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In Your Face Friday - Unternehmenskultur

karlstiefel 29.11.2013 - 07:58 16015 19 Thread rating
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karlstiefel

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halbprofessioneller Chaot
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Firmen sind wie die Marken, hinter denen sie oft stehen. Ein individuelles Branding macht sie einzigartig und manchmal sogar eigenartig. Das wirkt sich dann nicht nur auf die Produkte und Dienstleistungen, sondern auch auf das öffentliche Bild der Firmen aus. Wir schauen uns an, wie es in einigen Unternehmen so abgeht - vom ungewöhnlichen Büro bis hin zum allmächtigen Neuling.

Anon337

done
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Danke für einen weiteren unterhaltsamen IYFF.

Ich war auch einmal bei einem Unternehmen, das sich ähnlich wie Google um die Mitarbeiter kümmert: Gratis Kaffee, Obst, Essen, Fitnessstudio, Filmräume, Billardtische, uvm. stehen allen zur Verfügung. Dazu recht flache Hierarchien und das "Du" zieht sich durch bis zu den Geschäftsführern.
Nichtsdestotrotz habe ich mich nach einem Jahr dazu entschlossen die Firma zu wechseln, da mir die allgemeine Arbeitskultur nicht zugesagt hat. Das hat auch damit zu gehabt, dass auf der einen Seite diese Benefits gestanden sind, die immer als "freiwillig" tituliert wurden, aber andererseits haben nur die wirklich "dazugehört", die die Angebote auch angenommen haben und sich in einem System wohlfühlen in dem Arbeit und Freizeit eng miteinander verknüpft sind.
Alles in allem ein toller Arbeitgeber, wenn man auf so ein System steht. Ist das nicht so der Fall, dann muss man sich halt überlegen, ob man sich das "antun" will.

btw: Statt "Klicke" war wohl "Clique" gemeint.
edit: wurde eh schon gefixt, wenn man 3 Stunden für die Antwort braucht...

Bogus

C64 Generation
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Bin selbst 'Chef', und hatte die letzten Jahre erstmals eigene Arbeitnehmer. Da ich nicht der Typ Schlipsträger bin, und in der Gastronomie aufgewachsen bin, habe ich meine Arbeitnehmer nicht 'von oben Herab' betrachtet, sondern als _Kollegen_.

Diese Umgangsform von mir, brachte massive Probleme mit sich. Von bisher 6 angestellten Kollegen musste ich 3 fristlos kündigen. Einer hat über Nacht die Registrierkasse leer geräumt, ein anderer über 2 Jahre hinweg Beträge entwendet (Ursache konnte ewig nicht ausgeforscht werden, weil immer auf andere Weise bzw. von anderen Stellen Geld verschwand, und plötzlich doch wieder da war), und der 3te kam und ging wie es im gefiel. So hatte er in nur einem Jahr fast die doppelte Menge an Urlaub verbraucht, etliche unentschuldigte Krankenstände, und an die 180 Fehlstunden. Letztlich hat er mich vor's Arbeitsgericht gezerrt, und 'Recht' (???) bekommen. In der 'Verhandlung' wurden sämtliche Aufzeichnungen und Unterlagen bzw. Beweise von meiner Seite aus ignoriert. Die Äusserung des Laien-Gericht war: Es ist nicht in unserem Interesse die ganzen Unterlagen zu prüfen. Entweder sie zahlen jetzt 'freiwillig', oder in einer weiteren Verhandlung das doppelte. Aber Sie können das ja sowieso Buchhalterisch abschreiben.

Altersgruppe von ~24-36.

