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Kriege ein älteres Debian nicht installiert (mipsel Architektur)

GrandAdmiralThrawn 04.06.2021 - 18:21 4098 11
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GrandAdmiralThrawn

XP Nazi
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Ich muß fragen, weil ich echt zu blöd bin...

Ich versuche grade Debian Jessie auf meinem chinesischen Lemote YeeLoong 8089B Notebook zu installieren. Das hat einen Loongson-2F Prozessor auf Basis von Little Endian MIPS (mipsel).

Die Netboot Files die man z.B. per tftp für den Loongson-2F Prozessor servieren muß (Kernel und initrd) gibt es [hier]. Die booten auch sauber, inkl. des Installationsprogramms, das wohl in der initrd liegen wird.

Nur beim Saugen der Packages birnt's mich auf. Der Installer sucht am Mirror nach einem "/debian/dists/oldoldstable/" Unterordner. Den gibt's so nur auf den aktiven Spiegeln, siehe [hier]. Problem ist: Da liegen keine Pakete für meine mipsel Architektur. Die gibt es aber auf den Archivservern [hier]. Nur liegen die da halt nicht im Unterordner "/debian/dists/oldoldstable/", sondern in einem "/debian/dists/jessie/", in dem das Installationsprogramm aber nicht sucht.

Wenn ich also einen aktuellen Spiegel nehme, dann fehlt mipsel, wenn ich den Archivserver nehme, findet er den Ordner "oldoldstable" nicht, weil der halt dort "jessie" heißt.

Wie kann ich dem Debian Installer erklären da drin zu suchen und mit diesem "oldoldstable" aufzuhören?

Oder bin ich hier irgendwie völlig verirrt und denke irgendwie komplett falsch?

Nach Möglichkeit würde ich es vermeiden wollen selber einen Debian Spiegel bauen zu müssen nur damit ich diesen Ordner umbenennen kann... das kann doch nicht der Lösungsweg sein.

PS.: Ich würde natürlich ein aktuelles Debian auch nehmen, aber dafür gibt's die Netboot Files (Kernel+initrd) für die alte Loongson-2F Architektur halt scheinbar nicht mehr. Falls doch - und ich bin nur blind - lasse ich mich gerne eines besseren belehren! Der Loongson-3 Kernel booted jedenfalls nicht, das habe ich schon probiert.

Danke!

Philipp

Here to stay
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Kann man nicht eine Installations DVD wie z.b. https://cdimage.debian.org/cdimage/...mipsel/iso-dvd/ verwenden?

GrandAdmiralThrawn

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Die kannst da leider nicht so einfach booten. Die Firmware auf der Box (PMON2000) ist da etwas "speziell". Vor allem brauchst einen speziell passenden Kernel für die Loongson-2F CPU, mipsel alleine reicht da nicht.

Ich bin jetzt draufgekommen, daß dieser Installer echt "weird" ist. Wenn man zuerst irgendeinen Mirror aus der Liste wählt, ändert das die Art und Weise wie der Installer nach Unterordnern sucht. Danach kannst den Archivserver nicht mehr nutzen.

Was man machen muß ist sofort die manuelle Eingabe wählen, archive.debian.org als Host und /debian/ als Unterordner. Dann lädt er die Packages aus dem "jessie" Folder. Wählt man zuerst einen vorgegebenen Mirror, dann sucht er am Archivserver hinterher immer nach "oldoldstable". Das ist... echt wirr.

Jetzt brennt's ihn aber auf, weil er das "busybox" Paket nicht "authenticaten" kann. Wahrscheinlich fehlt mir irgendein Key. Eine Option "installier den Mist einfach bitte..." gibt's Mal wieder nicht. Jetzt muß ich schauen wie ich entweder den Key reinkriege oder das Prüfen der Signaturen abstelle.. schätze ich.

Das könnte auch einfacher gehen, denke ich mir.. bah.

