen wirklich toll aus. Leider kann man das über die Indoor-Aufnahmen nicht sagen. Selbst bei normalem Tageslicht sind die Bilder maximal durchschnittlich, da extrem verrauscht. Der Effekt potenziert sich bei schlechtem Lichtverhältnissen und lässt sich auch nicht durch klaglose und schnelle HDR-Performance verbessern. Leider kann man die ISO nicht selbst verändern.


Überhaupt bietet die Kamera-App nur sehr wenige Optionen zur Einstellung. Dafür kann man sehr flott zwischen Video- und Fotofunktion umschalten und auch während der Videoaufnahme Fotos schießen. Die Videofunktion selbst hingegen weiß nicht wirklich zu überzeugen, der Fokus ist langsam und die Helligkeit wird sehr ruckartig geregelt – auch bei guten Lichtverhältnissen. Insgesamt bekommt man vor allem bei der Kamera und ihrer App das Gefühl, dass man es hier mit einem Tablet zu tun hat. Das Augenmerk liegt einfach nicht auf der Aufnahme von Fotos. Das ist schade, denn mit einigen Softwareoptimierungen könnte man hier wohl noch einiges rausholen.


Vergleichsfotos



Damit ihr euch auch etwas unter dem Geschwafel vorstellen könnt kommen hier Vergleichsfotos mit einem Iphone 5, einem Google Nexus 4, einem Samsung Galaxy Note N7000 und einer Nikon D70 DSLR die auf 1600x1200 limitiert wurde. Sämtliche Fotos wurden im Automatikmodus ohne HDR gemacht. Ihr seht hier ein Makro und ein Nachbarhaus bei leichtem Regen, einen Keller einmal beleuchtet und einmal ohne Licht dafür mit Blitz und zu guter letzt einen gedeckten Esstisch beim gleichen Wetter ohne zusätzliches Raumlicht.

Makroaufnahme bei Regen:


Landschaftsaufnahme bei Regen:


Keller dunkel mit Blitz:


Keller mit Beleuchtung:


Indoor:


Langzeittest und Akkulaufzeit



Nach umfassender Beschreibung wollen wir euch nun den Alltag mit dem Riesenphablet Huawei MediaPad X1 schildern. Das Handling ist nicht nur anfangs stark gewöhnungbedürftig. Mit durchschnittlichen Männerhänden tut man sich schon sehr schwer den Bildschirm einhändig zu entsperren. Mit einiger Übung ist dies aber hinzubekommen genauso wie einhändiges Wählen oder Führen von Telefonaten. Interessanterweise ist der Koloss ein gutes Telefon. Man versteht den Gesprächspartner selbst in der Ubahn problemlos und wird selbst ebenfalls gut verstanden. Und der 2G/3G-Empfang ist ebenfalls exzellent; schließlich ist auch genügend Platz für anständige Antennen.

Gezieltes Surfen oder auch das Verfassen von Nachrichten geht jedoch einhändig nur dann, wenn das Gerät nicht gehalten werden muss. Beidhändig hat man(n) keine Probleme. Da die einzelnen "Tasten" ziemlich groß sind kann man sehr schnell mit beiden Händen tippen. Wo das MediaPad natürlich auch glänzen kann, ist bei der Wiedergabe von PDFs und anderen Textdokumenten. Insbesonderes durch das Seitenverhältnis von 16:10 lassen sich zum Beispiel Lehrbücher gut darstellen. Aber auch die Wiedergabe von Fotos und Videos - seien sie nun selbst gemacht oder etwa auf Youtube zu finden - ist eindeutig eine Stärke des Phablets. Die Lautstärke des externen DTS-optimierten Lautsprecher ist dabei völlig in Ordnung und klingt auch bei maximaler Lautstärke nicht verzerrt. Einziges Manko: Liegt das MediaPad auf der Rückseite, wird der Lautsprecher vollständig verdeckt und die Audiowiedergabe ist dementsprechend sehr leise. Etwas leise ist auch die maximale Lautstärke am Kopfhörerausgang - mit und ohne DTS.

Zu guter letzt möchten wir euch auch noch etwas über die Akkulaufzeit berichten. Der 5000 mAh-Lithium-Polymer-Akku verspricht trotz des hellen Bildschirmes gute Ausdauer. Wir erreichen ca. 65 Stunden oder auch von Montag früh bis Mittwoch Nacht mit 6-7 Stunden an Screentime und durchgehend aktiviertem WLAN und 3G. Ein wirklich guter Wert für ein modernes Smartphone und ein noch besserer für ein Phablet. Selbst wenn man viel installiert und längerer Youtube-Videos ansieht, gehen sich 40h Akkulaufzeit aus. Dank schnellem Ladegerät mit 2 Ah ist man nach weniger als 3 Stunden wieder für mehrere Tage autark unterwegs.

Fazit



Dieses Phablet ist ein Tablet. Das Huawei MediaPad X1 mag zwar vielleicht eine Telefonfunktion haben, aber es ist schlichtweg zu groß um im Alltag als Smartphone durchzugehen. Abgesehen davon hat das Monstrum eine solide Show geboten. Der Bildschirm ist exzellent, die Akkulaufzeit kann sich sehen lassen. Die Verarbeitungsqualität ist tadellos; genauso die Systemleistung und die Ausstattung des Smartphones. Als für 2014 ausreichend kann man die Kamera bezeichnen.

Weniger begeistert waren wir vom Betriebssystem. Dieses läuft zwar einwandfrei ist aber mit Android 4.2.2 als Basis eindeutig zu alt. Überholungsbedürftig ist auch die Kamerafirmware bzw. App. Hier könnte Huawei mit etwas gutem Willen deutlich mehr rausholen. Ausgebügelt gehören auch kleinere Bugs wie das Verbindungsproblem mit 802.11a WLANs.

Insgesamt können wir das MediaPad X1 aber uneingeschränkt als hochwertiges, schnelles Tablet empfehlen. Sollte man mal telefonieren müssen, kann man das damit auch problemlos tun. Als Phablet eignet es sich wohl eher nur für 2m-Riesen mit Händen wie Topfdeckel oder größere Damenhandtaschen. Wir möchten uns an dieser Stelle auch nochmal bei unseren Partnern von Tradingshenzhen bedanken. Sie haben uns das Gerät lange vor dem Europastart zuverlässig und schnell zugeschickt und dabei noch ein paar nette Extras draufgelegt. Danke! Zum Service von Tradingshenzhen gehört übrigens neben einer einjährigen Garantie mit deutschsprachigem, in China lokalisiertem Support auch eine Funktionsprüfung mit Belastungstest bevor es an eine Adresse eurer Wahl geschickt wird.
Kontakt | Unser Forum | Über overclockers.at | Impressum | Datenschutz