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NVIDIA GeForce GTX 960 im Test

mat 26.01.2015 49164 35
"Appetit holt man sich woanders, aber gegessen wird daheim" - dieser weise Satz trifft auch auf Hardware zu, speziell was Grafikkarten angeht. Nur die wenigsten Spieler sind bereit, um 500 Euro und mehr ein Topmodell anzuschaffen. Wer ein vernünftiges Preis/Leistungsverhältnis sucht, ist im Mainstream-Bereich zuhause und könnte damit an der frisch geschlüpften GTX 960 interessiert sein. Mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 200 Euro will NVIDIA mit ihrer energieeffizienten Maxwell-Architektur den berüchtigten Sweet Spot erwischt haben. In diesem Test finden wir für euch heraus, was wirklich Sache ist.

Links: MSI GTX 960 GAMING 2G | Geizhals Preisvergleich

Mission Briefing



Wenn wir mit den Begriffen "Mainstream" und "Sweet Spot" um uns werfen, dann müssen wir an dieser Stelle auch definieren, was wir darunter verstehen. Aktuell peilt das Mainstream-Segment, auch Mittelfeld genannt, eine Auflösung von 1920x1080 (Full-HD) an. Daher sollte eine Grafikkarte in diesem Bereich alle Spiele in dieser Auflösung flüssig darstellen können. Wieviele Details und damit welche Bildqualität die Grafikkarte bieten kann, trennt in dieser Leistungsklasse die Spreu vom Weizen. Der Zuckerguss für Mainstream-Produkte ist Antialiasing. Nur sehr selten bietet eine Grafikkarte in diesem Preisbereich die Option für zusätzliche Kantenglättung bei aktuellen Titeln. Dieser Bonus bleibt den High-End-Modellen mit großem Grafikspeicher überlassen und grenzt die Segmente dadurch deutlich ab. Denn dafür muss wesentlich mehr Gespartes auf den Ladentisch gelegt werden, mehr als es dem Großteil der Spieler für die Verbesserung der Bildqualität wert ist. Dazu gesellt sich meist noch ein unverhältnismäßig hoher Aufpreis für zusätzliche Cores, ROPs und Texture Units, und schon sagen wir dem guten Preis/Leistungsverhältnis lebewohl! Unter dem Sweet Spot versteht man also genau den Punkt, an dem man den maximalen Gegenwert für das investierte Geld erhält. Das ist für viele Käufer von Mainstream-Grafikkarten meist nur die reine 3D-Performance ohne Antialiasing. Für uns zählen hier allerdings auch die Produkteigenschaften wie Abwärme, Lautstärke und Stromverbrauch dazu. Nimmt man es genau, dann ist auch die mitgelieferte Software und der Driver ein Teil in dieser Rechnung. Wie ihr seht, ist der Sweet Spot abhängig vom Wert des Produkts und steht damit direkt in Verbindung zu dem, was jeder von euch subjektiv als wertvoll betrachtet.

Genug philosophiert, kommen wir zu den harten Fakten: In der GTX 960 tickt der GM206 auf Basis der neuen Maxwell-Architektur, die bereits von der GTX 970 und GTX 980 bekannt sein sollte. An der Fertigung in 28 nm bei TSMC hat sich nach wie vor nichts geändert. Um den mittleren Preisbereich zu erreichen, wurde die GPU entsprechend abgespeckt. Statt dem Vollausbau mit 16 SMs (Shader Multiprocessors) mit 2048 CUDA-Cores wie bei der GTX 980, stehen nur 8 SMs mit insgesamt 1024 Cores zur Verfügung. Halbiert wurde auch die Größe des Grafikspeichers und das Memory Interface. Mit 2 GB GDDR5 und 128 bit muss die GTX 960 auskommen und sollte dadurch neben den Kosten zusätzlich den Stromverbrauch senken können. Ob sich der deutlich geringere Speicherdurchsatz in der Praxis negativ auf die Performance auswirkt, ist die große Preisfrage für den Neuankömmling. An dieser Stelle darf die verbesserte Speicherkompression und das effizientere Caching von Maxwell nicht vergessen werden, das die zu transportierende Anzahl an Bytes/Frame um bis zu 25% verringert. Die genauen Spezifikationen der Grafikkarte sowie allen Mitstreitern könnt ihr folgender Gegenüberstellung entnehmen:


