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Mobilität trifft Design: HP Envy 13

Joe_the_tulip 27.12.2009 2413 25
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HPs aktuelle Notebooklinie für anspruchsvolle Benutzer trägt den Namen Envy. Mit einer UVP von 1699 Euro fällt es dem stylischen Envy 13 aber schwer, Netbook-Besitzer aus der Ruhe zu bringen oder gar vor Neid erblassen zu lassen.
Geizhals Preisvergleich | Spezifikation bei HP

[.pagebreak]Ein Macbook Clon?[/.pagebreak]
Schon die Verpackung, die stark an die Schachtel von Tafelbesteck erinnert, hebt das Envy 13 klar von Netbooks oder auch kleinen und leichten CULV-Notebook ab. Doch das tut neben dem stark am MacbookPro angelehnten Design auch noch die Hardware. Während in Netbooks ein billiger Atom werkt und selbst im flotten ASUS Ul30Vt nur eine übertaktete CULV-CPU zum Einsatz kommt hat HP dem Envy einen Core 2 Duo mit niedriger Kernspannung spendiert. Außerdem steht der CPU eine HD4330 mit 512MB zur Seite. Auch das 16:9 WXGA+-Display spielt weit außerhalb der Liga der günstigeren Konkurrenz.

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  • Intel Core 2 Duo SL9400 - 1,86 GHz, 266 MHz FSB, 6 MB Cache, 17 W TDP
  • Hybridgrafik; im Netzbetrieb: ATI HD4330 mit 512 MB; im Akkubetrieb: Intel GMA X4500 HD mit shared memory
  • Mattes 13,3"-Display mit 1366 x 768 Pixeln mit glänzender Glasscheibe davor
  • 3 GB DDR3-1066 (1GB verlötet)
  • 1.8"-HDD Toshiba MK2529GSG 250 GB - 5.400 U/min, 8 MB Cache, 2 Platter
  • 802.11n-WLAN, Gigabit-LAN via USB, Bluetooth, 2 x USB 2.0, HDMI, Kopfhöreraus-/Mikrofoneingang; Kartenleser, Webcam
  • 32 x 21,5 x 2 cm, 1,7 kg mit Lithium-Polymer-Akku mit 4 Zellen und 41 Wh; 650 Gramm mehr mit zweitem Akku mit 6 Zellen und 62 Wh, der im Lieferumfang enthalten ist; 65-Watt-Netzteil
  • Windows 7 Home Premium; Envy Instant On, Cyberlink DVD Suite, Corel VideoStudio X2, Corel Paintshop Pro X2, Stardock My Colors
  • 24 Monate Garantie mit Abhol- und Lieferservice

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Das Envy 13 sieht aus allen Richtung sehr flach und kompakt aus.


Vorgesehen ist es neben der optischen Aufwertung des Wohnzimmers aber hauptsächlich für den mobilen Einsatz. Mit nur 1,7 kg und 2 cm Dicke liegt das aber auch auf der Hand. Das sehr steife und exzellent verarbeitete Gehäuse und das helle Display ermutigen sogar zum Einsatz im Hörsaal. Die Oberfläche aus gebürstetem Aluminium wirkt jedoch nicht sehr robust; wir haben uns nicht einmal getraut einen Ringbuchblock darauf zu legen. Zum Glück legt HP eine Stoffhülle bei, damit das Envy auch im Rucksack keinen Schaden nimmt. Nach ein paar unabsichtlichen Kontakten mit einem Kugelschreiber oder Kopfhörerkabel gewinnen wir doch Vertrauen in die Außenhaut und nehmen es doch mit.

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Die Helligkeitsvergleiche zeigen gut, dass das Display im unteren Bereich etwa 20% dünkler ist.


Unterwegs freuen wir uns über das überaus helle Display; dank über 300 cd/m² stört die glänzende Glasscheibe, die das Display schützt, nicht im geringsten. Der Kontrast fällt mit etwa 400:1 auch ordentlich aus; in dieser Diagonale gibt es kaum ein besseres Display. Erfreulich ist neben der guten Farbraumabdeckung vor allem auch die Blickwinkelstabilität in der Horizontalen. Nur durchschnittlich ist selbige in der Vertikalen. Leider ist das Display auch nicht völlig wippfrei, was uns aber interessanterweise nicht beim mobilen, sondern beim stationären Betrieb aufgefallen ist. Hier gibt es zwar keine ernsthafte Beschwerde, aber um diesen Preis könnte das Envy 13 für unseren Geschmack näher an der Perfektion sein.

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Der NTSC-Farbraum wird nahezu komplett abgedeckt, aber die Standardeinstellung des Displays ist zu blau und zu rot.


