Balu
BBQ
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Hallo! Auf der Suche nach Elektriker-Theorie bin ich immer wieder zu diversen ÖVE Normen gestoßen, vielleicht sind hier im Forum auch Elektriker unterwegs und können mir helfen. Ich bin zu einem kleinen Schaltschrank gekommen, ohne Inhalt, daraus soll jetzt ein Baustellen/Veranstaltungs-Kleinverteiler werden, nur für private Zwecke, aber trotzdem will ich alle Normen und Gesetze einhalten, darum will ich mich vorher informieren. Geplant hätte ich folgendes: Zuleitung erfolgt mit 5 poligen Starkstromkabel, 32A Stecker, direkt an den Leistungsschutzschalter. Von dort wird mit steifen 6mm² weitergebügelt: 3 Phasen zum 16A Leistungsschalter rechts daneben (für die 16A Steckdose im Schrank rechts unten), 3 Phasen aufgeteilt 1-1, 2-2, 3-3, 1-4, 2-5,2-6 zu den 16A Leistungsschutzschaltern für die 6 Steckdosen. 1 Neutralleiter auf die N-Schiene und zu guter Letzt 1 Schutzleiter, ebenfalls auf die PE Schiene. Was haltet ihr insgesamt von der Dimensionierung? Wie schauts mit Gesetzen/Regeln bezüglich Kabelquerschnitten, Drähten, Absicherung aus? Wie sind die Regeln für die 16A Steckdose im Kasten? Reicht es die 3 Phasen per LS zu Trennen oder brauche ich einen 4-poligen LS um auch den N_Leiter damit zu Trennen? Darf ich statt steifen Drähten auch flexible 4/6mm² mit Adernendhülsen nehmen, unter welchen Voraussetzungen? Das ganze wird ausschließlich privat verwendet, aber bevor mir was abraucht, wollte ich mich vorher informieren. TIA, lg
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jives
And the science gets done
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Ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit (aber allzu falsch sollts nicht sein  ): Leistungsschutzschalter gibts nicht  Entweder sinds Leistungsschalter oder Leitungsschutzschalter (LS-Schalter). Ich seh in der Skizze sowas wie einen FI, aber in deiner Beschreibung scheint keiner auf. Ein Übersichtsschaltplan wäre sehr gut  Der Baustellen-Teil: So wie es aussieht möchtest du da einen baustellentauglichen (eine "echte" Baustelle?) V(erteiler)-Schrank bauen. Da ist folgendes zu beachten: Es sind ausschließlich FIs zu verwenden. Fehlerstrom muss bei Steckdosen bis 16A bei 30mA liegen, sonst bei 300mA für bis zu 160A. Wenn ich deinen Plan richtig verstanden habe, sinds bei dir also 30mA. Als Speiseleitung ist eine geeignete Leitung zu verwenden (z.B.: H07RN-F/GMSuö schwere Gummischlauchleitung mit mindestens 1,5mm², bei dir müssens aber sowieso mehr sein). Zum allgemeinen Teil: Vor dem FI ist eine Vorsicherung (Schraubsicherung für alle 3 Leiter, KEIN LSS) vorzusehen. Nur als Hinweis gedacht: Beim Drehstromanschluss darf der N-Leiter unter keinen Umständen Einzelsicherungen enthalten. Zur Drehstromdose: Was ich weiß, reicht es 3-polig zu trennen, 3+N wird aber empfohlen, vor allem nach FIs. Darauf achten, dass die LSS die Steckdosen mit absichern, also Dosen mit entsprechendem Nennstrom (größer oder gleich Nennstrom des LSS) verwenden. Bei den LSS den richtigen Typ verwenden. Für Baustellenverteiler sind Typ C die richtigen. Ich weiß es leider nicht sicher auswendig und in der Norm hab ich auf die Achnelle nichts gefunden, aber ich glaube, dass bei allen fix verlegten Leitungen keine Litzen verwendet werden dürfen. Welche Leitungen planst du denn für die Steckdosen? Schafft die Zuleitung die vorgesehenen 112A? Zu guter Letzt hätte ich noch eine Buchempfehlung: https://www.on-norm.at/shopV5/searc...p;dokkey=342411Falls du sowas öfter machen willst und/oder interessiert bist, sicher keine schlechte Investition
Bearbeitet von jives am 22.12.2009, 22:35
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chrisx190
Addicted
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Der Fi benötigt wie bereits gesagt eine Vorsicherung in diesem Fall mit 25A (Schmelzsicherung). Es sei denn der Hersteller gibt etwas anderes an. Dadurch wird es auch nie zu den 112 Ampere kommen. Der Anschluss ortsveränderlicher Verbraucher darf nur mit flexiblen Leitern erfolgen. Dass man fix verlegte Leitungen nur flexibel ausführen darf ist unlogisch.  Was mir noch unklar ist. Wie führst du die Neutralleiter jetzt genau? Die 3 Phasen + Neutralleiter der Zuleitung werden am Fi angeschlossen. Der N-Leiter FI-ausgangsseitig kommt an die N-Schiene. Wenn du 2 polige Automaten (Leitungsschutzschalter) verwendest von der N-Schiene zu den jeweiligen LS. Der Schutzleiter direkt an die PE-Schiene und von dort zu den Steckdosen (am besten 2.5mm² flexibel) Verdrahtung mit 6mm² geht in Ordnung. Von den Leitungsschutzschaltern (16A) zu den Steckdosen nimmst du auch 2.5mm² flexibel. Um auf Nummer Sicher zu gehen lässt du dir den Verteiler nach Fertigstellung bei deinem Hauselektriker kurz durchmessen.