Für mich bleibt die Erkenntnis: wenn ich nicht 'Chef sein will', sondern Kollegial, dann darf ich vorerst einfach keine neuen Leute einstellen. (Resultat = Aufträge zurück fahren)

22zaphod22

chocolate jesus
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ich war zwar noch nie selbstständig und chef aber hab doch schon einige teams / abteilungen geleitet und da muss ich sagen das was du beschreibst ist ja als vorgesetzter schon grob fahrlässig deinem (eigenen) unternehmen gegenüber

so weit käme es bei mir nie - bei mir waren immer alle per du ABER ich war / bin der chef ... mit allen rechten und pflichten

wenn was nicht gepasst hat gab es ein erstes freundliches gespräch - danach ermahnung bzw. konsequenzen - urlaube gab es nur nach absprache

vielleicht hat man es ja auch einfacher wenn man in einer unternehmensstruktur drinnen ist und selbst einen chef hat und eskalieren (bzw. mit dem drohen) kann

einzige ausnahme war mal ein langjähriger mitarbeiter der mit so einer schwindligen selbstständigkeit bei uns angestellt war - der hat es auch gekonnt ... oft zu spät gekommen ... irrsinnig viele arzttermine ... verschlafen ... unsere firma wurde damals von einer US firma aufgekauft und im rahmen der umstrukturierung hab ich dann empfohlen seinen vertrag nicht zu verlängern

zum thema an sich ... das muss sowieso wachsen - es gibt nichts schlimmeres als eine gekünstelte "oberflächliche" unternehmenskultur

ich kenne es aus meiner mittlerweile 15jährigen berufserfahrung so und so ... vom du zum sie ... solange man sich mit respekt begegnet und die leute sich darin wohlfühlen ist alles gut

in meinen eigenen teams biete ich eigentlich immer das du an ... manchmal etwas schräg im ersten moment wenn die mitarbeiter älter sind aber bis jetzt immer gut damit gefahren

eitschpi

alpakaflüsterer
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Zitat von Bogus
Die Äusserung des Laien-Gericht war: Es ist nicht in unserem Interesse die ganzen Unterlagen zu prüfen. Entweder sie zahlen jetzt 'freiwillig', oder in einer weiteren Verhandlung das doppelte. Aber Sie können das ja sowieso Buchhalterisch abschreiben.

Kann man das Urteil irgendwo einsehen?

flying_teapot

Undiskutant
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Beim Arbeitsgericht gibt es "Laien" die Urteile fällen ?

ftp.

Bogus

C64 Generation
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schöffengericht, oder so, hies das glaub ich.
einen 'urteilsspruch' gibt es quasi nicht, weil es auf einen vergleich hinaus gelaufen ist.

disposableHero

Addicted
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Ich bin in einem skandinavischen Konzern tätig, da ist das "Du" normal. Ein dänischer Kollege hat mir erklärt, dass "Sie" seit mehreren Jahrzehnten als unhöflich gilt. Ansonsten herrscht bei uns zwar ein freundschaftliches Verhältnis, die Hierarchie wird aber eingehalten, mit allen Konsequenzen.

lagwagon

bierfräser
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ist mir auch aufgefallen, der "freundschaftliche" umgangston und die mehr persönliche ansprache ist bei meinen schwedischen kunden sehr ausgeprägt. im englischen gibts ja kein "sie" wie bei uns, aber jeder bis hin zum chef stellt sich mit vornamen vor und wird auch so angesprochen.

seitdem habe ich mir angewöhnt, zumindest mal testweise, jeden mir nicht persönlich bekannten geschäftspartner bei der anrede zwar mit "sie" aber immer mit vornamen und nachnamen anzuschreiben.

das nicht-verstecken hinter dem nachnamen hat mich schon recht beeindruckt, es bringt viel persönlichkeit in ein team aus fremden und würde mir in unserem gebiet gut gefallen. das "sie" beibehalten, aber mit vornamen anreden.

ich leite auch selber mehrere abteilungen mit insg. ~80ma und bin natürlich mit jedem per du und biete es jedem, den ich einstelle auch gleich an. das gute verhältnis zu den mitarbeitern ist (mir) sehr wichtig, aber auf der nase lass ich mir nicht rumtanzen, sonst wär ich in der position falsch. entscheidungen müssen getroffen werden, regeln eingehalten, das trifft für den mitarbeiter genauso zu wie für den vorgesetzten...

sk/\r

i never asked for this
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die unternehmenskultur und der generelle umgangston sind in der jetzigen firma wo ich bin am tiefpunkt...
im prinzip gibts 8,5 stunden / tag nur gferzte, sarkastische meldungen. seis über die firma, über kunden, über mitarbeiter, über privates, etcetc.
mühselig und zach. geht nämlich auch ziemlich auf die stimmung.

ich hoffe nur das die neuen vorgesetzten daran was ändern können.

salsa

So spät wie gestern.
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Ein interessantes Thema - weil das bei mir im Büro sehr seltsam zugeht. Anders als bei Valve ganz feste Strukturen und Ebenen, tw. haben sich einzelne Abteilungen ganze Arbeitssysteme entwickelt die nur in dieser einen Abteilung angewendet werden; das "Sie" ist zur nächsthöheren Ebene Pflicht, selbst langjährige Kollegen sprechen sich tw. noch mit "Sie" an.

