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Auf einem anderen Planeten: Intel Extreme Masters in Katowice

mat 03.03.2019 59549 10
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Ich liebe PC-Spiele. River Raid am C64, Golden Axe am Amiga, Indiana Jones am PC und wieder und wieder dasselbe PC Games durchblättern, um abgedruckte Screenshots zu bewundern - das sind quasi meine ersten Kindheitserinnerungen. Danach kam Doom per Nullmodemkabel, später selbstverständlich auch LANs mit Quake, Enemy Territory und Co, die uns bis in der Früh wachgehalten haben. Ich würde keine Sekunde davon missen wollen. Heute stehe ich in einer riesigen Arena mitten in Polen bei einem der größten eSports-Events dieser Erde und fühle mich wie ein Außerirdischer. Bin ich zu alt oder hat eSports absolut nichts mehr mit meiner Leidenschaft für PC-Spiele gemeinsam?

Absolute Stille, dann ein Raunen, plötzlich bricht im Stadion ein gewaltiger Jubel aus. CS:GO Semifinale, Ence gegen Na' Vi, es steht nun 4:7. Mir sagen natürlich beide Teams nichts, aber daran habe ich mich am mittlerweile dritten Tag meines Aufenthalts in Katowice bereits gewöhnt. Unabhängig von meiner Ahnungslosigkeit lässt sich ohne Zweifel sagen, dass man so ein Spektakel selbst erlebt haben muss, um urteilen zu können. Kein Video oder gar Live Stream kann diese Atmosphäre einfangen. Die Parallelen zu einer großen Sportveranstaltung wie einem Fußball-Länderspiel sind unverkennbar. eSports ist riesig, das wissen wir ja alle. Wie mächtig es tatsächlich ist, spürt man allerdings erst bei derartigen Events, wenn ein winziger Bruchteil der YouTube-Views und Twitch-Follower Wirklichkeit werden und ein Stadion füllen. Ein vollständiges Match kann ich mir trotzdem nicht antun, mein Interesse hält sich weiterhin in Grenzen. Einzige Ausnahme: Starcraft II.


Glücklicherweise bestehen die Intel Extreme Masters nicht ausschließlich aus eSports-Wettbewerben, sondern bieten mit der IEM Expo auch Raum für Gaming-Hersteller an, um ihre Produkte zu zeigen. Weiters gibt es einen Business-Bereich mit Showrooms, Vorträgen und Produktvorstellungen, die auf ausgewählte Journalisten warten. Sogar eine Overclocking Show mit flüssigem Stickstoff hat es wieder in das Programm von Intel geschafft. Jedoch hinter verschlossenen Türen, mit relativ alter Hardware (ein W-3175X mit 28 Kernen wäre angebracht gewesen!), mittelmäßigem Sponsoring des Overclockers und unter ständiger Verlautbarung wie toll Intels Prozessoren sich übertakten lassen. Für einige Mainstream-Journalisten haben die Dampfwolken noch ausgereicht, der Rest hat sich nach einer halben Stunde abgeseilt.


Ich kann es persönlich verstehen, denn Overclocking so wie es derzeit gezeigt wird, ist an sich uninteressant. Dabei scheitert es meiner Meinung nach nur an der Aufbereitung des Geschehens. Stellt euch vor das CS:GO Semifinale findet ohne Kommentatoren, Anzeige des Punktestands, unterschiedlichen Kameraperspektiven und informative Einblendungen statt. Die Arena in Katowice wäre wahrscheinlich leer geblieben. Fun Fact: Ich habe mir das im Vorfeld schon gedacht und bin deshalb zwei Wochen vor dem Event an den polnischen Overclocker herangetreten, um mit ihm gemeinsam die Overclocking Show aufzubessern. Geplant war eine App, die den Zuschauern Live-Daten des Systems per Augmented Reality zugänglich gemacht hätte. Einen Prototypen davon habe ich bereits bei der IM.TOP 2017 gemeinsam mit ASUS vorstellen dürfen. Außerdem hätte es eine Microsite gegeben, die die verwendeten Produkte vorstellt und ebenfalls die Systemdaten in Echtzeit als Graphen darstellt. Ein weiteres Gimmick ist eine Sprachsteuerung per Google Assistant, mit deren Hilfe sogar übertaktet werden kann: "Set CPU ratio to 70", "Ratio applied".
Leider wurde die Idee wenige Tage vor dem Event von Intel abgeschossen, "legal issues".

Test meiner Augmented Reality App für die Overclocking Show


Während ich mich bereits wieder im Zug Richtung Heimat befinde, gibt es für euch noch eine bunt zusammengewürfelte Ansammlung an Fotos, die nicht einfach so auf meinem NAS verstauben dürfen. So long, fuckers!






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