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Review: And Yet It Moves

Jackinger 16.04.2009 14411 22
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Wenn die gesamte Welt am Kopf steht, dann ist dafür derzeit das kleine österreichische Entwicklerstudio Broken Rules verantwortlich. In ihrem Independent-Spiel And Yet It Moves steuert ihr nicht nur einen Spielcharakter, sondern könnt im wahrsten Sinne des Wortes das ganze Level umdrehen.

andyetitmoves.at | Interview mit Broken Rules | auf Steam | auf playgreenhouse.com | auf gamersgate.com

Jump 'n' Run war vorgestern



Die Spieleindustrie wird derzeit von großen und noch größeren Fischen beherrscht. Kleine Entwicklerstudios haben es heutzutage schwer sich gegen die Haifische der Branche zu behaupten, verschlingen doch aktuelle Titel wie Crysis Unmengen an Ressourcen. Wie also kann man trotzdem Spiele entwickeln, auch wenn das nötige Kleingeld und Heerscharen an Programmierern, Grafik-Designern, Marketing-Experten und zwielichtige Sales-Gestalten fehlen? Titel wie World of Goo oder Braid haben es vorgemacht, denn ein Indie-Spiel kann sich nur mehr an die Spitze katapultieren, wenn es innovative Ideen und neuartige, oftmals sogar experimentelle Gameplay-Elemente enthält. Broken Rules wandelt auf genau jenen Pfaden und legt mit And Yet It Moves ein Spiel vor, das getreu ihrem Namen mit den Regeln des klassichen Jump 'n' Run bricht!

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Run Indy, run!


Jump 'n' Rotate wäre wohl die bessere Bezeichnung für das innovative Konzept der österreichischen Querdenker, denn And Yet It Moves besitzt wohl alle Merkmale eines klassichen Jump 'n' Runs, doch ist es auf erfrischende Art und Weise trotzdem komplett anders. Wie kann das gehen? Ganz einfach: Statt in gewohnter Super-Mario-Manier das Level von links nach rechts zu durchlaufen bekommt der Spieler in AYIM, so die Kurzform, nicht nur Kontrolle über den eigenen Charakter sondern ebenso die Möglichkeit die Welt zu drehen! Eine Erweiterung des klassischen Spielprinzips, die vielleicht auf den ersten Blick banal erscheinen mag, doch bei näherer Betrachtung dem Spieler eine weitere Dimension der Interaktion und somit auch einiges an Kopfzerbrechen beschert. Denn wie bereits zu erwarten war, kann das Navigieren durch eine Welt, die jederzeit Kopf stehen kann, besonders anfangs sehr verwirrend sein.

What's it all about



Während die Tasten ASWD die herkömmlichen Sprung und Laufbewegungen eines Jump 'n' Runs auslösen, werden die Pfeiltasten dazu benutzt das Level jeweils um 90° zu drehen. Wände werden dadurch zu Böden und Gänge verwandeln sich im Levelumdreh.. Handumdrehen zu Schächten. Wie man es bereits von anderen Titeln wie World of Goo kennt, kommt dazu noch die physikalische Komponente hinzu, denn die Levels sind zusätzlich noch mit allerlei brauchbaren sowie teilweise auch tödlichen Gegenständen gefüllt, die natürlich den Gesetzen der Schwerkraft gehorchen. Ein gerade noch friedlicher Stein, der neben der Spielfigur am Boden liegt, kann im nächsten Moment zu einem tödlichen Geschoss werden, das den Spieler durch einen Schacht (der zuvor noch ein horizontaler Tunnel war) verfolgt. Auch der Hauptcharakter des Spiels ist vor tiefen Stürzen nicht gefeit, zersplittert er doch bei zu hohem Aufschlagstempo in tausend kleine Teile! Die großzügig gesetzten Safepoints verhindern hier ein all zu großes Frustpotential.

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Frustsicherung: Das dursichtige Abbild unseres Spielers markiert einen Safepoint


Wie der eine oder andere nun bereits vermuten wird, kann das Gameplay doch gerade am Anfang sehr verwirrend erscheinen. Glücklicherweise wird der Spieler hier in den ersten Levels an die Hand genommen und schrittweise in das neuartige Konzept eingeführt. Sodass sich bereits nach kurzer Zeit der ersehnte Aha-Effekt einstellt und man beginnt die Welt mit "AYIM-Augen" zu sehen. Wer Portal gespielt hat, der weiß garantiert wovon wir hier sprechen: Aus unscheinbar wirkenden Levelkonstruktionen entsteht ein Parkour mit einer Vielzahl an Möglichkeiten, um diesen zu durchqueren. Ganz genau so wird es euch bei AYIM ergehen!