Ich habe begonnen zumindest gleich alte Kollegen per "Du" anzusprechen, was einfach angenehmer ist. Nur weil es "Du" ist, heißt das nicht dass es keinen Anschiss geben wird :D

Ein weiteres Kuriosum ist, dass es zwei Hauptzweige gibt (zwei Produktkategorien), die zwar zum Stammhaus gehören, ansonsten aber nahezu autark agieren. Absolute Katastrophe, es gibt tw. für ein und dasselbe Prozessziel zwei völlig verschiedene Abläufe :bash:

Es handelt sich hier um ein Familienunternehmen das seit 1880 besteht und aktuell ca. 550 Mitarbeiter hat (Stammhaus).

Zitat von sk/\r
die unternehmenskultur und der generelle umgangston sind in der jetzigen firma wo ich bin am tiefpunkt...
im prinzip gibts 8,5 stunden / tag nur gferzte, sarkastische meldungen. seis über die firma, über kunden, über mitarbeiter, über privates, etcetc.
mühselig und zach. geht nämlich auch ziemlich auf die stimmung.

ich hoffe nur das die neuen vorgesetzten daran was ändern können.
War bei mir der Grund meinen letzten AG zu verlassen (mit relativ lautem Knall), solang langjährige Mitarbeiter da mitmischen und sich nicht ändern (wollen), wird auch ein neuer Chef nicht viel ändern können. So war es da jedenfalls...

Insofern ist trotz diverser seltsamer Handlungen mein neuer AG ein Traum dagegen... da ist mir höflicher Umgang meinetwegen mit Sie bei weitem lieber als tiafer Schmäh und nonstop "Alles-ins-Lächerliche-ziehen".
Bearbeitet von salsa am 30.11.2013, 16:36

daisho

SHODAN
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Zitat von Bogus
musste ich 3 fristlos kündigen.
Das gibts nicht, eine Kündigung bringt immer Fristen mit sich. Was du wohl meinst ist eine Entlassung - sollte man als Arbeitgeber aber eigentlich wissen.

Zitat von Bogus
Einer hat über Nacht die Registrierkasse leer geräumt

ein anderer über 2 Jahre hinweg Beträge entwendet (Ursache konnte ewig nicht ausgeforscht werden, weil immer auf andere Weise bzw. von anderen Stellen Geld verschwand, und plötzlich doch wieder da war)
ok ... das ist durchaus ein Grund.
Entlassung + Klage = Profit (außer Geld schon versoffen/-spielt)

Zitat von Bogus
und der 3te kam und ging wie es im gefiel. So hatte er in nur einem Jahr fast die doppelte Menge an Urlaub verbraucht
Wie kann ein Arbeitnehmer mehr Urlaub verbrauchen als ihm zusteht, erklär mir das bitte? :bash:

Zitat von Bogus
etliche unentschuldigte Krankenstände
Nach iirc 3 Krankenstandstage muss man eine ärztliche Bestätigung bringen? Da wäre nach der ersten versäumten Bestätigung ein Gespräch fällig und wenn nix kommt die Entlassung.

Zitat von Bogus
und an die 180 Fehlstunden.
Alles dokumentiert? Dir ist schon klar dass bereits 160 Stunden ein ganzes Arbeitsmonat sind (ausgehend von 40 WSt.) - warum wurde da nicht schon vorher was gemacht?

