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ASUS Zenfone 6 im Langzeittest

Joe_the_tulip 31.08.2014 19208 12
Nach einem 7"-Tablet mit Telefonfunktion haben wir diesmal ein echtes Phablet für euch im Test. Es handelt sich dabei um das größte Zenfone aus dem Hause ASUS, das Zenfone 6 in der weißen Version mit 2 GB RAM und 16 GB ROM, in dem ein interessanter Prozessor steckt: ein x86-Atom mit 2x 2 GHz. In einem 8 Wochen langen Praxistest konnten wir uns sehr ausführlich mit dem Kandidaten beschäftigen und können eine klare Kaufempfehlung aussprechen.

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Mission Briefing



Zuerst möchten wir kurz das Warum beleuchten: Der wichtigste Grund ist, wie bei allen Chinahandys, der Preis. Das Zenfone kommt bei Bestellung aus China auf etwa 250 €. Dieser Preis dürfte auch bei der geplanten Markteinführung in Europa gehalten werden. Die Gerüchte sprechen hier von 200 bis 300 € für das größte ASUS-Smartphone der Reihe. Neben dem Preis hat uns auch der ungewöhnliche Prozessor interessiert: Im ASUS Zenfone 6 läuft ein SoC mit x86-Architektur, nämlich ein Intel Atom Z2580 mit 2x2 GHz. Dieser Prozessor stellt bei Smartphones nach wie vor eine Rarität dar, obwohl er in etwa seit einem Jahr verfügbar ist. Der letzte Entscheidungsgrund zum Zenfone 6 zu greifen, war der Bildschirm. Dieser hat ein 16:9 IPS-Panel mit 6"-Bilddiagonale und einer HD-Auflösung von 1280x720 Pixel. In Zeiten von QuadHD-Bildschirmen, die nicht weniger als 4x so viele Pixel auf nur 5,5" verteilen, mag das wenig erscheinen. Wir fragten uns: Ist HD auch Mitte 2014 noch ausreichend?

Detaillierte Specs:
  • 6 Zoll IPS-Panel mit 1280x720 Pixeln
  • Intel Atom Z2580, Dualcore mit 2 GHz und Hyperthreading (2C/4T)
  • 2 GB RAM, 16 GB ROM
  • 13 MP Hauptkamera mit Pixelmaster, 2 MP Frontkamera
  • Zwei DC-HSPA+ fähige 3G-Modems; bei zwei eingelegten micro-SIMs kann immer nur eine den 3G-Modus verwenden
  • BT 4.0, 802.11n WLAN, MicroSD bis 64 GB
  • 3300 mAh Akku; 167x84x10 mm, 196 g; schwarze Front, Backcover wahlweise in weiß/rot/schwarz/gold


Hardware



Doch gehen wir nun in medias res. Das Zenfone wurde uns wieder in Kooperation mit Tradingshenzen zugestellt. Die Kollegen haben auch diesmal ihre Pretests durchgeführt, um ein DOA zu verhindern und uns netterweise gleich mehrere Cases und Schutzfolien sowie EU-Stromadapter dazugeschenkt. Das von ASUS beigepackte Zubehör besteht nur aus einem Ladegerät und ist somit China-typisch spartanisch.

Das Smartphone erreicht uns mit glänzender schwarzer Front und weißem Batteriedeckel. Die weiteren, verfügbaren Farbversionen unterscheiden sich nur durch letzteren. An den Seiten ist es durch den Deckel ebenfalls weiß. Oben befindet sich der Kopfhöreranschluss und ein Mikrofon, rechts außen die große Lautstärkewippe und darunter der Standby-Knopf. An der Unterseite sitzt das zweite Mikrofon und eine USB-2.0-Buchse. An der Front gibt es einen Lautsprecher für Sprachtelefonie und eine 2-MP-Kamera sowie drei Touch-Buttons unterhalb des Bildschirms. An der Rückseite sitzt die 13-MP-Kamera und ein LED-Blitz plus der einzelne externe Lautsprecher. Die linke Seite bleibt gänzlich ohne Tasten. Unter der Haube gibt es noch zwei microSIM-Slots mit zwei Dual-Carrier HSPA+-fähigen 3G-Modems und einen microSDHC-Slot der bis 64GB spezifiert ist. Die Batterie ist nicht wechselbar, zumindest nicht von einem Endkunden.


Haptik und Verarbeitung des Geräts sind angenehm. Sowohl die matte Oberfläche des Kunststoff-Batteriedeckels, als auch die geriffelte Oberfläche unterhalb des Displays und die gläserne Front liegen gut in der Hand. Die zwei Schalter an der rechten Seite haben einen gut definierten Druckpunkt. Das Gehäuse ist insgesamt ausreichend verwindungssteif und fühlt sich sehr wertig an. Trotzdem haben wir das Gerät gleich nach dem Kauf mit einer Displayschutzfolie und einem schwarzen Hardcover für die Rückseite verwendet. So wird es auch auf den weiteren Fotos zu sehen sein.


