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Mobil mit U3 / SanDisk Cruzer Micro 2.0 GB im Test

Vo 07.05.2007 34389 17
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USB-Sticks haben erfolgreich Einzug als mobiler Massenspeicher gehalten. Mit U3 wurde von SanDisk bereits vor einiger Zeit ein Standard geschaffen, der es möglich macht eigene Programme samt Einstellungen immer bei sich zu haben. Dieser Umstand kann den Einsatz an einem fremden Computer erheblich versüßen...

Außerdem wurde der Sandisk Cruzer Micro 2,0 GB mit U3-Funktionalität getestet.

Wofür U3?


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Persönlichen Arbeitsplatz
dabei?
2005 gründete Sandisk in Kooperation mit M-Systems ein Unternehmen namens U3. U3 wurde es zum Ziel gesetzt, USB-Sticks über den Status als bloße Massenspeicher weiterzuentwickeln. Sogenannte "USB-Smart Drives" sollen es ermöglichen, den "persönlichen Arbeitsplatz" bei sich zu tragen. Mitgebrachte Programme mit persönlichen Einstellungen sollen komfortabel ausgeführt werden können. Am Host-Computer sollten dabei "keine" Spuren zurückbleiben.

Die wesentlichen Aufhänger der U3-Werbung sind:
  • Lieblingsbrowser samt Lesezeichen dabei haben
  • "Mobile" Kommunikation per Skype, Trillian und Mail-Client
  • Medium kann mit Passwort vor Zugriff geschützt werden
Außer den gerade angeführten Fähigkeiten, kann ein U3-FTP-Client z.B. für Betreiber von Homepages oder Außendienstmitarbeiter großen Nutzen bringen. Vor-Ort-Computerhilfe kann z.B. durch integrierten Virusschutz und Tools wie Wire-Shark erleichtert werden. Ebenfalls mit an Bord: OpenOffice, Irfanview, Foxit Reader, Winamp usw.

Im Folgenden möchten wir einen kleinen Einblick in die Eigenarten des Systems und in ein paar der verfügbaren Programme geben. Außerdem sollen zwei Alternativen zu U3 beleuchtet werden.

Eigenheiten von U3


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Das U3-Launchpad
Das Wichtigste vorweg: U3 läuft nur auf Systemen mit Windows 2000, XP und Vista. OS-X- und Linux-Nutzer werden von der Mehrleistung ausgeschlossen. Nach dem Anstecken des Sticks erscheint für die Dauer des Betriebs das "U3-Launchpad" - eine Art Startmenü. Über das Launchpad lassen sich alle U3-Programme und der Zugriffsschutz des Sticks verwalten. Außerdem lassen sich darüber Programme aus dem U3-Portal beziehen. Nach erfolgter Installation können sie im Startmenü beliebig angeordnet und bei Bedarf auch automatisch gestartet werden.

Ein großer Teil der U3-Anwendungen sind Desktopanwendungen, die nach relativ einfachen Richtlinien portiert und von U3 dahingehend überprüft wurden.

Da Flash-Speicher nur eine begrenzte Anzahl von Schreibzugriffen erlaubt, werden die Arbeitsdaten der Programme in der Regel auf der Festplatte abgelegt. Aufgeräumt wird später - daher muss man den Stick auch über das Launchpad auswerfen, um seine Spuren zu verwischen. Obwohl es ein erklärtes Ziel ist keine Daten zu hinterlassen, so liegt es doch in der Hand des portierenden Programmierers das auch hundertprozentig umzusetzen. Dies scheint nicht immer zu gelingen. Was für ein Glück, dass wir nicht Tom Cruise in "Mission Impossible" sind...

Ein U3-Stick erscheint in Form von zwei Laufwerken: einem emulierten CD-ROM mit den U3-Systemdaten und einem frei zugänglichen Wechseldatenträger. Die Programme sind auf letzterem installiert. Der Passwortschutz verhindert bis zur richtigen Eingabe die Anzeige des Wechseldatenträgers. So ist nur das "CD-ROM" sichtbar und kein Zugriff auf die Daten oder Programme möglich.

Leider kann nicht jeder x-beliebige USB-Stick U3-fähig gemacht werden - er muss schon von vorneherein dafür ausgelegt sein. Wer der Meinung ist, seine U3-Funktionen abzustellen, kann sich eines Uninstallers bedienen. Angeblich ist aber nicht sichergestellt, daß sich die U3-Funktionalität auch wieder herstellen lässt.