Da es für die GTX 960 kein Referenzdesign gibt, haben wir uns ein Sample von MSI geschnappt. Aber nicht Irgendeines: Die MSI GTX 960 GAMING G2 kommt nicht nur gehörig übertaktet daher, sondern bringt auch den mittlerweile bekannten Twin Frozr V als Eigenbaukühler mit. Nicht weniger als drei Heatpipes leiten die Wärme in den Kühlkörper ab, wo sie dann von zwei Top-Blowern in alle Richtungen verteilt wird. Der GPU-Basistakt dieses Modells beträgt bereits ab Werk 1216 MHz, per Boost werden es bei Bedarf und ausreichend Kühlung standardmäßig auch bis 1279 MHz. Damit liegt sie im guten Mittelfeld für OC-Versionen, die derzeit bis zu 1279/1342 MHz gehen. Der Speicher liegt übrigens wie mittlerweile für NVIDIA üblich bei 7 GHz.

4 Bilder
NVIDIA setzt bei der GTX 960 gezielt auf die Custom-Designs der Board-Partner. Nicht grundlos, denn Modellvielfalt ist von klarem Vorteil für eine Grafikkarte und verbessert oft ihre Stärken beziehungsweise - und das ist eher üblich - werden ihre Schwächen ausgebessert. Ein gutes Beispiel dafür ist die ASUS STRIX-Serie, die sich die guten Idle-Eigenschaften der modernen GPUs zunutze macht und den Lüfter bei Gelegenheit komplett ausschaltet. Damit ist selbst eine hochgezüchtete Gaming-Grafikkarte im Desktop-Betrieb lautlos unterwegs. NVIDIA hat bei diesem Launch mit den Partnern zusammengearbeitet, um zukünftig wesentlich mehr Modelle standardmäßig mit dieser Funktion auszustatten. Auch unser Testexemplar von MSI beherrscht die Abschaltung der Lüfter und minimiert so die Geräuschentwicklung. Dazu aber später noch mehr.

Am Feature-Set hat sich im Vergleich zu den High-End-Brüder nicht viel verändert. Erfreulicherweise kommt auch die GTX 960 mit Dynamic Super Resolution, MFAA und DirectX 12 klar. Wer davon noch nichts gehört hat, liest das am besten in unserem Test zur GTX 980 nach. Hinzugekommen ist die Fähigkeit, h.265 nicht nur zu enkodieren, sondern auch dekodieren. Damit soll das Abspielen von 4K-Videos zukunftssicher gewährleistet werden. Außerdem implementiert die GTX 960 nun HDCP 2.2 über HDMI.

Testsystem und -methode



Bei unseren Grafikkarten-Tests setzen wir ausschließlich auf die im Alltag tatsächlich erbrachte 3D-Leistung in DirectX 11-Spielen. Um auch wirklich realistische Framezahlen messen zu können, verlassen wir uns nicht auf integrierte (und gerne über den Treiber manipulierte) Benchmarks, sondern führen die Messung in einem von uns ausgesuchten Abschnitt des Spiels mittels Fraps durch. Unser Testsystem basiert auf Intels Ivy Bridge mit einer stark übertakteten CPU, wodurch eine Limitierung durch fehlende Rechenpower weitestgehend vermieden wird.


Spiele-Benchmarks



Bevor wir ans Eingemachte gehen, wollen wir kurz die Testkandidaten vorstellen. Neben der GTX 960 müssen sich zwei weitere GeForce-Modelle in unserem Benchmark-Parcours behaupten. Allen voran darf sich der Vorgänger GTX 760 ein letztes Mal in unserem neuen Testparcours beweisen. Dazu gesellt sich die ebenfalls in die Jahre gekommene GTX 770, deren GK104 auch schon die GTX 680 angetrieben hat. Trotz ihres Alter kann auch sie in Full-HD noch für angenehm flüssige Bildwiederholungsraten sorgen und darf deshalb noch mitspielen.

