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Ubuntu statt Gentoo?

that 12.07.2007 - 22:52 6048 73
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that

Hoffnungsloser Optimist
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Auf meiner Workstation habe ich seit März 2003 Gentoo x86 installiert. Ich will demnächst auf eine 64-Bit-Distribution umsteigen - u.a. um zu testen, ob die gelegentlichen Aufhänger an der Hard- oder Software liegen.

Meine Erfahrungen mit der Gentoo 2007.0 AMD64 Live-CD waren extrem enttäuschend. Erstmal kommt der X-Server mit VESA und 800*600, obwohl er vorher die nVidia-Karte und den 1600*1200 Monitor erkannt hat. SATA-Module waren alle geladen, auch für Hardware, die ich gar nicht habe (den Output von lspci zu verwenden und die richtigen Treiber zu laden war wohl zu schwer). Im Gentoo-Forum gibts haufenweise Berichte, dass der Installer nicht funktioniert und teilweise sogar Partitionen löscht. OK, dann beginne ich halt mit der manuellen Installation (war schließlich vor 4 Jahren auch nicht einfacher) und beschließe, diesmal mit genkernel die Kernelkonfiguration vorerst zu automatisieren. Nach dem Reboot geht nichts, weil in der initrd nur 2 SATA-Treiber drin sind, die nicht zu meiner Hardware passen...

Kurz und bündig: Ich habe den Eindruck, dass Gentoo in den letzten 1-2 Jahren stark an Qualität verloren hat und überlege nun ernsthaft, auf Kubuntu umzusteigen. Ein wenig Debian-Erfahrung von diversen Servern habe ich ja, und auch meiner Mutter habe ich ein Kubuntu installiert und sie ist zufrieden damit.

Mir ist klar, dass (K)Ubuntu primär für DAUs optimiert ist, aber dass die meisten Dinge einfach so funktionieren, ohne eine halbe Stunde USE-Flags zu konfigurieren und zu compilieren, ist schon verlockend. Vielleicht kann ich dann sogar wieder schwarz drucken - das ist mir mit Gentoo bisher trotz einiger investierter Stunden nicht gelungen. (ich glaub, derzeit geht Drucken wieder mal gar nicht - kA obs an CUPS oder Ghostscript oder an was anderem liegt...).

Was spricht eurer Meinung nach für oder gegen den Umstieg?

COLOSSUS

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Frickler
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Ich kann mich deiner Kritik bzw. Ansicht bzgl. Gentoo nicht anschlieszen.
Wenn du Gentoo fuer x86_64 (bzw. amd64) betreiben willst, solltest du allerdings testing - und nicht stable - verwenden. Diese Branch bereitet im allgemeinen wesentlich weniger Probleme ;)

Gentoo ist, wie du nach all den Jahren vermutlich auch selbst mitbekommen hast, eher etwas fuer Perfektionisten. Ich will so genau wie moeglich beeinflussen, ja bestimmen koennen, was wie gegen welche Library linkt und welche Runtime-Deps ich mir dadurch in mein System ziehe. Wenn ich einen X11-Desktop habe, will ich mich auf genau ein Graphiktoolkit beschraenken, und ich mache KEINE Ausnahmen (bezeichnet mich deswegen ruhig als Fetischist oder Verrueckten, das macht mir nicht aus ;)). Hier auf meinem Rechner gibt es nur 64bit Binaries ohne libcompat, kein GTK[+], kein motif, nichts. Alles ist sauber. Wer ohne das leben kann, und ab und an mal ein .deb selbst schnueren will (oder einfach auf make && make install zurueckgreifen moechte) wird mit Debian-Basis vermutlich gluecklicher.

Auf meinem Notebook habe ich Kubuntu 7.04 (IA32), und bin zufrieden damit. Ich wage keine besonderen Experimente und stelle keine auszergewoehnlichen Ansprueche an das OS, es soll mich einfach nur meine Arbeit erledigen lassen - und das tut es sehr gut.

Wenn dir die Gentoo-Administration - das ist ganz sicher etwas fuer "Liebhaber" - nicht mehr zusagt, dann solltest du wohl wechseln.

