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In Your Face Friday - Das Konnektiv

karlstiefel 10.01.2014 - 09:15 8261 4 Thread rating
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karlstiefel

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halbprofessioneller Chaot
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Männlich, 27, Gmail-Nutzer - sieht so die gesellschaftliche Kategorisierung der Zukunft aus? In einer Zeit, in der Grenzen verschwimmen wird die Art der Kommunikation immer wichtiger. Bloß nutzt diese Zukunftsvision nicht jedem - wer nicht interagiert, bleibt auf der Strecke. Schauen wir uns also an, wie die Bewohner unserer immer kleiner werdenden Welt zueinander abgrenzen.

eitschpi

alpakaflüsterer
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mr.nice.

endlich fertig
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Ein guter IYFF! Den Begriff "Digital Natives" finde ich sympathisch, weil er die Menschen, die sich im Internet zu Hause fühlen unter eine Kappe bringt und vereint, er ist aber eigentlich sehr unpräzise, denn er sagt nichts über die technischen und soziologischen Kompetenzen der jeweiligen Personen aus. Vielleicht ist es deshalb sinnvoll, das ganze nach grob nach Jahrgängen zu ordnen.

Da gibt es einerseits die mittlerweile selten anzutreffende Gattung der "first generation digital natives", die zum Teil bereits in den 1980er Jahren aus alten Telefonen, ein paar wenigen elektronischen Bauteilen, einem Lötkolben und viel Liebe, z.B. einen "Datenklo" genannten Akustikkoppler gebaut haben und lange bevor es ein Internet gab wie wir es heute kennen, über fast vergessene Protokolle Daten ausgetauscht haben und sich abgöttisch darüber freuten, dass man tatsächlich Dinge mit Freunden teilen kann, ohne dass sie dadurch weniger werden!

Selten anzutreffen ist diese Gattung aus mehreren Gründen, einerseits weil manche sich ausgeklinkt haben aus dem digitalen Zirkus und komplett umgesattelt haben auf etwas anderes, weil z.B. der Lebensstil, die Arbeitszeiten und die Verantwortung ihnen auf Dauer nicht zusagten. Oder aber, und das ist meiner Meinung nach weitaus häufiger der Fall, weil sie nicht so gerne damit assoziiert werden, da sie sich bereits in Firmen etabliert haben, oder ihre eigenen gründeten und für sie viel auf dem Spiel steht. Da ist dieses Hacker-Image nicht unbedingt hilfreich, ältere Generationen können wenig bis nichts damit anfangen und Jüngere können zwar grob umreißen worum es geht, fühlen sich aber mitunter hilflos und entwickeln den Komplex nie aufholen zu können, weil sie glauben, dass der Vorsprung der anderen bereits zu groß ist.
Daher ist es für die "Gods of the Internet" durchaus vorteilhaft, wenn sie sich in Understatement üben und ihre Fähigkeiten nur dem geneigten Publikum unter Beweis stellen und auch hier gilt, nicht alles auf einmal.

Ich selbst bezeichne mich als "second generation digital native", geboren in den 1980ern, aufgewachsen in den 90er Jahren, kenne die alten Kisten noch, zum Teil mit monochromen Bildschirmen und ohne Festplatte, Internetanschluss gab auch erst später. Ich denke diese Generation hat den großen Vorteil sich ziemlich in der Mitte dieser rasanten Entwicklung zu befinden, einerseits alt genug zu sein um das "davor" noch zu kennen, aber auch jung genug zu sein um den Anschluss an die dritte und vierte Generation der Digitalen Einheimischen noch zu haben, ohne allzu große Rücksicht auf Position und Image nehmen zu müssen.

Als dritte Generation der "digital natives" bezeichne ich jene Menschen die in den 1990ern geboren sind, die mit einem relativ gut funktionierenden Internet und Mobiltelefonen bereits aufgewachsen sind, aber eine Welt ohne sogenannte "soziale Netzwerke" noch kennen.

Die vierte Generation, 2000er Jahrgänge, wurden in eine Welt von globalen Netzwerken mit vielen Millionen Teilnehmern geboren, deren mittel- und langfristigen Auswirkungen wir in Wirklichkeit noch kaum abschätzen können, hoffentlich gelingt es ihnen besser damit umzugehen als so manch anderen von uns.

Ich denke die wirklich große Herausforderung der first and second generation digital natives ist es, den nachfolgenden Generationen die Möglichkeit zu geben aufzuschließen, das Gefühl zu vermitteln, dass es sich nicht um derartig komplexe Dinge handelt, dass man sie nie erlernen könnte. Wenn ich in meiner mittlerweile fünfjährigen Laufbahn als Administrator etwas gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass die meisten Menschen grundsätzlich dazu bereit sind etwas zu lernen und sich gegebenenfalls zu ändern, wenn die Gründe für sie nachvollziehbar bleiben und es auch zu ihrem eigenen Vorteil ist. Will damit sagen, wenn man jemanden sein Leben lang wie einen Trottel behandelt, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass er einer bleibt, exorbitant groß. Diesen Fehler sollten wir nicht begehen, denn sonst züchten wir uns eine geistig degenerierte Menschheit von Konsumenten heran, die sich als chancen- und nutzlos erachtet und es möglicherweise auch bleibt.

Das ist es worum es letztlich geht, dass die heute in etwa 30 bis 40 jährigen sich dazu befähigt fühlen, den (noch) Älteren einen sicheren Aufenthalt im Internet zu ermöglichen, einige verlassen es ohnehin wieder freiwillig, viele finden aber die Plätze wo sie sich sehr wohl fühlen. Als noch wichtiger erachte ich es, den Jüngeren das nötige Verständnis und Handwerk mit auf den Weg zu geben, denn ansonsten stehen sie dann dumm da, wenn es irgendwann, in nicht allzu ferner Zukunft nicht mehr geht und keiner von den Älteren sich genau erinnern kann, wie dieses verflixte Internet eigentlich funktioniert hat.

Ich bin überzeugt, dass wir uns bereits in einem neuen Zeitalter des Wissens und der Möglichkeiten befinden und allen die daran teilhaben wollen Chancen dazu geben müssen, immer und immer wieder.

Nico

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22zaphod22

chocolate jesus
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ich bin laut klassifikation von mr. nice ebenfalls ein 2nd gen native ... hatte zwar keinen akkustikkoppler aber die software noch auf tonbändern oder abgetippt und dann am ersten PC mit einem 14.4er modem per AT befehlen gut und gerne diverse mailboxen "besurft"

zu hause wächst mir gerade ein 4th / 5th generation heran ... geboren 2010 und bereits der bedienung von PC und smartphone mächtig

ehrlich gesagt weiß ich nicht ob es nicht aufgabe der 3rd / 4th gen sein wird die 1st / 2nd an der hand zu nehmen ... denn da seh ich oft genug eine gewisse scheu das neue zu akzeptieren

ich sehe es ja bei mir selbst - ich persönlich verabscheue soziale netzwerke und alles was sie mit sich bringen ... müsste ich mich nicht beruflich damit auseinandersetzen hätte ich da sicherlich schon "ein problem" bzw. dringenden aufholbedarf
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