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Afghanistan: Amis schlagen los!

Cobase 07.10.2001 - 18:41 32208 251
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WONDERMIKE

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kenough
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Zitat aus einem Post von Longbow
Was hätte "der Westen" denn jetzt noch nach 20 Jahren groß machen sollen, was nicht schon versucht wurde um so eine Shitshow zu verhindern? Die war vorprogrammiert, beim Tag des Abzugs. Wann der dann faktisch stattfindet is komplett wurscht.

Friedensverhandlungen + Blauhelme wären imo die einzige Alternative zur Komplettaufgabe gewesen.

Es wurde halt schon sehr wenig Zeit in das Friedensabkommen investiert. Ich denke auch nicht, dass man von den USA erwarten kann, dass sie noch ein Jahrzehnt dranhängen. Biden hat ja gemeint er kann keine Amerikaner kämpfen lassen, wenn sogar die Afghanen selbst ihr Land in Windesweile aufgeben. Da kann man auch schwer dagegenargumentieren.

Tatsächlich sind die USA bei den Verlusten halbwegs gut davongekommen wenn man die Dimension und die Verteilung der Verluste nach Konfliktparteien betrachtet und es hätte wohl militärisch schon sehr geholfen die Taliban auf Distanz zu halten, wenn man zumindest die Lufthoheit und Aufklärung gewährleistet hätte. Aber am 11. September alle daheim zu haben hatte oberste Priorität.

Dune

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"Aber entweder Afghanistan hat Demokratie, dann können sie wählen wen sie wollen, auch fundamentalistische Theokraten"

Fefes Darstellung trieft von Wohlstandsverblödung, wenn er sich vorstellt dass die Leute die Taliban gewählt hätten. Mir schein die Leute sind manchmal so ihre Standards gewöhnt, dass sie gar nicht mehr in der Lage sind eine andere Perspektive zu sehen.

Die Taliban ziehen schwer bewaffnet mit einer Liste von gesuchten Personen von Haus zu Haus. Es kann sich jeder ausmalen was passiert wenn man auf der Liste steht.

Gerade wir in Österreich sollten den Ball ganz flach halten wenn jetzt jemand kritisiert dass da kein Widerstand geleistet wird. Was soll man da auch machen? In Rambo-Manier eine Arme niederschießen?

Wenn Biden jetzt von Verantwortung schwafelt kriegt ich das Kotzen. Verantwortung hat der, der die Trümmer hinterlässt. Die Armee war eine Marionette die nur künstlich gestützt die Kontrolle behalten hat. Da wurden sämtliche Strukturen zerstört, man hat ein Machtvakuum hinterlassen und zu guter letzt noch die Taliban mit Kriegsgut ausgestattet. Es gab hier nie einen Plan und man hat ohne Konzept verbrannte Erde hinterlassen. Was die Taliban mit einem eigenen Staat in der krisengebeutelten Region anfangen werden kann sich jeder denken.

Und unsere größte Sorge scheint mal wieder zu sein wie wir die Flüchtlinge los werden, zynischer geht es kaum.

Castlestabler

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An der Darstellung, dass die Armee nie richtig unterstützt worden ist oder sie sich selbst überlassen wurde, ist aber auch etwas schwarz/weiß.

Der afghanische Armee wird seit Jahren immer mehr Verantwortung übertragen und sie mussten die Kämpfe die letzten Jahre immer alleine führen. Die westlichen Truppen waren nur mehr zur Sicherung eingesetzt.
Nur ab wann endet man mit der militärischen Präsenz, wenn man die Personen schon bis zu zwanzig Jahre ausbildet. Vor allem mit Hinblick auf eine Übernahme in nur drei Monaten über wirklich große Städte und mit eigentlich schlechterer Ausrüstung.

Die Wahlen waren ja auch alles sehr dubios und man wusste nie wer eigentlich das sagen hatte. Prinzipiell hätten die Europäer ja die Mission auch von der USA übernehmen können.
Vor allem im Hinblick wer die guten und wer die Bösen sind, wird es wohl auch schwierig.