Von der Konkurrenz von AMD haben wir die R9 280 alias HD 7950 Boost/GHz Edition zum Kampf aufgefordert. Genauer gesagt ist es eine Sapphire HD 7950 OC FLEX mit Boost bei 925 MHz GPU-Takt. Mit 3 GB an Grafikspeicher bei 384-bit-Anbindung hat sie grundsätzlich ein höheres Potenzial als die diesbezüglich stark abgespeckte GTX 960 mit 2 GB und 128 bit. Obendrein verfügt sie mit dem Custom-Kühler "Dual-X" über eine ausgezeichnete Kühllösung, weit besser als das Referenzdesign von AMD. Alles in allem also ein gut ausgerüsteter Gegner für den Neuankömmling. Die interessantere, weil technologisch fortgeschrittenere R9 285 oder gar eine R9 290 konnte man uns leider nicht zur Verfügung stellen.

Zusätzlich lassen wir dieses Mal den primären Testkandidaten in übertakteter Höchstform unter dem Namen GTX 960 OC antreten. 150 MHz mehr Basis- und Boost-Takt sowie 200 MHz mehr Speichertakt war das absolute Maximum, dass wir aus der Karte herausholen konnten. Mehr dazu im Kapitel zum Thema "Overclocking".

Assassin's Creed: Unity

Ganz neu in unserem Testparcours ist das frisch gepatchte Assassin's Creed: Unity. Die ersten Wochen nach dem Launch des Spiels verliefen holprig und waren speziell von Grafikfehlern und Performance-Problemen geprägt. Mittlerweile kann das grafische Feuerwerk mit seiner prächtigen Pariser Kulisse schon akzeptabel genossen werden, stellt aber immer noch eine exzellente Herausforderung für die Grafik-Hardware dar. In unserem 3 Minuten langen Durchlauf bestreiten wir den ersten Teil der Mission "Die Beichte". Dazu legen wir es uns in den Pariser Straßen mit einigen Extremisten an und erklimmen im Anschluss das berühmte Notre Dame für eine uneingeschränkte Aussicht auf die ganze Stadt, um die Framerate in die Knie zu zwingen.

Assassin's Creed: Unity testete die Kandidaten mit Abstand am härtesten in unserem Parcours. Deshalb war nur Full-HD ohne Antialiasing mit maximalen Details möglich, um allen Grafikkarten ein Resultat zu entlocken. Das ist übrigens der größte Nachteil von unserem praxisnahen Testverfahren. Mit 15 Frames/Sekunde spielt sich Arno Dorian wie ein Schwerstbetrunkener und verhindert diffizile Klettereinlagen und damit das erfolgreiche Spielen des Testabschnitts.


Assassin's Creed: Unity

1920x1080, kein AA

SampleMinimumAverage
GTX 9603446
GTX 7703452
GTX 7602538
R9 2803447
GTX 960 OC3651
Version 1.04
Maximale Details mit 16xAF
Raumtemperatur: ~25 °C

Messung via Fraps

Die GTX 770 beweist in Unity, dass sie nicht zum alten Eisen gehört und für Full-HD mehr als genug Leistungsreserven mitbringt. Da kann die GTX 960 nur in stark übertakteter Form mithalten. Die R9 280 liegt hier en par mit GTX 960, nur die GTX 760 ist stärker abgeschlagen und das merkt man auch bei der Bilddarstellung.

Far Cry 4

Der vierte Teil der Far Cry-Serie führt in das bergige Kyrat und sorgt damit während dem Gemetzel immer wieder für einen herausragenden Blick auf Mutter Natur in all ihrer Shader-Pracht. Zahlreiche Bäume, zig Teiche und natürlich wieder eine belebte Tierwelt sorgen für ausreichend Details, während wir Gegner für Gegner auf die harte Tour aus der Diktatur befreien. In unserer Benchmark-Sequenz nehmen wir 3 Minuten lang die Festung "Tirtha" ein. Dabei begnügen wir uns nicht mit dem Abschalten von Alarmen, sondern stürmen schwer bewaffnet das Areal und legen mit Sniper, M-79, GL-94 und schwerem MG alles in Schutt und Asche, was uns den Weg kreuzt - inklusive explodierende Hubschrauber versteht sich.