Die Hardware im Alltag



Der 6-Zoll-Bildschirm bietet dank IPS-Technologie tolle Blickwinkel, mehr als ausreichend Helligkeit und ein gutes Kontrastverhältnis. Er ist selbst mit spiegelnder Folie problemlos bei allen Lichtverhältnissen abzulesen und die automatische Regelung der Helligkeit funktioniert einwandfrei. Die HD-Auflösung wirkt zunächst etwas grob bzw. sehen die Symbole ungewohnt groß aus. Bereits nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ist davon jedoch nichts mehr zu bemerken. Die niedrige Auflösung hat neben dem geringeren Bedarf an Rechenleistung auch einen Vorteil: Auch weniger hochauflösende Videos und Fotos sehen bei Betrachtung am Gerät gut aus. Das ist ein wichtiger Punkt, denn dank des großen Bildschirms zeigt man gerne ein paar Bilder oder Videos her.


Gelungen sind auch die Telefonfunktionen des Zenfone. Man versteht den Gesprächspartner gut, wird selbst auch in widrigen Umgebungen gut verstanden und der Empfang ist mehr als ordentlich. Wir haben zwar stets nur eines der 3G-Modems benutzt, es besteht jedoch kein Zweifel, dass das zweite, identische Modem genauso fehlerfrei funktioniert. Es kann übrigens immer nur eines der beiden im 3G-Modus in Verwendung sein, das zweite bleibt einstweilen auf 2G beschränkt. Vereinzelt gab es mit einer zwischendurch verwendeten Firmwareversion Störungen am Anfang des Gespräches, aktuell sind diese jedoch behoben.

Die Audiowiedergabe über den einzelnen Lautsprecher ist ebenfalls in Ordnung. Bässe fehlen natürlich komplett und es gibt definitiv lautere Geräte, dennoch haben wir immer ausreichend gehört und keinen Anruf verpasst. Ähnliches gilt für den Kopfhörerausgang, wobei diesem tatsächlich etwas mehr maximale Lautstärke gut täte. Die Wiedergabe ist jedoch auf allen Levels schön neutral abgestimmt und kann auch über den „Audioassistent“ geregelt werden.

Wie ihr schon herauslesen könnt, hat uns die Hardware des Zenfone im Alltag gut gefallen. Die Größe passt gut in unsere normalen Männerhände (und Hosentaschen) und zeigt doch sichtlich mehr beim Surfen als ein 5-Zoll-Smartphone wie etwa ein Galaxy S4. Es leistet sich hardwareseitig keine echten Schwächen und wir vermissen keine Hardware-Features.

Anfangsprobleme



Nach diesem Exkurs über die Hardware möchten wir uns nun mit den kleinen Anfangsproblemen beschäftigen. Bei brandneuen China-Smartphones ist es teilweise relativ schwierig die richtige Version zu bekommen. Denn auch wenn es in Europa nur eine Version geben mag, gibt es durchaus multiple Varianten für den asiatischen Markt, die sich doch eklatant unterscheiden. Dank der Bemühungen von Tradingshenzen haben wir schlussendlich doch die Version mit 2 GB RAM UND 16 GB Speicher bekommen. Von dieser Version gibt es allerdings drei Varianten, die sich durch ihre Software und damit ihr geplantes Einsatzgebiet unterscheiden: CN = China, TW = Taiwan und WW = Weltweit. Wir bekommen eine „CN“-Version geliefert, die uns leider vor ein Problem stellt. Es gibt keinen Playstore und die Bedienung mit Google-Account und den dazugehörigen Apps ist nicht vorgesehen bzw. wird sogar aktiv unterbunden. Trotz zahlreicher, umständlicher Versuche und erlangtem Root-Zugriff war keine Verbindung mit den Google-Servern möglich. Abhilfe schafft uns hier das Aufspielen eines WW-ROMs. Wir ersparen euch die bei uns im Forum dokumentierten Details der Odyssee, WW-ROM heißt jedenfalls die Lösung für das Google-Problem mit chinesischen Geräten.

Software



Das WW-ROM hat zwar Google und seine Apps ab Werk integriert, zeigt sich aber doch ziemlich rudimentär. ASUS hat lediglich ein paar Bildschirmhintergründe und wenige Apps hinzugefügt, von der Basis her ist man aber nicht weit vom AOSP-ROM entfernt. Etwas nervig ist jedoch, dass hier immer noch Android 4.3 zum Einsatz kommt. Wir haben im Laufe dieses Langzeit-Tests zwar mehrere Firmware-Versionen verwendet, Android 4.4 konnten wir allerdings noch nicht am Zenfone 6 sehen. ASUS hat allerdings bereits beim Launch im Frühling ein späteres Upgrade auf Version 4.4 versprochen. Vielleicht kommt dies dann gleichzeitig mit der Europa-Verfügbarkeit.