Trotzdem sollst oder darfst du Gentoo nicht an der LiveCD (davon installiert man doch nicht! ;)) oder dem Installer (damit installiert man doch nicht! ;)) oder gar genkernel (damit baut man doch keinen Kernel! ;)) messen. Das einmal funktionierende Ganze gibt dir so viel Kontrolle, wie mit einem paketmanagementbasierten OS halt moeglich ist.
Power comes at a price. (K)Ubuntu "just works". Meistens halt. ;)


Edith meint noch: versionsstabile Systeme auf dem Desktop finde ich generell eher unprickelnd; auszer man will/darf wirklich keine Ueberraschungen riskieren. Ich will einfach keinen 6monatigen Releasezyklus abwarten, wenn eine Woche nach dem Featurefreeze in den Repos noch eine neue Version von Paket XY rauskommt, auf dessen neues Feature ich schon seit der Genesis warte. Und die *buntu development branch ist halt ein echtes Minenfeld.

nexus_VI

Overnumerousness!
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Naja, mit Geschwindigkeitsverlust ist mangels optimierter Binaries zu rechnen, das rechnet sich aber vermutlich mit dem Installationsaufwand. Hab selbst auch Kubuntu auf meinem Laptop laufen, bin sehr zufrieden.
Dagegen sprechen würde vielleicht auch wie schwierig es ist, bei K/Ubuntu an halbwegs aktuelle und zuverlässige Repos zu kommen...

issue

Rock and Stone, brother!
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Ich bin mir relativ sicher, das du den Unterschied zwischen von dir selbst compilierten Binaries und precompiled Binaries nicht merkst. Warum stehen nur Ubuntu und Gentoo zur Auswahl? Schau dir mal Arch an ;)

t3mp

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Rühr bloß nicht den Installer an - imo müsste man da einfach ein dickes fettes *beta* hinten dranhängen. Berichte, dass davon Partitionen gelöscht werden sind aber scheinbar eher auf Bedienungsfehler zurückzuführen - egal, Gentoo installiert man nicht über ein GUI. :D

Ich kann deine Kritik auch nicht nachvollziehen, Gentoo amd64 rennt seit 1 1/2 Jahren problemlos, wenn dann läuft es (zumindest im laufenden Betrieb) bei mir seither immer reibungsloser (64 Bit ist bei den packages mittlerweile x86 tw. voraus). Probleme mit CUPS oder X kannst du mit Ubuntu genauso haben, die Administration ist ja hier wie da dieselbe, auch wenn Ubuntu die eine oder andere config-Datei komplett woanders platziert. Auf genkernel war ich bisher eigentlich nie neugierig... mag sein, dass das tool nachgelassen hat, ich mag's ohnehin ncht.

USE-Flags bedeuten, ist das System einmal aufgesetzt, eigentlich kaum wirklichen Aufwand... gibt's was Neues, wird mit equery mal schnell geschaut wofür was sein soll und was evt. in package.use kommt oder global als sinnvoll erachtet wird. Aber eine halbe Stunde dafür benötigen? Gut, da ist immer noch der Kompiliervorgang, aber der läuft ja brav im Hintergrund.

Um gelegentliche Aufhänger auszuschließen, warum nicht, probier Ubuntu aus - vielleicht bleist du ja dabei. Viele Gentoo-User kehren davon aber wieder geläutert zurück. Für mich spricht für Gentoo nach wie vor perfekte Dokumentation, Support durch die Community (bäh, dieses Wort :p), volle Kontrolle des Systems und freie Auswahl, riesige Paketauswahl + Overlays.

daisho

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"Beta" ist alles wenn man Gentoo verwendet :D Wer verwendet unter Gentoo bitte die alten "stable"-Packages :p
/Edit: Mhm, ok ... um die Uhrzeit sollte ich keinen Humor mehr erwarten -_-
Bearbeitet von daisho am 12.07.2007, 23:43

t3mp

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Wer zwingt Gentoo-User, nur unstable-Packages zu verwenden? Mich zumindest niemand. stable + package.keywords --> the way to go.

Was mich auch bei Gentoo hält: Einmal installiert, bleibt es ewig auf meinem System. Es wird konstant mit Updates versorgt, die Installation wird nie alt. In zweifacher Hinsicht: Weder bloatet sich das System auf und wird langsam, noch muss ich mich um ein major update der Distribution sorgen machen und dass irgendwann der Support von 2006.0 abläuft. Ein recompile des ganzen Systems wegen einem major GCC-Upgrade dauert vielleicht länger als ein Ubuntu-Upgrade von 6.06 auf 7.04 (wobei das schon ganz schön viel Zeit in Anspruch nimmt) - es geht aber auch wesentlich problemloser vonstatten.
Bearbeitet von t3mp am 12.07.2007, 23:49

nexus_VI

Overnumerousness!
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Ich nutze auch stable mit ein paar kleinen Ergänzungen, rennt sehr fein seit ca. einem Jahr :)
Aufgesetzt hats halt seinerzeit der liebe colo :D

dio

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Zitat von daisho
"Beta" ist alles wenn man Gentoo verwendet :D Wer verwendet unter Gentoo bitte die alten "stable"-Packages :p
/Edit: Mhm, ok ... um die Uhrzeit sollte ich keinen Humor mehr erwarten -_-
Hast du Gentoo schon mal verwendet (länger als eine Stunde)?