Da das Spiel etliche Grafik-Features mitbringt, die nur auf NVIDIA-Hardware laufen, müssen wir ein angepasstes ULTRA-Setting finden. Damit büßt das neue Far Cry zwar deutlich an Qualität ein, zeigt aber dafür eine angenehm höhere Framerate bei den getesteten Mainstream-Modellen. Beim Antialiasing haben wir uns für das schonende und trotzdem qualitativ hochwertige SMAA entschieden. Mit 4xMSAA kamen die schwächeren Testkandidaten inklusive der GTX 960 nicht zurecht (siehe "MFAA vs MSAA" weiter unten).


Far Cry 4

1920x1080, kein AA

SampleMinimumAverage
GTX 9604051
GTX 7704053
GTX 7603642
R9 2803948
GTX 960 OC4257
Version 1.7
Details auf ULTRA mit 16xAF
Raumtemperatur: ~25 °C

Messung via Fraps

Far Cry 4

1920x1080, SMAA

SampleMinimumAverage
GTX 9603948
GTX 7703947
GTX 7603338
R9 2803948
GTX 960 OC4556
Version 1.7
Details auf ULTRA mit 16xAF
Raumtemperatur: ~25 °C

Messung via Fraps

Überraschend wenig Blöße gaben sich die Testkandidaten im aktuellen Teil von Far Cry. Die GTX 960 kann sich ohne Antialiasing knapp von der R9 280 absetzen und liefert ganze 10 Frames mehr als der Vorgänger GTX 760. Nur die GTX 770 liefert um ein (nicht signifikantes) Frame mehr im Durchschnitt ab. Etwas verwirrend sind die Ergebnisse mit SMAA: Die R9 280 verliert trotz mehrfacher Überprüfung des Durchlaufs nicht ein einziges Frame und zieht dadurch in dieser Disziplin mit der GTX 960 gleich. Beide Kandidaten überholen damit knapp die GTX 770. Die stark übertaktete GTX 960 geht als eindeutiger Sieger ins Ziel und zeigt, warum sich Overclocking auszahlen kann.

Watch Dogs

Seit 27. Mai 2014 erschwert Watch Dogs die flüssige Bildanzeige selbst auf teureren Gaming-PCs. Das Open World-Spektakel auf Basis von DirectX 11 bietet neben dem Fokus auf Datenklau auch rasante Verfolgungsjagden durch die gesamte Stadt, die jede Grafikkarte zu Höchstleistungen auffordert. In unserer Benchmark-Sequenz haben wir deshalb eine Mission mit einem gesuchten Fluchtwagen ausgewählt; sobald wir ins Auto steigen und die Mission beginnen, ist die Polizei hinter uns her und macht uns das Leben schwer. In den folgenden 3 Minuten lassen wir es böse krachen, schauen aber stets, dass wir ähnliche Strecken abfahren und das Auto nicht schrotten.

Watch Dogs ist das einzige Spiel im Testparcours, das unter 2560x1440 mit allen Testkandidaten halbwegs spielbar war. Deshalb haben wir den Vergleich zwischen Full-HD mit SMAA und 2560x1440 hier untergebracht. Da die Konkurrenz von AMD in diesem Test eine große Rolle spielt, müssen wir alle NVIDIA-exklusiven Features wie HBOA+ und weiche Schatten deaktivieren. Dafür durften alle anderen Details jeweils aufs Maximum gestellt werden, um die Bildqualität so hoch wie möglich zu halten. Da die Testkandidaten nur über 2 GB an Grafikspeicher verfügen, belassen wir die Texturgröße beim empfohlenen "High".


