In Your Face Friday - <3

Lasst uns über Liebe reden - ohne Kitsch und Übertreibung. Ob Liebe zwischen Mann und Frau oder Liebe zu einer guten Zigarre? Warum nicht beides? Lasst uns die Personen, Dinge und Handlungen wertschätzen, die uns einfach am Herzen liegen.

Liebe findet einen Weg, wenn auch manchmal einen Umweg. So geschehen auch Ende der 50er Jahre in New York. Dort haben die Ingenieur Alfred Fiedling und Marc Chavannes an einer neue Tapetenart geforscht. Das Anbringen sollte unkomplizierter und das Abwaschen einfacher sein als beim üblichen Papiermaterial. Durch die Lufteinschlüsse zwischen zwei der Plastikschichten erhielt die Folie eine hohe Strapazierfähigkeit. So wurde die Luftpolsterfolie erfunden, auch unter dem Namen “Bubble Wrap” bekannt. Das Zerdrücken der Blasen bereitet mir persönlich eine einzigartige Befriedigung. Sie hat etwas Kindliches an sich, die Freude am Knallgeräusch der platzenden Lufteinschlüsse. Das Knallen ist “mundgerechter Spaß” - es werden ein paar Blasen zerdrückt, dann wandert die Folie wieder zur Seite bis man wieder Lust darauf hat. Es hat etwas von einer Packung Chips, von der man einfach nicht die Finger lassen kann. Der Luftpolsterfolie ist sogar ein Ehrentag gewidmet: Der letzte Montag im Jänner ist der “Bubble Wrap Appreciation Day”. Leider gibt es auch Leute, die Blasenfolie für Verpackungsmaterial halten. Es existiert - haltet euch fest - unknallbare Blasenfolie. Es gibt Religionen, in denen ist für die Erfinder dieses Produktes ein eigener Kreis in der Hölle reserviert.

Viel Spaß mit Plastik habe ich auch mit der Schutzfolie auf neuen Produkten. Handys, Computer - eigentlich alles mit Bildschirmen, hoch polierten Metallteilen oder glänzendem Plastik wird mit einer dünnen Plastikschicht beschützt. Bis es ausgepackt wird. Dann beginnt das “Aufmach-Erlebnis”: das Durchtrennen von Siegeln, die Inventur des Packungsinhalts und dann das Ablösen der Folie. Die Mischung der Gefühle “NEU!” und “aufmachen” gipfeln stets in dem Entfernen der Schutzhülle. Am Besten man löst das Material in einer durchgängigen und gleichmäßigen Bewegung. Gänsehaut garantiert.



Quasi gleichwertig ist das Öffnen eines neuen Glases Nutella. Da hat ja jeder seine eigene Technik. Ich steche mit dem Daumennagel durch die Membran und fahre auf der Innenseite des Glases entlang, bis sich der köstlich riechende Inhalt vor mir offenbart. Oft findet man auf der Haselnusscreme eine “Blume” - der Abdruck vom letzten eingefüllten Inhalt, welcher sich vor dem Verschließen ungleichmäßig auf die Oberfläche gelegt hat. Mein Bruder hat früher diese Blume mit dem Messer nachgezeichnet, wenn wir etwas von dem Ambrosia gefuttert hatten. Für Begeisterung sorgt der Aufstrich schon seit 1940, damals noch unter dem Namen “Pasta gianduja”, zu Deutsch: Nougatcreme. Anfang der 50er-Jahre wurden Rezeptur und Name geändert, die Pasta wurde mit Supercrema ersetzt. Nun gab es 1964 jedoch ein Gesetz, welches das Wort “Super” aus Produktnamen verbannte. Erfinder Pietro Ferrero gab seinem Produkt einen neuen Namen, der sich aus dem englischen “Nut” und der italienischen Verniedlichung “-ella” zusammensetzte: Nutella. Seither wurden zwei Arten der köstlichen Creme hergestellt - die Nord- und die Südvariante. Während man im Süden den Nussgeschmack und weniger Zucker, dafür eine weichere Konsistenz bevorzugt, hat das bei uns erhältliche Nord-Nutella einen schokoladigeren Geschmack und ist etwas zähflüssiger.

Für Glücksmomente sorgt auch ein etwas dicklicher Vierbeiner im meinem Leben. Gatto heißt die Katze, die uns adoptiert hat. Unsere gemeinsame Geschichte zeigt, dass Hunde Besitzer und Katzen Personal haben. Vor einigen Jahren gehörte er nämlich einer Familie bei uns in der Straße. Ich habe den Kater zwar immer wieder gesehen und manchmal sogar gestreichelt, doch war es stets das Tier einer anderen Familie. Das änderte sich, als diese sich eine weitere Katze holten. Gatto kam mit seinem neuen “Freund” nicht im geringsten klar. Er suchte immer wieder unseren Garten auf, da er sich auf der Terrasse gut verstecken konnte. Für uns war es aber klar, dass wir diese fremde Katze nicht füttern und auf gar keinen Fall in unser Heim lassen werden. Da die “Schwabbelkatz”, wie ich den doch schon 15 Jahre alten Herren oft nenne, so oft bei uns war, hinterließen wir ihm bald kleine Leckerlies und Wasser. Aber in das Haus durfte er nicht. Dann kam der Winter und es wurde bitterkalt. Deshalb durfte er kurz hinein, um sich aufzuwärmen aber schlafen musste er draußen. Das Spiel ging so weiter und ein halbes Jahr später durfte er bei mir im Bett schlafen. Katzen halt. Mittlerweile kennt er das Geräusch von unseren Autos und begrüßt uns mit einem Maunzer, wenn wir nach Hause kommen.
Der Grund für diese IYFF-Themenwahl ist allerdings ein anderer - meine Freundin nämlich. Mit der bin ich jetzt auf den Tag genau seit zwei Jahren zusammen. Davor haben wir uns gegenseitig in die Friendzone katapultiert. Wir waren enttäuscht, als der jeweils andere eine Beziehung hatte - dennoch waren wir füreinander als Freunde da. Ein Jahr vor unserer Beziehung habe ich ihr noch Aufrisstipps gegeben, kaum einen Monat davor konnte ich mit absoluter Sicherheit ausschließen, dass zwischen uns beiden jemals etwas passiert. Ich sollte mich zum Glück irren. Dank ihr weiß ich - jenseits von Valentinstag-Kitsch und Gefühlsduselei - wie sehr man jemanden lieben kann.



Ich hoffe, dass ihr auch eine Flamme in eurem Herzen für jemanden oder etwas habt. Eine Person, ein Tier, ein Objekt oder eine Leidenschaft. Etwas, was man fotografieren und groß einrahmen möchte. Die Inspiration für den Text eines Liedes mit melodischen Akkorden, die schön ineinander übergehen. Ein Thema für einen "In Your Face Friday". Das, was wir lieben, ist es stets wert genannt zu werden.

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