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In Your Face Friday - Wohnraum

karlstiefel 22.03.2013 11790 9
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Die eigenen vier Wände sind, für die Einen nur Mittel zum Zweck, für Andere wiederum eine leere Leinwand auf der man sich ausleben kann. Kein Wunder also, dass sich mehr als nur eine Kultur rund um das Wohnen gebildet hat. Architektur, Design und Hacken auf jedem Quadratmeter.

Ich möchte diesen In Your Face Friday mit ein paar persönlichen Details über die Wohnung von karlstiefel anfangen. Seit etwa einem Jahr lebe ich auf 70 m² im schönen Mödling. Schnell bin ich darauf gekommen, dass es irrelevant ist, wie viele Quadratmeter man bewohnt, wenn man diese nicht auch sinnvoll nutzt. Während ich in Wohn- und Schlafzimmer viel Platz habe, fallen der Eingangsbereich und die Küche der Wohnung eher klein aus. Platz sparen ist also angesagt. Wie gut, dass ich mich von Ikeahackers habe inspirieren lassen. So wurden beispielsweise Halterungen für Vorhangstangen zu einer Aufhängung für meine Tasche umfunktioniert. Somit steht diese nicht im Weg herum und ich habe eine Ablage für alles, was ich mit mir nehmen möchte. Klar - es handelt sich hierbei nur um einen “Minimalhack”. Dieser macht meine Wohnsituation und somit mein Leben durchaus praktischer.

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Wenn ich etwas nicht vergessen soll, wandert es einfach in meine Tasche.


Aber ich spiele hier nur in der Amateur-Liga. Die Profis gestalten die gesamte Wohnung so platzsparend wie möglich. Multifunktions-Möbel, wandelbare Wände und clevere Details sorgen für eine optimale Nutzung kleiner Flächen. Der New Yorker Graham Hill hat auf einer Fläche von nur 40m² ein Apartment zusammengestellt, das sich sehen lassen kann. Mit der Hilfe von über 300 Designern und Architekten wurde so ein unglaublich wandelbarer Raum geschaffen, der laut Aussage des Bewohners 6 verschiedene Bereiche mit der Funktion von über 100 m² hat. Der Trick dabei ist eine bewegliche Wand, die als Raumteiler dient. Wohnzimmer, Arbeitszimmer, Küche - ja sogar ein Gästezimmer sind untergebracht. Ein Klappbett und ein Stehtisch für den Computer maximieren den verfügbaren Wohnraum. Sogar das Geschirr wurde nach platzsparenden Aspekten ausgewählt. Ähnlich clever hat sich der Fotograf Christian Schallert sein Domizil in Barcelona gestaltet. Ausfahrbares Bett, ein Klapptisch und eine versteckbare Küche holen auch hier das Meiste aus jedem Quadratmeter. Wird das Bett nicht gebraucht, wird es eben zum Sofa oder zur Treppe, die zum Balkon führt.


Kleine Wohnungen mit cleverem Design.


Bei aller Faszination, die sich für eine solche Konzept-Wohnung aufbringen lässt - es ist nicht die optimale Wohnform für jeden. Wer auch nur ansatzweise klaustrophobische Tendenzen oder raumintensive Indoor-Hobbys hat, kann sich die Winzlings-Wohnung bereits abschminken. Fraglich ist auch, für wie viele Bewohner sich eine solch minimalistische Bleibe entwerfen lässt. Wenn man mit anderen Leuten zusammenwohnt kennt man es wahrscheinlich - ab und zu braucht man einfach Raum für sich selbst. Nicht vergessen darf man auch den Status, welchen eine große Behausung mit sich bringt. Eine 40 m² Wohnung in New York ist cool aber wisst ihr, was noch cooler ist? Eine 200 m² Wohnung in New York. Zumindest denken viele Leute mit den entsprechenden Finanzen so. Alle Güter, sogar Raum, werden begehrt, wenn es eine entsprechende Verknappung gibt. Besitzt man also viel Wohnraum in einer teuren Gegend, lässt das auf den Reichtum des Bewohners schließen.

Wo wir schon beim Thema Geld sind, müssen wir auch in die andere Richtung schauen. Nicht jeder Mieter hat auch die notwendigen Mittel, um ein entsprechend großes Apartment zu erhalten. Wer schon einmal in einer unsanierten Wiener Altbau-Wohnung war, kennt es vielleicht. Ein Allzweckzimmer wird gleichzeitig Wohn- und Schlafzimmer als auch die Küche. Sanitäranlagen gab für jedes Stockwerk am Gang. Ähnlich sieht die Wohnsituation für viele Leute in Hongkong aus - nur wesentlich drastischer. Hier wohnen je Quadratkilometer 6.396 Menschen, in Wien sind es nur 4.132. Wenn bei uns also eine 15m² Wohnung klein ist, wäre sie in der chinesischen Metropole bereits mittelmäßig groß. Das beweisen auch die Fotos der Society for Community Organization. Aus der Vogel-Perspektive wurden Zwergen-Wohnungen (die Wohnungen sind klein, nicht die Bewohner) abgelichtet. Das Ergebnis zeigt, wie dicht bepackt die vier Wände der Chinesen ohne Kaufkraft sind. Obwohl man gehört schon schnell zu dieser Bevölkerungsgruppe - kostet mich meine Wohnung weniger als 600 Euro im Monat, würde sie in Hongkong das Zehnfache kosten. 6.000 Euro, Monat für Monat. Das können sich nicht einmal Journalisten wie ich leisten!

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Leben auf nur wenigen Quadratmetern. Mehr gibt es hier.


Das Wohnen ist ein vielseitiges Thema, mehr als ich in einem oder gar mehreren In Your Face Fridays abhandeln könnte. Um die Wohnraumgestaltung gibt es ganze Denkschulen, siehe Bauhaus. Die Idee, Raum sinnvoll zu nutzen und ihn nicht vollzustellen, hat mehr als nur Möbelhäuser und Architekturströmungen hervor gebracht. Egal wie viel, oder wie man sich mit der Materie beschäftigt, das Ziel bleibt jedoch stets gleich. Daheim soll es am schönsten sein.
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