Watch Dogs

1920x1080, Temporal SMAA

SampleMinimumAverage
GTX 9601948
GTX 7701948
GTX 7602340
R9 2803541
GTX 960 OC2055
Version 1.06
Maximale Details mit 16xAF
Raumtemperatur: ~25 °C

Messung via Fraps

Watch Dogs

2560x1440, kein AA

SampleMinimumAverage
GTX 9601538
GTX 7702340
GTX 7601730
R9 2802532
GTX 960 OC2243
Version 1.06
Maximale Details mit 16xAF
Raumtemperatur: ~25 °C

Messung via Fraps

Die GTX 960 schlägt sich in Watch Dogs ausgesprochen gut und liegt in Full-HD sogar auf dem Niveau einer GTX 770. Die R9 280 muss sich in Sachen durchschnittlicher Framerate geschlagen geben und kann ihr Potenzial selbst in 2560x1440 nicht ausspielen. Bevor hier jedoch großer Jubel ausbricht, sei gesagt, dass alle Testkandidaten bei maximalen Details in der Nacht oder gar bei nächtlichem Regen in die Knie gingen. Nächtens heißt es also Settings runterschalten, um flüssige Bildabfolgen zu erhalten. Das ist aber noch nicht alles: Sehr auffällig sind die schlechten Minimum-Frames bei NVIDIA-Kandidaten. Diese spiegeln sich auch im Spielerlebnis wieder, es kommt bei gewissen Stellen in wiederholbarer Form zu Slow-Downs. Die R9 280 meistert diese Leistungsengpässe durch ihren größeren und schnelleren Grafikspeicher deutlich besser und ist damit unserer Meinung nach hier besser aufgestellt als die GTX 960, die nur mit heruntergesetzten Details dieses Problem umschiffen kann.

Abwärme, Lautstärke und Stromverbrauch



Auch wenn viele Spieler die Performance als wichtigste Eigenschaft einer Grafikkarte sehen, dürfen die Abwärme, die Lautstärke und der Stromverbrauch nicht unterschätzt werden. Speziell in aktuellen Grafikchips stecken Sensoren, die bei der Überschreitung einer gewissen Temperatur oder Leistungsaufnahme die Taktraten zurückschalten und dadurch die Framerate limitieren. In unserem Temperaturvergleich stellen wir die Testkandidaten durch 10 Minuten lange Volllast in Watch Dogs gegenüber. Die primäre Diagrammansicht zeigt euch nur die GPU-Temperaturen Testkandidaten, bei Klick auf die jeweilige Grafikkarte in der Legende erscheinen dann neben der Temperatur auch die gemessenen Umdrehungen des Lüfters und die dargestellte Framerate. Dabei markiert ein rot eingefärbter Hintergrund die Bereiche, in denen das Temperaturlimit des Kandidats erreicht wurde, ein blauer Hintergrund informiert über das Powerlimit. Das gilt leider nur für GeForce-Modelle, AMD-Grafikkarten ermöglichen keine Anzeige von internen Limitierungen.

Temperaturvergleich

10 Minuten Gameplay in Watch Dogs

Raumtemperatur: 25 °C (+/-1 °C)

Messung via RivaTuner Statistics Server

Unser Temperaturvergleich spricht eine deutliche Sprache: Die GTX 960 bleibt auch unter 3D-Last mit Abstand kühler als ihre Vorgänger. Nur die R9 280 in der FLEX-Version von Sapphire hat in Sachen GPU-Temperatur ein Wörtchen mitzureden. Dafür brauchen ihre beiden Lüfter allerdings durchschnittlich mehr als 1600 RPM, während die GTX 960 kaum über 700 RPM kommt und sogar immer wieder versucht die Lüfter komplett auszuschalten (klickt auf GTX 960 in der Diagrammlegende für diese Details). Damit fällt sie in die Kategorie "nicht wahrnehmbar", was bis dato maximal die um Welten schwächere GTX 750 Ti von sich behaupten konnte.

Stromverbrauch

20 Minuten Gameplay in Watch Dogs

MinutenGTX 960GTX 770GTX 760R9 280GTX 960 OC
00:00192253226230214
01:00193242230229213
02:00197245228228214
03:00196248230228211
04:00192248227230216
05:00192247228228210
06:00190253226224217
07:00190250228227215
08:00189249229231212
09:00189249230231205
10:00192252230229215
11:00195247228229211
12:00188243227228208
13:00194247227226204
14:00198249228227206
15:00197247230229209
16:00195247229225214
17:00194243230229212
18:00190244227227209
19:00189243226229209
20:00191242228228207
1920x1080, Maximum Details, Temporal SMAA

Messung via Energy Logger 4000

Wichtig: Es wird wechselstromseitig die Leistungsaufnahme des kompletten Testsystems gemessen!