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Die Welt ist stets in Bewegung - so wie der Ast, der sich unter euren Beinen löst


Als wäre das bereits geschilderte nicht schon knifflig genug zu meistern, fordert das Spiel darüber hinaus auch unsere kleinen grauen Zellen mit einer Vielzahl an erfrischend einfallsreichen und zumeist physikalisch basierten Rätseln. So kommt es immer wieder vor, dass der Weg durch Felsbrocken oder andere Hindernisse versperrt ist und ihr euch Hilfsmittel aus anderen Bereichen des Levels holen müsst. Der Transport eben jener Hilfsmittel erfolgt oftmals durch Rotation und Schwerkraft - aber aufgepasst, die Position der eigenen Spielfigur sollte dabei nicht außer Acht gelassen werden, wird man doch nur all zu leicht Opfer der eigenen Rotationskünste! Wer also denkt er hätte es hier rein mit einem Casual Game Spiel für Zwischendurch zu tun, der irrt sich. Der Schwierigkeitsgrad steigt mit jedem Level und weiß auch einem erfahrenen Gamer Geduld abzuverlangen.

Ein Video sagt mehr als tausend Worte: So spielt sich And Yet it Moves!


And yet it looks and feels different



Wie bereits erwähnt kommen aktuelle Spieletitel nur selten ohne bahnbrechender 3D-Grafik aus. Doch genau hier liegt der Knackpunkt, denn es muss nicht immer eine aufpolierte 3D-Engine mit hochauflösenden Texturen im Spiel sein, um optisch Eindruck zu schinden. AYIM geht hier einen gänzlich anderen Weg und präsentiert sich in vollkommen ungewohnter Form: Das Spiel wirkt wie eine große Kollage, die Objekte so als wären sie aus Zeitschriften ausgeschnitten. Die Spielfigur selbst wurde sozusagen aus Papierschnipsel zusammengeklebt, und dennoch macht das Gesamtbild einen durchaus stimmigen Eindruck. Untermalt wird die Szenerie von entspannten, eigens komponierten Klängen und die Spezialeffekte (auch als Rülpsen, Schmatzen und Co identifizierbar) kommen direkt aus den Mündern des Entwicklerteams. Kurzum: Man merkt dem gesamten Projekt den Indie-Status der Entwicklerschmiede an. Doch das soll kein Manko sein, auch wenn die Präsentation subjektiv etwas gewöhnungsbedüftig sein sollte, so kann Innovation nur durch Begehung neuer Wege geboren werden! Broken Rules haucht ihrer Fotokollage auf jeden Fall auf zauberhafte Weise Leben ein und schafft somit ein Spielerlebnis der anderen Art, wie es wohl nur schwer einem Branchenhai gelungen wäre.

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Wie unschwer zu erkennen ist, präsentiert sich AYIM grafisch wie eine Fotokollage


Innovation aus Österreich! Selten aber doch passiert es, dass wir diesen Satz für uns verbuchen dürfen. Broken Rules beweist mit ihrem Erstlingswerk And Yet It Moves, dass auch unser kleines Land das Potential hat ganz vorne mitzuspielen und schwimmt damit im Fahrwasser von World of Goo und anderen überraschend frischen Titeln der jüngeren Vergangenheit. Die grafische Präsentation mag zwar eigen sein, gefällt uns aber genau aus diesem Grund sehr gut. Nur die Animationen des Hauptcharakters wirken ein wenig hölzern, auch wenn die Natur eines Papierlebewesens in Betracht gezogen wird. Die Idee des Jump 'n' Rotate kann auf jeden Fall überzeugen und sorgt für einige unterhaltsame, aber auch fordernde Stunden, in denen ihr Hals über Kopf in der Papierwelt steckt.

In den kommenden Tagen wird noch eine DRM-freie Version für wohlgesonnte Gemüter sorgen, die ihr über andyetitmoves.at per Paypal beziehen könnt. Außerdem steht eine Portierung auf die Wii an, die Verhandlungen mit Nintendo sind voll im Gange. Somit bleibt uns nur euch die Demo nahe zu legen, um euch selbst ein Bild zu machen: Let It Move!

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Buuuhhhunt: Für Abwechslung ist in jedem Sinne gesorgt!


Demo: PC | MAC

Und hier geht's zum Interview mit österreichischen Entwicklerteam Broken Rules!
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