Kleiner Einblick in verfügbare Anwendungen


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U3-Softwareportal
Seine Anwendungen bekommt man vorrangig von der U3-Homepage. Das Angebot besteht aus einer nicht allzu üppigen Auswahl an Gratisanwendungen und Programmen bis etwa 50 €. Vor allem im Audio- und Bildbearbeitungsbereich ist das Angebot schwach. Leider wurde auf der Homepage bis dato auf Such- und Filterfunktionen verzichtet.

Einige Hersteller bieten auch selbst "U3-Packages" an, die nicht auf obiger Homepage gelistet sind. Folglich wurden sie von U3 auch keiner Prüfung unterzogen.

Mit zwei Ausnahmen sind alle hier vorgestellten Programme kostenlos, oder im Lieferumfang von SanDisks U3-Sticks enthalten. Nur Gaviri PocketSearch und AppSnapper entstammen dem kostenpflichtigen Segment.

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AppSnapper

AppSnapper ist ein 10 € teures Programm, das es ermöglicht die Dateiverknüpfungen von Windows zu übergehen, und die gewünschten Dateien mit den Programmen auf dem USB-Stick zu öffnen. AppSnapper ist vielleicht "die" Schlüsselanwendung schlechthin, denn im Regelfall müssen die Dateien sonst wie in Urzeiten aus den Programmen heraus geöffnet werden.
Eine, auf eine einzige Verknüpfung beschränkte, Lite-Version ist kostenlos verfügbar.

Firefox und Opera

Als namhafte Browser stehen Firefox und Opera zur Verfügung. Enttäuschenderweise benötigt man zur Synchronisation der Lesezeichen zwischen lokalem Browser und Mobile-Pendant separate Werkzeuge. Opera soll sich angeblich in einer seiner kommenden Versionen dieser Problematik annehmen.

SanDisk liefert das Programm Signup Shield Passwords mit, das es ermöglicht seine Browser-Passwörter zu verwalten. Schützt man den Stick per Passwort, so lässt sich risikolos die interne Passwortverwaltung des Browsers benutzen. Es kann dann auf eine zusätzliche Lösung verzichtet werden.

Cruzersync

Mit Cruzersync lassen sich Outlooks Kalender und E-Mails, die Favoriten des Internetexplorers und "Eigene Dateien" einfach synchronisieren. Gleichzeitig kann es als Mail-Client genutzt werden. Es lassen sich mehrere Konten empfangen und ein Konto zum Verschicken von Nachrichten nutzen.

Trillian und Skype

Da Trillian seine Kontakte online speichert, ist keine Synchronisation zwischen Desktop und Stick nötig. Aber gerade bei Skype, das die Kontaktdaten nicht auf seinem Server ablegt, sieht man deutliche Einschränkungen bei der U3-Version: So scheint der Import von Kontakten aus einer Datei gar nicht möglich zu sein. Außerdem können Kontaktdaten, anders als bei der Desktopversion, z.B. nur aus Outlook, nicht aber aus Outlook Express oder Opera importiert werden. Hier ist die Synchronisationsmöglichkeit deutlich erschwert.

FileZilla

FileZilla ist ein einfach einzustellen und zu bedienender FTP-Client.

Gaviri PocketSearch

Auch dieses Suchprogramm gibt es nicht nur für U3. Es lässt sich auf jedem beliebigen Laufwerk installieren und erstellt dort eine Datenbank mit Inhalten aus einer Reihe von Dokumenttypen. In der U3-Version kostet es 30€.

Avast! Antivirus

Der Virenscanner Avast! bietet in dieser speziellen Version dem USB-Stick Schutz vor Viren.



Non-U3-Anwendungen einsetzen

Mit einem Trick lassen sich auch nicht für U3 vorgesehene "Stand alone"-Programme in das Startmenü integrieren. Siehe dazu z.B. den Shortcut Creator, mit dem sich beispielsweise der µTorrent-"Stand alone" formidabel ergänzen lässt.

SanDisk Cruzer Micro 2,0 GB im Test


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SanDisk Cruzer Micro 2,0 GB im Betrieb
SanDisks elf Gramm schwerer Stick hebt sich besonders durch den eleganten und gut gängigen Einschiebemechanismus des Steckers ab. Die Abmaße betragen mit eingefahrenem Stecker 58x10x32 mm. Unter dem matt weißen Schieber versteckt sich die orangefarbene LED, die den Betrieb signalisiert. Der Stick kommt mit einem Umhängeband, den Programmen Cruzersync, SignupShield, Avast-Antivirus und Skype - inklusive einem Gutschein für ein Monat gratis "Voicemail". SanDisk gibt zwei Jahre Garantie. Er ist derzeit ab etwa 17 € erhältlich. Weitere Informationen gibt es auf der Herstellerseite.

