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In your Face Friday - Die Zukunft von Facebook

karlstiefel 28.10.2011 20455 22
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Die Welt geht unter. Nein, nicht im Dezember 2012, sondern jetzt gleich! Warum? Facebook hat sein System geändert. Mittlerweile verliert natürlich niemand mehr ein Wort darüber, aber für jetzt ist die Apokalypse-Stimmung im Social Media-Bereich angesagt. Wie Facebook bald aussehen wird, wissen wir – aber wie sieht es in 10 Jahren aus?

Ok, zu Beginn dieses In Your Face Friday muss ich euch etwas gestehen: Ich bin nicht auf Facebook! Eine Geschichte mit Social Media habe ich trotzdem für euch parat. So war ich auf MySpace (kennt das noch wer?) und im Anschluss auf StudiVZ, wo ich sogar eine mittlerweile sehr gute Freundin von mir kennengelernt habe. Danach musste ich natürlich auch die Kost vom werten Herren Zuckerberg ausprobieren, jedoch hielt sich mein Bedürfnis nach dem digitalen Socializen nur mehr in Maßen. Die Leute, mit denen ich persönlich etwas zu tun haben möchte, haben schließlich meine Telefonnummer und ich hebe auch immer ab. Aber das ist alles nicht das Thema, denn heute geht es um die zukünftigen Veränderungen auf Facebook: Die brandneu vorgestellte “Timeline” wird fortan sämtliche wichtigen Schritte unseres Lebens dokumentieren und somit dieses in eine übersichtliche Archivform bringen. Von der Geburt an wird unser Dasein gespeichert und Facebook zeigt unseren Werdegang. Jetzt regen sich natürlich die Datenschützer wieder auf, dass ein solches System viel zu viel von uns preisgibt und wir noch einen Schritt näher zum gläsernen Menschen kommen. An diesem Punkt kann man streiten, doch es ist ein deutliches Lebenszeichen von einem anhaltenden Trend. Das virtuelle Ich wird vernetzt, verknüpft und ausgeweitet. Da ist Facebook nicht die einzige Baustelle - auch Größen wie Microsoft oder Apple arbeiten an der selben Idee. Vor der Tür steht Windows 8, das nicht nur auf den heimischen Rechnern laufen wird. Auch die nächste Konsolen-Generation wird auf dem Betriebssystem aufbauen, genauso wie die Mobiltelefone, die zum Microsofts OS greifen. Kompatibilität wird in Zukunft noch größer geschrieben - mit Software als Schnittstelle. Der Download für die Xbox 720 kommt mit einer kostenlosen App für das Smartphone und einem exklusiven Desktop-Hintergrund für zuhause. Diese Extras werden automatisch heruntergeladen, keine Installation notwendig. Services wie Hulu - ein Online-Fernsehen, das in den USA recht beliebt ist - wird Serien für alle drei Geräte synchronisieren. Ein Klick, drei Geräte mit neuem Inhalt. Und wo wir schon beim Fernsehen sind, da wird Apple wohl seinem Namen ebenfalls mehr Gewicht verleihen können. Ja, es gibt schon AppleTV und nein, das Ding ist nicht wirklich erfolgreich. Nach fünf Jahren Produktzyklus ist der Erfolg eines iPods oder iPhones noch nicht erreicht. Allerdings ist Apple keine Firma, die schnell aufgibt und wenn jemand es in der Hand hat, das Fernsehen zu revolutionieren, dann diese Jungs - mit oder ohne Steve Jobs.

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Die Zukunft von Facebook braucht definitiv den Dislike-Button!


Und hier kommen wir zu meiner Prognose für die Zukunft von Social Media. Ich rede jetzt nicht spezifisch über Facebook oder Microsoft oder Apple - so innovativ präsent diese Firmen auch sind, so austauschbar sind sie doch stellenweise. Sollte der Trend anhalten und sich nicht als gigantische Blase entpuppen, sieht die mediale Konsumlandschaft 2021 meiner Vorstellung nach so aus: Alles ist eines. Was sich nach einem Glückskeks-Spruch anhört, ist duchaus möglich. Wir haben eine Plattform, auf der wir mit unseren Freunden und Kollegen verknüpft sind. Über diese Seite schauen wir auch die aktuellen Serien - zum Beispiel die Simpsons in der 32. Staffel. Während wir eine Folge schauen, wird dies im Folgen-Verzeichnis vermerkt und eine Nachricht wird generiert, dass wir gerade diese Serie schauen. Nun können wir uns mit einem Freund unterhalten, der ebenfalls gerade dasselbe Programm schaut. Ist die Folge vorbei, wechseln wir nahtlos zum Zocken, wo wir erst ein Replay von StarCraft 3 eSports-Spiel schauen, bevor wir uns selbst ins Getümmel werfen. Aktuell ist ein neuer Skin für eine Einheit im Angebot, der uns gefällt. Wir bezahlen über die Seite - wie übrigens das Serien-Abo und unsere Handy-Rechnung auch. Alles vom selben Anbieter, der das soziale Netzwerk direkt in die Software-Struktur des Mobiltelefons integriert. Wir haben kein Telefonbuch im eigentlichen Sinne mehr, sondern fügen Kontakte mit ihrer Seite hinzu. Automatisch werden Telefonnummer, Profilbild und weitere Kontaktdaten hinzugefügt, Updates wie bei Twitter werden direkt mit abonniert. Jede Bewegung im öffentlichen Raum wird natürlich ebenso protokolliert, wie es bereits bei mehreren Handy-Services der Fall ist. Wir gehen in unser Lieblings-Cafe oder Restaurant und es öffnet sich ein Popup-Fenster am Handy-Display, ob wir unseren Lieblings-Drink bestellen wollen. Woher das Restaurant das weiß? Wir haben es auf unserer Seite mehrfach erwähnt bzw. geliked. Anders herum funktioniert das natürlich auch - bezahlt wird statt Kreditkarte mit dem gleichen Service wie vorhin. Was auf unserer Rechnung öfters erscheint, merkt sich das Netzwerk. So können nicht nur einmalige Käufe, sondern ganze Trends und Geschmacks-Phasen erkannt werden.

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Funfact #312: Pril ließ online eine neue Flasche designen. Eine Facebook-Gruppe führte zur gezielten Sabotage der Aktion.


Die Grenzen werden verschwimmen und es wird keinen klaren Unterschied zwischen den einzelnen Geräten mehr geben. Die Verbindung durch dieses bisher imaginäre Super-Facebook ermöglicht nicht nur eine Verbindung zwischen den Geräten und den Nutzern, sowie deren soziales Umfeld, sondern schafft auch konventionelle Vorstellungen von getrennten Geräten ab. Ob das wirklich eine gute Idee ist, unser gesamtes Leben in die Hände einer einzelnen Organisation zu legen, sollten wir uns allerdings noch einmal genau durch den Kopf gehen lassen. Aber das wird ohnehin nur geschehen, wenn ich recht behalte ... und wie oft war das bis dato schon der Fall?
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