@that: den Installer kenn ich nicht - ich nerve lieber Colo im ICQ. Die manuelle Installation früher fand ich allerdings auch irgendwie unkomplizierter. Vielleicht hatte ich diesmal auch einfach nur Pech. Ubuntu selbst finde ich überladen, hatte bisher allerdings auch nur vorinstallierte Systeme verwendet. Wenn du allerdings nicht das "ganze Paket" verwenden willst, würde ich einfach zu Debian greifen.

Oder spricht etwas gegen plain old Debian?

fresserettich

Here to stay
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Zitat von that
Mir ist klar, dass (K)Ubuntu primär für DAUs optimiert ist, aber dass die meisten Dinge einfach so funktionieren, ohne eine halbe Stunde USE-Flags zu konfigurieren und zu compilieren, ist schon verlockend. Vielleicht kann ich dann sogar wieder schwarz drucken - das ist mir mit Gentoo bisher trotz einiger investierter Stunden nicht gelungen. (ich glaub, derzeit geht Drucken wieder mal gar nicht - kA obs an CUPS oder Ghostscript oder an was anderem liegt...).
ich weiß nicht, muss einfach und geht immer schlecht sein? so dauhaft finde ich kubuntu z.B. nicht, bin vielleicht auch kein Linux-Geek aber wenn ich mich an meine vorlesung in betriebssysteme auf der uni erinnere, gab es da einen punkt zweck und aufgabe:
Zitat
Ein an den Benutzern orientiertes Ziel von Betriebssytemen ist Benutzerfreundlichkeit zu gewährleisten, also um die Arbeit mit dem Computer leichter zu gestalten.

was colo da schreibt:
Zitat von COLOSSUS
Gentoo ist, wie du nach all den Jahren vermutlich auch selbst mitbekommen hast, eher etwas fuer Perfektionisten. Ich will so genau wie moeglich beeinflussen, ja bestimmen koennen, was wie gegen welche Library linkt und welche Runtime-Deps ich mir dadurch in mein System ziehe. Wenn ich einen X11-Desktop habe, will ich mich auf genau ein Graphiktoolkit beschraenken, und ich mache KEINE Ausnahmen (bezeichnet mich deswegen ruhig als Fetischist oder Verrueckten, das macht mir nicht aus ;)). Hier auf meinem Rechner gibt es nur 64bit Binaries ohne libcompat, kein GTK[+], kein motif, nichts. Alles ist sauber. Wer ohne das leben kann, und ab und an mal ein .deb selbst schnueren will (oder einfach auf make && make install zurueckgreifen moechte) wird mit Debian-Basis vermutlich gluecklicher.
sind für mich großteils aufgaben einens betriebssystems und daher wäre so was für mich zum jetzigen zeitpunkt nicht tragbar

ich habe mich von einem freund (arbeitet schon länger mit linux) in letzter zeit immer ein bisschen beraten lassen, und er setzt eigentlich auch debian , scheint auch für dich gut geeignet zu sein, da ist am anfang auch nur das nötigste vorhanden und du kannst dir alles schön konfigurieren und hast nicht gleich ein fix fertig kubuntu/ububuntu

COLOSSUS

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Frickler
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Zitat von fresserettich
aber wenn ich mich an meine vorlesung in betriebssysteme auf der uni erinnere, gab es da einen punkt zweck und aufgabe: [...]

Wtf bitte!? Hast du BWL oder Marketing gemacht, und da redet man in Ermangelung auch nur entfernt sinnbehafteter Themen mittlerweile auch schon ueber SOWAS? :p

jives

And the science gets done
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Ich verwende seit meiner (versuchten) Flucht aus der Win-Welt Gentoo. Nachdem ich als kompletter Neueinsteiger die (Stage1-)Installation nach zwei Versuchen auch tatsächlich geschafft hab, dachte ich mir, ich schau mir mal (X)Ubuntu an.
Resümee: War ganz nett, aber nachdem ich gesehen hab, was da für unnötiger Müll im Kernel und nie gebrauchtes Zeug installiert ist, hab ich nach einem Versuch das System wieder zu entbloaten aufgegeben - und wieder Gentoo installiert (nur diesmal nicht Stage1 ;)).