Bearbeitet von chrisx190 am 22.12.2009, 22:28
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jives
And the science gets done
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Der Fi benötigt wie bereits gesagt eine Vorsicherung in diesem Fall mit 25A (Schmelzsicherung). Es sei denn der Hersteller gibt etwas anderes an. Dadurch wird es auch nie zu den 112 Ampere kommen. Ich war gerade am suchen, obs FIs über 100A überhaupt gibt  Aber wenn mans so ausführt, ists natürlich überhaupt kein Problem. Der Anschluss ortsveränderlicher Verbraucher darf nur mit flexiblen Leitern erfolgen. Dass man fix verlegte Leitungen nur flexibel ausführen darf ist unlogisch.  Ich hab eigentlich geschrieben, dass ich mir nicht mehr sicher bin, ob man fix verlegte Leitungen überhaupt flexibel ausführen darf
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NL223
RoHS-konform
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Zuleitung erfolgt mit 5 poligen Starkstromkabel, 32A Stecker, direkt an den Leistungsschutzschalter. Von dort wird mit steifen 6mm² weitergebügelt: Würd auch sagen, da musst fast eine Sicherung nu einbaun... Kann aber wenn du des ding an eine 32A CEE Dose hängst irgendwas sein, also auch 3polig gekoppelter LSS oder 4poliger gekoppelter LSS. 3 Phasen zum 16A Leistungsschalter rechts daneben (für die 16A Steckdose im Schrank rechts unten), am besten wenn dus aussuchen kannst Char. C verwenden... die B Automaten fallen uU schon bei 48A magnetisch (also sofort) womit sich größere elektromotoren oder transformatoren oft nicht zufrieden geben... 3 Phasen aufgeteilt 1-1, 2-2, 3-3, 1-4, 2-5,2-6 zu den 16A Leistungsschutzschaltern für die 6 Steckdosen. Wie is des gmeint? (kapier i grad gar ned) Du kannst eh nur L1-N, L2-N und L3-N für die Steckdosen verwenden... also imma 2 Dosen jede Phase... 3 Phasen aufgeteilt 1-1, 2-2, 3-3, 1-4, 2-5,2-6 zu den 16A Leistungsschutzschaltern für die 6 Steckdosen.
3polig reicht, besser find ich persönlich trotzdem 4polige. Querschnitte würd sagen die 6mm² zwischen den Sicherungen sind mal sowieso genug. Die Zuleitung sollte halt für 32A stark genug sein, 4mm² oder so sollts auf jedenfall schon sein... bei 16A hinter den Sicherungen würden minimal 1,5mm² reichen. 3 Phasen aufgeteilt 1-1, 2-2, 3-3, 1-4, 2-5,2-6 zu den 16A Leistungsschutzschaltern für die 6 Steckdosen.
Meiner Meinung nach wie du willst... Es is aber grundsätzlich oft schöner und einfacher mit starren Drähten im Kasten zu arbeiten...
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Balu
BBQ
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Vielen Dank für die Tipps, danke für die Buchempfehlung!
Stromlaufplan wird nachgereicht, find mich in EPlan noch nicht ganz zurecht.
Falls Interesse besteht kann ich beim Bau noch Fotos nachreichen, Hutschienen, FI Schalter und ein LS 16A für die Steckdosen ist besorgt.
Das mit 1-1, 2-2,... war nur gemeint dass die Last gleichmäßig verteilt ist auf den 3 Phasen. Wie du geschrieben hast bei 6 Steckdosen 2 pro Phase.
Die Dimensionierung der Schmelzsicherungen (vermutlich Neozed) versteh ich grad nicht ganz... Wie kommt ihr auf 25A?