GrandAdmiralThrawn

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Ok, ich bin einen Schritt weiter. Zuerst hatte ich im Hintergrund versucht, die Schlüssel per apt-key zu aktualisieren (chroot in die Ziel-rootpartition auf einer Konsole, während der Installer rennt), was aber nicht für alle Schlüssel geht. Im Endeffekt hat das dazu geführt, daß das System während der Installation irgendwann einfach reproduzierbar einfriert (wtf?).

Also eine Debian-spezifische Kerneloption gefunden, mit der man dem Debian Installer das Prüfen der Paketquellen per GPG austreiben kann. Nur wie übergibt man die mit der PMON2000 Firmware? Nach Stunden des Suchens habe ich das gefunden.

Auf dem Prompt der Firmware lädt man im tftp Fall zuerst den Kern per load, dann die initrd per initrd, und dann führt man das per g aus. g ist ein Bootkommando das direkt ELF Code ausführt, unter Inanbetrachtnahme einer Init Ramdisk. Es gäbe auch noch ein "boot" Kommando, das braucht eine Grub-ähnliche Konfigurationsdatei.

Lange Rede, kurzer Sinn, man muß die Boolean-Option "debian-installer/allow_unauthenticated" auf "true" setzen, und das dem PMON Programm "g" so übergeben. Nach zigmaligem Drücken der "Del" Taste beim Boot gibt man auf der PMON Shell also ein (als tftp Server diente mir tftpd64 von Ph. Jounin auf Windows):

load tftp://<tftp Server IP>/<kernelimage>
initrd tftp://<tftp Server IP>/<GZ-compressed-initrd>
g debian-installer/allow_unauthenticated=true

Jetzt ist er grade dabei, einen riesen Haufen Pakete zu saugen. Mal schauen ob er da ohne Fehler durchläuft. Einen hat es Mal gegeben, nämlich den, daß er den Server für Security Updates nicht hat finden können. Najo, den gibt es halt für diese Version von Debian wohl einfach nur nicht mehr. Zum Glück hat der Installer das nicht zum Anlaß genommen, alles abzubrechen...

Man wird sehen ob das jetzt durchrennt...

bsox

Schwarze Socke
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Deine Retro Abenteuer sind jedes Mal aufs neue spannend zu lesen. Danke für die Updates! :)

GrandAdmiralThrawn

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Ich habe halt nicht damit gerechnet, daß die ältere Loongson-2F Architektur schon so fallen gelassen worden ist. Und nicht damit, daß die Debian Install von Archivservern so ruppig ist.

Eigentlich hatte ich gehofft mal das neueste Debian auf dem Ding testen zu können. Als ich gestern gemerkt habe daß der Akku nicht nur noch Ladung annimmt, sondern auch zu halten imstande ist, da war ich plötzlich (zu!!) motiviert, das Ding nochmal aufzusetzen.

Hatte ein Wheezy/sid drauf, und irgendwann hatte ich beim Updaten den X-Server zerschossen... Ich liebe zwar mein Terminal, aber NUR Terminal ist doch auch zu hart. ;)

Genau genommen könnte man das Ding einfach wegwerfen, aber die sehr spezielle Backstory in deren Rahmen ich an dieses Book gekommen bin hat dann doch zu viel Nostalgie bei mir ausgelöst...

Luka

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Ich kann dir OpenBSD und NetBSD empfehlen, die meisten anderen haben die Hardware seit Jahren aufgegeben. Einen modernen Webrowser und Hardware-beschleunigte Grafik gibt es natürlich auch dort nicht, aber als Server sind beide definitiv brauchbar. Seit OpenBSD auf clang umgestellt hat, fehlen leider ein paar Pakete, aber es gibt noch Bewegung.

GrandAdmiralThrawn

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Tendenziell hätte ich FreeBSD installiert (weil ich das kenne, und auf einigen Maschinen laufen habe), aber ich dachte Debian Linux hätte noch den besten Support für die Hardware.