Ich bin - zumindest was die Kontrolle über mein OS angeht ;) - ein Irrer, der "Wizards" und jeden Installer hasst, der nicht penibelst konfigurierbar ist und von dem ich nicht genau weiß, was er tut. Der für jede Kleinigkeit ein oder besser zwei Schräubchen haben will, um daran herumdrehen zu können.
Ich hasse es, wenn ein Verzeichnis oder eine Datei auf der HD exisitert, von dem/der ich nicht weiß wo es herkam oder was es macht. Jetzt stell dir das Malheur mal bei einem ganzen Package vor ;)
Zu guter Letzt will ich ein OS, mit dem ich mich austoben kann, ohne stundenlang Schadensbegrenzung bzw. -behebung betreiben zu müssen. Wenn man das will, führt einfach kein Weg an Gentoo vorbei - zumindest so so lange man eine Distri mit Paketmanagement haben will.
Sehr interessant hört sich auch Arch an, habs aber nie getestet. Vermutlich kommt pacman aber nicht an portage ran ;)

Bevor ich mir die Arbeit antue, und irgendein Debian auf meine Wünsche zurechtbastel, nehm ich Gentoo. Oder LFS ;) :D

Geht dir jedoch das ständige Kompilieren auf den Geist - was ich durchaus nachvollziehen kann - dann wäre vielleicht ein Wechsel angebracht.
Nur bei deiner Erfahrung könntest du doch auf kleinere Nicht-Source-Distris zurückgreifen, welche die Gentoo-Idee verfolgen...

issue

Rock and Stone, brother!
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Ich finde, man kann Arch ganz kurz beschreiben: Es ist Gentoo ohne ewiges compilen. Wenns dir Spass macht kannst auch mit Arch alles compilieren lassen, nur seh ich keinen Vorteil darin etwas anderes als den Kernel mit meinen Compilerflags zu compilieren, das Arch sowieso für i686 gebaut ist. Des weiteren ist das AUR von Arch sehr nett, welches im Prinzip eine BSD Ports ähnliche Database ist mit PKGBUILDS (= Arch's ebuilds). Arch bringt dir nach einer FTP install zb nur das, was du wirklich ausgewählt hast. Für micht ist Arch die perfekte Distri. Außerdem finde ich das BSD-Style Init System einfach nice :)

t3mp

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Naja, ein wesentlicher Unterschied zwischen Arch und Gentoo ist die fehlende Customization mittels der USE-Flags. Es geht ja bei Gentoo längst nicht nur um die Optimisation via abstruser gcc-Compilerflags, das ist eher ein Freak-Spielplatz. :p

Aber es geht ja hier nicht darum, dass Ubuntu schlecht ist. Nur sind Gentoo und Ubuntu von allen Linux-Distris fast am diametralsten entgegengesetzt, das wird schon eine Umgewöhnung werden. ;)

@fresserettich: Benutzerfreundlichkeit ist relativ, Benutzer umfasst ja alles von DAU bis Uber-Geek. Für mich zumindest ist Gentoo bisher benutzerfreundlicher als Ubuntu gewesen.
Bearbeitet von t3mp am 13.07.2007, 13:36

Marcellus

OC Addicted
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als langjähriger gentoo amd64 user muss ich wohl oder übel auch meinen senf dazu geben.

Ich muss zu aller erst colo recht geben, der gtk installer ist kompletter dreck und das mein ich nicht wegen den fehlern sondern, weil er einfach fehl am platz ist, gentoo ist keine distribution für daus und leute, die einfach wollen, dass es läuft. Gentoo ist für "power user" und daran wird sich wahrscheinlich nix ändern.

Ich hab wie gesagt gentoo schon länger in benutzung und abgesehen vom compilieren machts imho nicht viel mehr laufende arbeit als eine andere distribution. Du hast zwar beim updaten generell mehr zu tun, das hat aber mehr was mit der häufigkeit von updates zu tun als mit dem os.


Aber du hast noch nicht gesagt was für ansprüche du hast deswegen ist es für mich schwer zu beantworten ob der umstieg sinnvoll ist oder nicht.
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