~PI-IOENIX~

Pappenschlosser
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Die Deutschen haben 1200 Kooperateure in Kabul auf ein Visum warten lassen das sie nie bekommen haben (statt über die Grenze zu flüchten) und jetzt sitzen sie in der Falle. Wird mir schlecht als ich das gestern um 10 im ZDF gesehen habe

schizo

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Zitat aus einem Post von Smut
ja stimmt. das ist durch die fatale fehleinschätzung der situation nun erschwert. den grund ermitteln ist halt das übliche dilemma mit diesen ländern. würde dann vermutlich eher 10 millionen als 100k in anspruch nehmen.

Sehe ich ähnlich, und ja, bitte. Ein stärkeres Signal der Ablehnung gegen die Taliban kann nicht gesendet werden.

Dune

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Zitat aus einem Post von Castlestabler
An der Darstellung, dass die Armee nie richtig unterstützt worden ist oder sie sich selbst überlassen wurde, ist aber auch etwas schwarz/weiß

Wenn man den öffentlichen Informationen vertrauen kann, klingt das eher nach einer großen Söldnertruppe die von Außen mit Ressourcen gespeist worden ist.

Ohne Munition, Wartung von Flugzeugen, Treibstoff, Gehälter oder gar Essen werden die nach 20j Krieg nicht viel reißen, wenn sie von heute auf morgen den Laden selber schmeißen sollen.

Der Abzug ist mittelfristig wahrscheinlich eh die einzige Lösung. Aber kontrolliert und mit Plan. Davon kann leider keine Rede sein.

Longbow

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Zitat aus einem Post von WONDERMIKE
Friedensverhandlungen + Blauhelme wären imo die einzige Alternative zur Komplettaufgabe gewesen.

Es wurde halt schon sehr wenig Zeit in das Friedensabkommen investiert. Ich denke auch nicht, dass man von den USA erwarten kann, dass sie noch ein Jahrzehnt dranhängen. Biden hat ja gemeint er kann keine Amerikaner kämpfen lassen, wenn sogar die Afghanen selbst ihr Land in Windesweile aufgeben. Da kann man auch schwer dagegenargumentieren.

Tatsächlich sind die USA bei den Verlusten halbwegs gut davongekommen wenn man die Dimension und die Verteilung der Verluste nach Konfliktparteien betrachtet und es hätte wohl militärisch schon sehr geholfen die Taliban auf Distanz zu halten, wenn man zumindest die Lufthoheit und Aufklärung gewährleistet hätte. Aber am 11. September alle daheim zu haben hatte oberste Priorität.
Und die Blauhelme tun dann dort genau was? Aktiv Widerstand leisten wenn sich die Taliban "zum Angriff" entscheiden? Oder doch eher nur "beobachten" á la Srebrenica 2.0? Das is schon eine andere Größenordnung als Mali und selbst dort klappts großteils nur weil die Franzosen den Laden schmeißen.

Das was du von den USA verlangst is theoretisch schon passiert. Eigentlich wollte man ja 2014 schon wieder raus sein und hat dann mit "one more year" immer wieder angehängt. Mittlerweile wärens also +7 und ich denke nicht, dass die nächsten 2.5 Jahre noch große Veränderung gebracht hätten.

Die Lufthoheit und Aufklärung ist mittels techn. Gerät, Flugzeugen und Pilotenausbildung innerhalb dieser 20 Jahre entsprechend gefördert worden. In einem konventionellen Konflikt wäre es nie ein Problem gewesen die Taliban mit der AFG zu schlagen.

sk/\r

i never asked for this
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biden hat auf alle fälle nun Blut an den händen. :)
so zumindest die ganzen far right Idioten in murrica.
imo müsste man mittlerweile einen social media führerschein machen.

was sich da an gestalten auf normalen plattformen rumtreibt lässt sich nicht in Worte fassen.

22zaphod22

chocolate jesus
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naja ... war ja klar, dass hier Putin (ähnlich wie in Syrien) die Situation / "Schwäche" der USA ausnutzen wird ... statt McD gibts dann in Kabul Buden die Blinis verkaufen ...

Castlestabler

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Es ist halt einfach viel zuviel schief gegangen:
https://www.nzz.ch/international/af...ab-global-de-DE
Es gibt keinen wirklich Bösen oder Guten, jeder hat seinen Anteil an dem endgültigen Scheitern, aber auch vor dem Abzug sind wahrscheinlich viel zu viele Unbeteiligte gestorben.