Zitat von Bogus
Letztlich hat er mich vor's Arbeitsgericht gezerrt, und 'Recht' (???) bekommen. In der 'Verhandlung' wurden sämtliche Aufzeichnungen und Unterlagen bzw. Beweise von meiner Seite aus ignoriert. Die Äusserung des Laien-Gericht war: Es ist nicht in unserem Interesse die ganzen Unterlagen zu prüfen. Entweder sie zahlen jetzt 'freiwillig', oder in einer weiteren Verhandlung das doppelte. Aber Sie können das ja sowieso Buchhalterisch abschreiben.

Altersgruppe von ~24-36.

Für mich bleibt die Erkenntnis: wenn ich nicht 'Chef sein will', sondern Kollegial, dann darf ich vorerst einfach keine neuen Leute einstellen. (Resultat = Aufträge zurück fahren)
Vermutlich hat der Richter es nicht gepackt das jemand wie du ein eigenes Geschäft hat? Ich pack das generell nicht was es da teilweise für Arbeitgeber gibt ... die Schließungsquote von Kleinunternehmer kommt ja nicht von irgendwo ...

Neo-=IuE=-

Here to stay
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Also in meiner jetzigen Firma (knappe 100 Mitarbeiter) ist alles per Du! Also es spricht sich jeder beim Vornamen an, egal of welcher Ebene.
Auch mit den meisten Kunden bin ich per Du, zumindest sobald ich öfter mit Ihnen zu tun habe.

In meiner vorigen Firma war es zwar nicht ganz 100%ig das gleiche, aber auch sehr persönlich, also fast jeder per Du und nur ganz noch oben nicht, war aber auch eine größere Firma.

Aber ich glaube das ist in der IT generell üblicher, als in anderen Branchen...

Bogus

C64 Generation
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@daisho: ein wenig hintergrund info zu meiner firma: ich hab koch/restaurantfachman gelernt und mit auszeichnung bestanden. infolge dann auch die gastgewerbe konzession gemacht. danach habe ich mich mit edv selbständig gemacht.
irgendwann hat mich dann die tatsache eingeholt, dass mein vater eine firma hat. und so kam ich dann zum handkuss. ich weis das zu schätzen, wusste aber auch immer, dass ich nicht der typ 'arbeitgeber' bin. hab zwar auch ein jahr hak gemacht und in rechnungswesen und bwl mit 1-2 abgeschlossen, aber das ändert ja nichts an meiner persönlichkeit.

bezüglich: Entlassung + Klage = Profit: jener der es einmal gemacht hat, von dem hab ich die 300 zurück bekommen. der '2-jährige' ist spieler. schaden ~10k euro (dadurch hab ich auch zwischenzeitlich den überblick in meiner buchhaltung verloren. das hat mich psychisch an den rand den wahnsinns getrieben; weil ich den fehler bei mir gesucht hatte)

und der typ mit den fehlstunden/tagen/etc: urlaub konnte er zuviel beziehen, weil von einer weiterlaufenden anstellung ausgegangen wurde, und ich somit saisonbedingt (war gerade nichts los) zugestimmt habe, dass er mehr urlaub ausfasst.
fehlstunden und krankenstände haben sich von ~märz bis juli des selben jahres ergeben. anfangs wurde dies noch mit schriftlicher verwarnung und einem gespräch geklärt. der rest (von ihm) kam dann schlag auf schlag.


du hast auf jeden fall recht, dass ich sozusagen 'an der falschen position' bin. aber ich hab mir das in dieser form nicht ausgesucht. denn ich wusste schon zuvor das dies nicht meinem können entspricht. ich bin techniker und bestenfalls noch gastronom. mit selbständig gabs mit meiner edv firma auch keine probleme. nur mitarbeiter kann ich nicht führen. ..hab da auch schon kurse besucht und so; habe das theoretische wissen. aber es scheitert an der umsetzung.
ps: wegen schließungsquote: ich hab die firma seit 7 jahren, und den umsatz im ersten jahr verdoppelt und die 3 folgenden jeweils um 20-30% gesteigert. die firma hat ein gutes bonitätsrating und keine 'schulden'. die leitung an sich klappt also imho bestens. nur mit dem 'führen von anderen menschen' komme ich nicht klar.

lagwagon

bierfräser
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@bogus
man kann da zwar ein talent bzw. das richtige gefühl dazu haben,
aber man kanns auch lernen!
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