Najo, es ist (unglaublich, aber wahr) Mal installiert und booted auch! Man mag es nicht für wahr halten. War eine schwere Geburt.

Im Übrigen: Ich habe auch mit OpenBSD und NetBSD Erfahrung, aber eher wenig, und ist schon länger her. Daher habe ich die beiden erst Mal nicht weiter beachtet...

Danke trotzdem für den Hinweis! Sollte ich es wider Erwarten nicht schaffen ein X11 hochzubringen (meine Wahl würde auf Xfce4 als WM fallen), dann kann ich mir immer noch eins der BSD Systeme anschauen!

Wär halt cool wenn ich so wie bei der alten Install auch VirtualBox 5.x und DosBox draufbekäme. Bonusziel ist dann xmms1 mit libsidplay2 und ReSID. Man wird sehen...

matiss

Chaos Maestro
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Interessantes Thema auch wenn ich nicht alles versteh ;) Frage mich gerade ob es nicht sinnvoll wäre, so du so etwas öfters machst, einen lokalen Mirror in deinem Netz anzulegen? Dann müßtest du Spezialsachen dort doch direkt einpflegen können und hättest es auch gleich für die Zukunft.

Viper780

Er ist tot, Jim!
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Die Story zu dem Gerät verfolg ich immer wieder gerne. Recht beliebt scheint der 2F nicht gewesen zu sein.

Spannender ist dass der Loongson 3 quasi von allen unterstützt wird.
Wäre interessant ob man debian Buster dafür selbst bauen könnte.

FreeBSD ist auf so Exoten meist nicht der Hit. Das ist definitiv das Metier von NetBSD.

grond

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ich hab keien Ahnung was da da machst aber über die Jahre immer wieder mitgelesen und jetzt muss ich einmal fragen: warum machst du das? Was ist die Notwendigkeit dahinter? Ist das reines Interesse/Spaß?

GrandAdmiralThrawn

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@matiss: Ist nicht ganz falsch, aber dann müßte man sich auch mit dem Bau von .deb Paketen ausgehend von Quellcode eines Programms auseinandersetzen. Und damit was man alles beachten muß bei einem Mirror, habe das noch nie gemacht. Ich bin mir nur nicht sicher ob das verhältnismäßig ist.

@Viper780: Ich hatte ja (früher schon Mal erzählt) mit einer der Entwicklerinnen des Loongson-2F Chipdesigns an der technischen Uni Peking vor Ort gesprochen, und die meinte damals, daß sie die Books selbst innerhalb Chinas einfach nicht losgeworden sind. Die Verkaufszahlen waren eine Katastrophe und das Projekt war nicht kostendeckend. Der Loongson-2F war markttechnisch offenbar ein kompletter Schuß in den Ofen. ;) Stolz war sie trotzdem auf das Design. Nur der führende Entwickler war an dem Tag leider nicht da, kann man nichts machen.

@grond: Ich mag ungewöhnliche Mikroarchitekturen und war auch recht fasziniert von den quasi-Eigenentwicklungen in China. Abseits davon habe ich mich auch begeistert mit einem sgi Itanium Cluster herumgespielt als ich Mal die Gelegenheit hatte (war eine sgi Altix), sowie mit Rechnern auf PowerPC Basis.

Ich würde mir auch gerne Mal ein Board mit diesem 64-Core Phytium (aarch64) geben, oder den ebenfalls chinesischen x86 von Zhàoxīn, den's über VIA lizensiert haben. Ist einfach Neugier und Experimentierfreude, um zu schauen was man damit alles zuwege bringt. Je fremdartiger und ungewöhnlicher die Maschine, desto besser. ;)

Jetzt muß ich erst Mal den X Server hochbekommen... aktuell terminiert der noch mit irgendeinem Fehler, Mal schaun...
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