Noch weiter von der Perfektion entfernt ist die Anschlusssituation. Es gibt nur zwei USB-Ports, einen HDMI und einen kombinierten Kopfhöreraus- und Mikrofoneingang. Alle vier sitzen an der rechten Seite und wären bei Benützung einer Maus im Weg. Zwar ist 802.11n-WLAN integriert, Gigabit-Ethernet gibt es nur per USB. Ein eventuelles optisches Laufwerk muss ebenfalls per USB verbunden werden. Wenigstens der HDMI-Port ist zeitgemäß und passt mittlerweile auch an die meisten Beamer, Monitore und Fernseher. Mehr Spaß machen da schon das tolle Multitouch-Trackpad mit integrierten Tasten und die großzügig dimensionierte Tastatur. Bis auf die Pfeiltasten braucht man überhaupt keine Umstellungsphase von einer Desktoptastatur. Ungewöhnlich ist hier die verkehrte Belegung der F-Tasten: Möchte man beispielsweise mittels [F11] im Browser auf Vollbild schalten, muss man die Fn-Taste dafür drücken. Zum Verstellen der Displayhelligkeit benötigt man dagegen keine Fn-Taste.

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Zwar nur zwei magere USB-Ports, aber immerhin ein HDMI


Nach bis zu 5 Stunden mobilem Arbeiten auf muss das Envy 13 zurück an die Box. 2010 begeistert das nur noch wenige Netbookbesitzer, aber hier zollt man der flotten CPU und auch dem hellen Display Tribut. Im Gegensatz zu allen uns bekannten Konkurrenten hat das Envy 13 dann aber noch eine Überraschung parat: Im Lieferumfang befindet sich ein zweiter, größerer Akku. Er wird ähnlich einer Dockingstation unten an das Notebook geklippt und verlängert die Akkulaufzeit um etwa 150%. Ingesamt konnten wir beiden Akkus 754 Minuten oder auch 12,5 h über WLAN overclockers.at besuchen. Leider addiert der sekundäre 62-Wh-Akku 650 Gramm und 8 mm Dicke zu den sehr schlanken Maßen. Wer allerdings wirklich lange unterwegs ist, wird das gerne in Kauf nehmen. Die Laufzeit bei der Videowiedergabe konnten wir mangels optischem Laufwerk nicht mit einer DVD erledigen. Deshalb kommt ein MPEG4-Video mit DVD-ähnlicher Auflösung zum Einsatz, welches wir von der Festplatte abspielen. HPs Envy 13 überrascht uns hier noch einmal mit einer Laufzeit von 8 Stunden - trotz maximaler Displayhelligkeit. Mit dem kleinen Akku bleiben so immerhin noch über 3 Stunden mobiler Videogenuss. Darüber können manche Netbooks zwar nur müde lachen, aber deren Bildschirme erreichen weder eine Displayhelligkeit von 300cd/m² noch spielen sie ruckelfrei 1080p-MKV-Dateien ab. Ein wirklich großes Manko ist jedoch das völlige Fehlen einer Restzeitanzeige. Zum Errechnen der verbleibenden Akkulaufzeit bleibt so leider ein Taschenrechner unerlässlich.

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Hier sieht man exzellente horizontale Blickwinkel und schöne Farben.


Beim Ab- und Anstecken des Netzteils fällt uns ein ungewöhnliches Flackern - ähnlich dem Laden des Displaytreibers auf. Wir schieben es zunächst auf das Umschalten in ein anderes Energieprofil. Als wir dann einmal bei laufendem Video das Kabel ziehen, meldet das Catalyst Control Center, dass es bei Benützung leider die Grafikkarte nicht ausschalten kann. Nur warum sollte das Notebook seine einzige Grafikkarte freiwillig abschalten? Wir schließen den Player und wieder flackert kurz der Bildschirm. Hat HP etwa vergessen zu dokumentieren, dass das Envy 13 zwei Grafikchips hat? Ein Blick in die Systemsteuerung bestätigt unsere Vermutung: Im Akkubetrieb übernimmt eine Intel GMA X4500 die Anzeige des Bildschirminhalts. Beim Gegencheck mit der Spezifikation gibt es sowohl in der gedruckten als auch in digitalen Fassung keinerlei Hinweis auf ein Hybrid-System. Das wirft die Frage auf, wieviel Strom das System dadurch sparen kann. Zwar ist die HD4330 nur im Netzbetrieb aktiv; bei laufender Videowiedergabe kann sie aber nicht abgeschaltet werden. Prompt verkürzt sich die Akkulaufzeit von acht auf fünf Stunden. Somit können wir uns glücklich schätzen, dass HP nur auf die Dokumentation und nicht auf den Einbau der Hybridkonfiguration vergessen hat.