Zu den ASUS Apps zählen die Integration von Google Now und eine App für die Google-Aufgaben, die unter anderem auch in die Telefon-App integriert ist. Webstorage bietet Zugriff auf die ASUS-Cloud, ferner gibt es mit SuperNote eine App für handschriftliche Notizen und mit Splendid eine Möglichkeit zur Konfiguration der Farbtemperatur des Bildschirms. Vereinfachtes Filesharing bzw. Remote-Funktionen kommen über die vier ZenLink-Apps. Wirklich benötigt haben wir jedoch keine der Applikationen. Leider fehlen dem ROM ein paar Feinheiten wie etwa nationales Daten-Roaming - das für Datenverbindungen bei Mobilfunkern ohne eigenem Netz wie etwa bob benötigt wird - oder die Integration von europäischen APNs. Diese Fehler können zum Glück relativ leicht behoben bzw. umgangen werden.


Die Bugs des ASUS-ROMs halten sich in Grenzen und werden mit jedem der häufigen FW-Updates weniger. Insgesamt kam es über den Testzeitraum nur beim Freisprechen via Bluetooth im Auto zu Reboots. Es gab auch kaum App-Crashes und wenige Inkompatibilitäten trotz Atom-SoC mit x86-Architektur. ASUS hat hier unserer Meinung nach wirklich gute Arbeit geleistet und das Gerät nicht einfach nur auf den Markt geworfen.

Fotofunktion und Beispielbilder



Vorne gibt es eine leider nicht besonders weitwinkelige Kamera mit 2 Megapxiel, hinten am Gerät befindet sich die standardmäßig bessere Kamera mit 13 Megapixel. Letztere zählt dank der Pixelmaster getauften Technologie zu den Verkaufsargumenten eines Zenfone. Dabei wird die Auflösung der Fotos auf ein Viertel verringert, und vier Pixel als gemeinsames Pixel betrachtet. Damit wird laut ASUS die Lichtaufnahme bis zu 400% erhöht und ein bis zu 200% geringeres Bildrauschen erzielt. Bildbeispiele dieser einfachen, aber beeindruckenden Funktion seht ihr weiter unten.


Bereits im Automatik-Modus macht das Zenfone 6 sehr ordentliche Bilder – nicht nur bei guten Lichtverhältnissen. So erkennt es etwa Gegenlicht und schlägt den HDR-Modus vor, ist es dunkel, bietet es den oben beschriebenen Schwachlichtmodus an. Auch die zusätzlichen Features erweisen sich zumindest als unterhaltsam. So können GIF-Animationen mit bis zu 31 Bildern in 1280x720 erstellt werden, oder die Hauptkamera im Selbstaufnahmemodus mittels Gesichtserkennung für Groufies verwendet werden. Nach so einer Aufnahme landet man gleich im Modus „Verschönerung“, wo etwa Augen vergrößert, der Teint angeglichen und Wangen schlank gemacht werden können. Einen echten Selbstauslöser mit Countdown gibt es leider nicht.

Witzig ist auch die Funktion Zeitrücklauf, bei der 31 Fotos in 3 Sekunden erstellt werden. Leider eignet sich die Auslösegeschwindigkeit hier nur bedingt für Sportfotos - etwa einen Sprung mit einem Mountainbike. Fast schon zum Standardprogramm für Smartphones von heute gehört die Tiefenschärfe, mit deren Hilfe von zwei Fotos ein beliebiges, vorher markiertes Objekt besonders scharf dargestellt werden kann. Und mit Intelligentem Entfernen können bei Urlaubsfotos die durchs Bild laufenden Passanten entfernen werden. Dazu werden gleich fünf Fotos gemacht, anschließend die sich bewegenden Passanten markiert und der verbliebene, statische Inhalt zu einem Foto addiert. Sinnvollerweise sollte man dafür sein Zenfone jedoch relativ ruhig halten.


Beispielbilder im Vergleich

Von der Qualität der Ergebnisse könnt ihr euch bei den nachfolgenden Schnappschüssen überzeugen. Verglichen wurde hier mit dem Oppo Find 7a (also der FullHD Variante) nur in den relevanten Modi. Eklatant ist hier vor allem der Unterschied bei den Nachtfotos. Leider nutzt das Zenfone derzeit noch nicht die volle Energie der LED, weshalb der Blitz sehr schwach erscheint. Umso beeindruckender ist die Helligkeit im Schwachlichtmodus mit und ohne Blitz, die vor allem in letzterer Disziplin das doppelt so teure Oppo aussticht.