Wer es sich leisten kann, verlässt das Land.

Viper780

Er ist tot, Jim!
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Russland hat das ganze halt 1978 ausgelöst und seit dem kam das Land nicht mehr zur Ruhe

schizo

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Zitat aus einem Post von Viper780
Russland hat das ganze halt 1978 ausgelöst und seit dem kam das Land nicht mehr zur Ruhe

Wobei die UdSSR dabei gegen Dschihadisten vorgegangen ist und Fortschritte wie die allgemeine Schulbildung ins Land gebracht hat. Begonnen hat der Spaß mit der Finanzierung der Islamisten durch NATO/USA

UnleashThebeast

Mr. Midlife-Crisis
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Stichwort "This film is dedicated to the brave Mujahideen Fighters of Afghanistan."

WONDERMIKE

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kenough
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Ich hab nur kurz reingeschaut, aber die afghanische Geschichte wird hier in 4 Teilen offenbar sehr gut dokumentiert.

https://www.arte.tv/de/videos/08155...ndete-land-1-4/

Zitat aus einem Post von Longbow
Und die Blauhelme tun dann dort genau was? Aktiv Widerstand leisten wenn sich die Taliban "zum Angriff" entscheiden? Oder doch eher nur "beobachten" á la Srebrenica 2.0? Das is schon eine andere Größenordnung als Mali und selbst dort klappts großteils nur weil die Franzosen den Laden schmeißen.

Das was du von den USA verlangst is theoretisch schon passiert. Eigentlich wollte man ja 2014 schon wieder raus sein und hat dann mit "one more year" immer wieder angehängt. Mittlerweile wärens also +7 und ich denke nicht, dass die nächsten 2.5 Jahre noch große Veränderung gebracht hätten.

Die Lufthoheit und Aufklärung ist mittels techn. Gerät, Flugzeugen und Pilotenausbildung innerhalb dieser 20 Jahre entsprechend gefördert worden. In einem konventionellen Konflikt wäre es nie ein Problem gewesen die Taliban mit der AFG zu schlagen.

Es ist die einzige Alternative um eben noch größeres Leid abzuwenden und die Parteien zum Verhandlungstisch zu bekommen. Du kannst ja gerne über die ganzen gescheiterten Blauhelmeinsätze abkotzen und aufzählen wie das zu anderen Problemen führt weils plötzlich Sinn macht massenweise (Zwangs)Prostituierte anzukarren, aber ich bleibe dabei, dass ich sonst keine Alternative sehe.

Zusätzliche Zeit für die Friedensverhandlungen wäre imo immer gut investiert gewesen. Man hat den Taliban ja letztes Jahr den Abzug sogar terminlich zugesichert und dafür lediglich die Zusage erhalten, dass die Taliban Friedensgespräche führen werden. Noch vor Mitte 2020 war aber klar, dass die Kämpfe wieder zunehmen weil durch Anschläge die Friedensbemühungen schnell zerstört waren. Da gabs also erst kurz vor Ende Entwicklungen, die man aber eigentlich garnicht als nennenswert einstufen kann... Wenn jemand behauptet da wurde nie ernsthaft eine diplomatische Lösung gesucht, dann kann ich dem nur schwer widersprechen.

Die afghanische Armee hat mit dem Abzug von heute auf morgen die Luftunterstützung und Aufklärung verloren. Das Gerät konnten sie auch nicht mehr warten oder instandhalten weil das natürlich immer die Contractor gemacht haben. Das war kein Hoppala sondern stand schon letztes Jahr fest. Unabhängig davon wie die Chancen sonst so standen war das sicher kein Motivationsschub(jedenfalls auf der einen Seite). Die militärische Stärke der Taliban ist für mich sowieso ein Mysterium. Die fremdsprachigen Einheiten machen eh schon die Runde, aber in welchem Ausmaß welche Staaten oder Gruppen mitmischen ist noch unklar.

Dreamforcer

New world Order
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aktuell geben sich die taliban ja nicht mehr so extrem radikal wie vor 20 jahren, eventuell haben auch die sich etwas weiter entwickelt.
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