[.pagebreak]Leistung und Konkurrenz[/.pagebreak]
Inwiefern profitiert das Envy 13 eigentlich von der ATI-Grafik? Alleine der Focus auf Mobilität macht hier unsere übliche Benchmarksuite obsolet, weshalb wir uns diesmal auf wenige Tests beschränken. In 3DMark06 erzielt es mäßige 1397 Punkte, PCMarkVantage bewertet das schlanke Notebook immerhin mit 3372 Punkten. Leider sind beide Ergebnisse weit von guter Spieletauglichkeit entfernt, wie auch ein Testlauf mit Resident Evil 5 bestätigt. Selbst bei einer Auflösung von 800x600 und den niedrigst möglichen Details bewegen wir uns mit 20-22 fps hart an der Grenze zur Spielbarkeit. Zwingt man das Envy allerdings ohne Netzteil zu diesem Benchmark, fällt die Leistung etwa auf ein Drittel ab. Abgesehen von der mauen 3D-Leistung hilft die HD4330 auch beim Decodieren von Videomaterial mit und erleichtert der CPU das Stromsparen.

Diese Werte reißen ausgewachsene Business-Notebooks nicht vom Hocker; an Leistung mangelt es aber im Alltag nie. Verbesserungspotential gibt es eigentlich nur bei der Festplatte. Hier werkt eine 1.8"-microSATA-Festplatte mit 250GB. Sie erreicht Transferraten um die 40 MB/s - das muss 2010 besser gehen. Ein Intel SSD, wie HP es in seinen kleinen Businessnotebooks verbaut wäre bei diesem Anschaffungspreis eindeutig die bessere Option. Sonst leistet sich das Envy eigentlich keine nenneswerten Schwächen und ist auch als stylisches Arbeitsnotebook zu empfehlen.

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Die Platte ist zwar schnell für ihre Größe, würde aber von jedem SSD deklassiert.


Wer sind eigentlich die Konkurrenten des HP Envy 13? Aufgrund des hohen Preises kommen einige Businessnotebooks von HP und Lenovo in Frage, die aber in puncto Design, Akkulaufzeit und Bildschirm nicht mithalten können. Bei der Mobilität muss es sich gegen eine ganze Riege an Netbooks behaupten, die allerdings deutlich weniger Leistung und Komfort zu bieten haben. Ähnlich ist es mit den CULV-Notebooks, allen voran dem ASUS UL30Vt - sie können weder bei der Verarbeitung noch beim Bildschirm mithalten. Somit bleibt nur der offensichtlichste aller Konkurrenten übrig: das Apple Macbook Pro 13". Hier ist das Urteil nicht so leicht zu fällen; die beiden sind einander sehr ähnlich. Das beginnt bei der gebürsteten Oberfläche und den vielen Rundungen, geht über die direkt ins Gehäuse eingelassenen Tasten und endet bei einem glänzenden Display. Der große Unterschied ist das geplante Einsatzgebiet: Das Macbook Pro 13 ist ein mobiles Arbeitsgerät, das HP Envy 13 ist ein mobiles Designstück, mit dem man auch sehr gut arbeiten kann.
Preislich liegt es einige hundert Euro über der Apple-Konkurrenz, ist dafür aber auch ein gutes Stück mobiler: Es ist 3mm flacher, 5mm weniger breit und 12mm weniger tief sowie 300g leichter. Außerdem hat es (mit dem zweiten Akku) eine wesentliche längere Akkulaufzeit, einen austauschbaren Akku sowie einen zweiten Akku und eine doppelt so lange Garantielaufzeit.

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Offen wirkt das Envy 13 gerade von der Seite wirklich schlank.


[.pagebreak]Fazit[/.pagebreak]
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Lifestyle inklusive
Im Großen und Ganzen ist HPs Erstlingswerk am Designsektor sehr gelungen. Es lehnt sich stark an den beliebten Apple MBPs an; unterbietet seinen direkten Konkurrenten aber in Gewicht und Größe. Außerdem hat es ein exzellentes Display und tolle Akkulaufzeiten bis über 12 Stunden mit dem großen Akku. Verbesserungswürdig ist eigentlich hauptsächlich die Festplatte; hier muss ein Solid-State-Drive her. Auch eine Anzeige für die noch verbliebene Akkulaufzeit vermissen wir leider; ein Taschenrechner ist bei 1540 Euro Straßenpreis keine Option.

Wer das nötige Kleingeld hat und aus Designgründen nicht zu den Businessspezialisten HP 2530p und Lenovo X200s greifen will, dem sei das Envy 13 ans Herz gelegt. Allerdings hat auch das Apple Macbook Pro 13" ein gutes Display und brauchbare Mobilität für etwas weniger Geld.

Im Rahmen der CES 2010 wurde bekannt, dass der Preis um satte 300 USD sinken soll. Allerdings kommt dann mit dem SL9300 (1,6 GHz) eine langsamere CPU zum Einsatz. Wir hätten lieber ein SSD statt dem Preisupdate gehabt, beschweren uns aber nicht über das zukünftig bessere Preis-/Leistungsverhältnis.
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