Bei Betrachtung am Smartphone selbst wirken die Bilder immer etwas besser als auf einem höher auflösenden bzw. größeren Bildschirm. Nichtsdestotrotz liegen die Aufnahmen eindeutig auf Niveau eines 2014er Smartphones. Die Auslösezeit ist in allen Modi ordentlich, es gibt auch ausreichend Kameraoptionen. Die Videofunktion macht flüssige FullHD-Videos auch von schnellen Bewegungen und eignet sich dank der brauchbaren Mikrofone auch für Sportaufnahmen. Mangels guten Videomotiven ersparen wir euch hier jedoch wackelige Homevideos.

Performance und Akkulaufzeit



Der Intel Atom mit seinen zwei physischen und zusätzlich zwei virtuellen Kernen durch Hyperthreading leistet in einem Smartphone wie angenommen brave Arbeit. Apps laden schnell, beim Surfen ruckelt nichts. Der Wechsel zwischen multiplen aktiven Apps gelingt reibungslos, auch die 2 GB RAM sind hier stets ausreichend. Man muss an dieser Stelle ASUS loben, da die Performance bei multiplen Firmware-Updates mehrfach verbessert wurde. Android 4.4 wäre wohl ebenfalls noch ein guter Schritt, um die Systemanforderungen etwas zu mindern. Uns beschleicht jedoch das Gefühl, dass ein Zenfone 6 bei FullHD- oder gar QuadHD-Auflösung nicht so ruckelfrei laufen würde. Hier dürfte ein Snapdragon 801 oder 805 wohl die bessere Wahl sein.

Mit dem Modus "Intelligentes Sparen", der von Haus aus aktiviert ist, erzielen wir brauchbare Akkulaufzeiten. 40-50 Stunden waren bei täglicher Nutzung mit 3G, WLAN, hie und da Bluetooth und MP3-Wiedergabe sowie dem allfälligen Telefonat eigentlich immer möglich. Kommen aber GPS-Navigation, Bluetooth-Audio oder leistungsintensive Anwendungen dazu, fällt die Laufzeit eher Richtung 24h und weniger aus. Die Akkulaufzeit scheint daher hauptsächlich von der CPU beeinflusst zu werden, das Display hat relativ geringen Einfluss, genauso wie diverse Funkverbindungen die Laufzeit wenig mindern.

Fazit und Schwestermodelle



Nach mehr als 8 Wochen Langzeittest sind wir mit dem ASUS Zenfone 6 sehr zufrieden. Nicht nur in Anbetracht des Preises von ca. 250 Euro bietet das 6"-Phablet wirklich viel. Ein guter IPS-Bildschirm der "trotz" HD-Auflösung zu begeistern vermag, eine mehr als ordentliche Kamera mit exzellenten Schwachlichtaufnahmen und die wertige Verarbeitung sind da nur die nennenswertesten Eckpfeiler. Das leider etwas veraltete Android 4.3 ist weitestgehend frei von Bloatware und läuft stabil und dank Intel Atom-DualCore ausreichend schnell. Erweiterbarer Speicher, zwei 3G DC-HSPA+-Modems und eine Akkulaufzeit von durchschnittlich zwei Tagen unterstreichen das gute Gesamtpaket. Insgesamt leistet sich das Zenfone keine echte Schwäche und bietet für alle virtuellen Lebenslagen eine ausreichende Lösung. Wir sehen aktuell keinen Grund, das Doppelte oder gar mehr für andere Phablets zu bezahlen.


Abschließend möchten wir noch kurz die Schwestermodelle beleuchten. Wie deutlich weiter oben erwähnt, gibt es das Zenfone auch noch mit kleineren Bildschirmen. Das interessanteste Modell dürfte wohl das Zenfone 5 sein. Es unterscheidet sich durch einen nur 5 Zoll großen IPS-Bildschirm, bringt aber trotzdem dieselbe Auflösung mit. Weiters verfügt es über eine kleinere 8-MP-Kamera und einen halb so großen Akku, setzt aber weiterhin auf MicroSD und DualSIM als Slots. Mit 150 bis 200 Euro geht es dafür jedoch noch eine Spur günstiger über den chinesischen Ladentisch. Genaue Europapreise inklusive Verfügbarkeit sind aber noch ausständig. Im Sommer wurde übrigens auch eine LTE-taugliche Version des Zenfone 5 angekündigt, die ebenfalls interessant sein sollte.

value Award
Gutes, günstiges Phablet und auch jeden Cent wert
Alles in allem vergeben wir für das Zenfone 6 einer unser heiß begehrten Value Awards und eine klare Kaufempfehlung.
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