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Stecker eingefahren...
Benchmark mit HD Tach RW - Version 3.0.1.0:
  • Zufallszugriff (Random access): 0,9 ms
  • Mittlere Lesegeschwindigkeit (Average read): 14,3 MB/s
  • Mittlere Schreibgeschwindigkeit (Average write): 8,2 MB/s

Zum Vergleich siehe auch die USB-Stick-Charts im Forum.

Alternativen zu U3


Der "mobile Markt" wird herstellerübergreifend als großer Zukunftsbereich angesehen. Um ein U3-Laufwerk verkaufen zu dürfen, muss der Hersteller aber die Plattform lizenzieren. Das ist natürlich mit Kosten verbunden ist. Kingston Technology soll vor kurzem aufgrund der Mehrkosten wieder von U3 abgegangen sein. Von anderen bekannten USB-Stick-Anbietern wie Corsair, OCZ oder Sony werden derzeit keine U3-Sticks angeboten.

PortableApps

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PortableApps kann problemlos gleichzeitig mit U3 betrieben werden. Es benötigt keine spezielle Hardware, und bietet ebenfalls ein Startmenü für installierten Anwendungen. Die Palette an Anwendungen ist allerdings noch kleiner als bei U3.

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Das Menü von PortableApps
U3 hat einige Vorteile gegenüber PortableApps:
  • Launchpad kann vollkommen alleine starten (Status als CD-ROM)
  • U3-System kann nicht versehentlich gelöscht werden
  • U3 dient als Prüfinstanz für die Softwarekriterien
  • Softwaremanagement - schließt Programme beim Auswerfen und räumt auf
  • Medium einfach mit Passwort schützbar
  • Übergehen von Verknüpfungen mit AppSnapper möglich

MojoPac

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Einen Schritt weiter geht ein Programm namens MojoPac. Mit MojoPac kann man sozusagen "alle" seine Programme und Einstellungen mitnehmen - vorausgesetzt man hat Windows XP installiert. Es handelt sich um ein 50 USD teures Programm, das auf beliebigen USB-Massenspeichern installiert werden kann. Da förmlich alles auf diesem Speicher abläuft, sind Flash-Laufwerke von Natur aus nur bedingt geeignet. Da weder Festplatten-MP3-Player a la iPod noch USB-Sticks windschnell sind, wird der sinnvolle Einsatz zurzeit wohl auf externe Festplatten beschränkt sein.

Ein anderer Wermutstropfen: Es werden bislang Administratorrechte benötigt - was die Verwendbarkeit im öffentlichen Raum förmlich ausschließt. Das soll sich laut Hersteller aber bald ändern. Mojopac ist außerdem als 30-Tage-Testversion erhältlich.

Quo vadis, U3?


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U3 wurde vielerorts förmlich in der Luft zerrissen: "Was bringt das denn?", "Das gibts doch schon lang." und so weiter. U3-Sticks unterscheiden sich aber preislich kaum von gewöhnlichen Sticks. Auch wenn es für einige der beschriebenen Funktionen Alternativen gibt - warum sollte man eine Lösung die wirklich nett funktioniert um jeden Preis schlecht reden? U3 kann meiner Meinung nach eine echte Bereicherung für den Computer-Alltag sein.

Leider ist man bei der Synchronisation mit den Desktopanwendungen noch Welten vom Optimum entfernt - das liegt aber weniger an U3, als an den Anwendungen. Bei den Browsern überwiegt dennoch die Freude an der gewohnten Umgebung. Mit "mobilem" Mail-Client lässt es sich leben; Instant-Messaging auf diese Art ist sowieso sehr komfortabel. Aber die Telefonie? Sehr schlechte Synchronisationsmöglichkeiten und das vermutlich nicht vorhandene Mikrophon an den meisten fremden Computern, machen den Einsatz bisher nur beschränkt möglich.

Auch die Schattenseiten wollen beleuchtet sein: U3 geriet bald nach Erscheinen in Verruf eine gute Basis für Datendiebstahl zu sein. Diese Aussage fußt darauf, dass die U3-Systempartition als CD-Laufwerk aufscheint, und Autorun unter Windows XP ohne weitere Nachfrage ausgeführt wird. Ungeachtet dessen bleibt folgendes Faktum: Als Gast kann man fremden Computern in Windeseile alle E-Mails absaugen - auch ohne Administratorrechte!

Leider kann der Traum von der Freiheit allzu leicht an den Rechtebeschränkungen am Gastcomputer zerschellen. Dazu kommen noch sich eventuell querlegende Firewalls. Aus Sicherheitsgründen werden häufig USB-Ports gesperrt.

Es bleibt zu hoffen, dass diese Mängel erkannt werden und dem Nutzer in Zukunft ein noch leistungsfähigeres Werkzeug zur Verfügung steht.
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