Kabelquerschnitte sind jetzt auch klar, 6mm² steif vom FI zu dem LSS für die 16A Starkstromsteckdose und 6mm² steif auch zu den 6 LSS für die 16A Steckdosen.
LSS für die große Steckdose schaue ich dass ich 4 polig bekomme, ansonsten 3+1.
Danke für die Tipps, frohes Fest!
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jives
And the science gets done
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Schmelzsicherungen für (vor) Schutzschalter(n) sind Vorschrift, da FI und auch LSS (!) vom Aufbau her theoretisch nicht abschalten könnten, nämlich wenn die Schaltkontakte bei übergroßen (Kurzschluss)-Strömen verschmelzen. Das gilt für ALLE Schutzschalter (FI-Schutzschalter, L-Schutzschalter, Motorschutzschalter, etc.). Die Schmelzsicherungen müssen so dimensioniert werden, dass sie zusätzlich zu den Leitungen auch den FI absichern (wen du nach dem Prinzip "Anschlussleitung -> 3x Sicherung -> FI -> 6 + 1 LS -> Steckdosen" baust). Bei den meisten FIs gibt es eine Herstellerangabe für den zu verwendenden Überlastschutz. Gibt es keine Angabe vom Hersteller, dann muss man den Nennstrom als höchst zulässigen Dauerstrom annehmen. Der Auslösestrom der Sicherung muss dann unter dem Nennstrom des FI liegen, wobei der Auslösestrom der Sicherung der 1,45-fache Nennstrom der Sicherung ist. Zusammenfassend gilt bei Fehlen einer Herstellerangabe also Nennstrom des FI >= Auslösestrom der Sicherung Auslösestrom der Sicherung = 1,45 * Nennstrom der Sicherung Ahja, für den FI meiner Meinung nach Typ G wohl am besten. Ob du NEOZED- oder DIAZED-Sicherungen verwendest ist eigentlich egal, Hauptsache die Betriebsklasse ist gL. Für die mit 16A abgesicherten Steckdosen sollten wie schon chrisx erwähnt hat übrigens 2,5mm² leicht reichen  Eigentlich reichen auch 1,5mm² knapp (hat NL223 eh schon gesagt), aber ich würd auch 2,5mm² nehmen. Mit welcher Gesamtlast ist eigentlich zu rechnen?
Bearbeitet von jives am 25.12.2009, 18:32
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FirstBlood
Here to stay
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Hallo, schau Dir mal die fertigen Baustellenschwammerl von z.B. PCE an. Fixfertigschwammerl inkl. AbsicherungWenn Du den Verteiler an einer CEE-Steckdose anschließt muss sich der Bereitsteller der CEE-Steckdose um die vorgelagerten Schutzorgane kümmern. Du kannst also mit dem FI anfangen und dann die Einzelabsicherungen für kleinere CEE und Schuko-Steckdosen setzen. Für die LSS gibts Verschienungen auf der Zuleitungsseite, spart den ganzen Verdrahtungsaufwand und ist eine saubere Lösung. http://www.moeller.net wir verwenden die Industrieprodukte, das Haustechnikmaterial ist etwas günstiger da es weniger Zulassungen benötigt. Der CEE-Stecker ist als Trenneinrichtung zugelassen, Hauptschalter also auch keinen setzen. Edit: Zuleitung Als Kabel für die Zuleitung würd ich dir eine Gummischlauchleitung empfehlen. Ich verwende meistens die H07RN-F von Lapp Kabel. http://www.lappaustria.at/Wenns etwas günstiger sein soll kannst noch einen Blick auf die Ölfex 500 bzw. Ölflex 540 werfen.
Bearbeitet von FirstBlood am 26.12.2009, 11:27
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jives
And the science gets done
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Wenn Du den Verteiler an einer CEE-Steckdose anschließt muss sich der Bereitsteller der CEE-Steckdose um die vorgelagerten Schutzorgane kümmern. Du kannst also mit dem FI anfangen und dann die Einzelabsicherungen für kleinere CEE und Schuko-Steckdosen setzen. Das ist absolut richtig. Durch den Einbau einer weiteren Sicherung geht vielleicht auch noch die Selektivität flöten. Aber: Ich würde trotzdem eine Sicherung einbauen (außer ich kenne den Betreiber der Anlage an die ich mich hänge). Die Selektivität ist - iirc, bitte mit Vorsicht genießen, ich müsst noch nachschauen - "nur" eine Empfehlung, aber die Absicherung der Betriebsmittel eine Vorschrift. Und wenn was passiert bringts - finde ich - auch nicht viel auf den Anderen zu zeigen, auch wenn man rechtlich auf der sicheren Seite ist.
Bearbeitet von jives am 02.01.2010, 17:58
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