In puncto Stromverbrauch zeichnet sich ein sehr ähnliches Bild ab. Die GTX 960 ist die einzige Grafikkarte, die das Gesamtsystem unter 200 Watt bringt. Überraschend ist, dass sie selbst bei maximaler Übertaktung nur wenig von ihrer Energieeffizienz einbüßt und immer noch besser als eine GTX 760 unterwegs ist. Dasselbe gilt auch für den Leerlauf. Die GTX 960 lässt nichts anbrennen und ist der Konkurrenz von AMD um ganze 17 Watt voraus. Auch die GTX 760 und GTX 770 müssen sich ähnlich hoch geschlagen geben:

Idle-Stromverbrauch

SampleWatt
GTX 96077
GTX 77092
GTX 76091
R9 28094
Single-Monitor im 2D-Modus, Windows 7 SP1

Messung via Energy Logger 4000

Wichtig: Es wird wechselstromseitig die Leistungsaufnahme des kompletten Testsystems gemessen!

MFAA vs 4xMSAA



Beim Launch der GTX 970/980 im September 2014 wurde erstmals Multi-Frame Antialiasing von NVIDIA vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine schonende Kantenglättung mittels dem neuen Multi-Pixel Programmable Sampling, das in den neuen Maxwell-GPUs steckt. Die GTX 960 bringt diese Antialiasing-Technik erstmals in den Mainstream-Bereich und gerade da könnte sie eine entscheidende Rolle spielen. MFAA bringt nämlich die Bildqualität eines vierfachen Multisample Antialiasing (4xMSAA) mit der Performance von zweifachem MSAA. Und genau so wird MFAA in der Praxis auch aktiviert: Zuerst muss im NVIDIA Control Panel in den 3D-Einstellungen das "Multi-Frame Sampled AA" eingeschaltet werden, danach braucht nur mehr das Spiel im 2xMSAA-Modus laufen und ihr habt automatisch die verbesserte Bildqualität von MFAA.


Wieviele Frames pro Sekunde MFAA tatsächlich einspart, haben wir mittels Far Cry 4 für euch herausgefunden. Da jede Form von Multisample Antialiasing den Grafikkarten in diesem Preisbereich schwer zu schaffen macht, dürfen sich diese zusätzlich auch übertaktet präsentieren. Die GTX 960 OC läuft mit bis zu 1429 MHz auf der GPU, die R9 280 wurde fleißig von 925 auf ganze 1200 MHz gebracht!

MFAA vs MSAA

Unterschiedliche Antialiasing-Arten in Far Cry 4

SampleMinimumAverage
GTX 960, 2xMSAA2940
GTX 960, 4xMSAA2231
GTX 960, MFAA2839
R9 280, 4xMSAA2632
GTX 960 OC, 4xMSAA2734
R9 280 OC, 4xMSAA3542
GTX 960 OC, MFAA3243

Die Benchmark-Ergebnisse zeigen sehr klar, dass beide Grafikkarten ohne Übertaktung nicht für vierfaches MSAA geeignet sind. Beide Karten kommen nur knapp über die 30 Frames/Sekunde und machen das Spiel immer wieder zur Ruckelpartie. Mit Übertaktung kann sich die R9 280 klar von der Konkurrenz absetzen und zeigt ihr volles Potenzial. Die GTX 960 müsste sich hier trotz sehr hohem GPU-Takt deutlich geschlagen geben, wäre da nicht das exklusive MFAA, das tatsächlich nur ein wenig mehr Leistung benötigt als der reine 2xMSAA-Modus.

Abschließend werfen wir noch einen Blick auf die Bildqualität von MFAA. Auch wenn andere Tests hier von guten Resultaten sprechen, können wir das nicht behaupten. In Far Cry 4 erzeugt MFAA eindeutig ausgefranste Kanten und auch wenn diese im bewegten Spiel nicht stark auffallen, kann uns die Bildqualität nicht überzeugen. Ob es sich hier noch um einen Bug handelt, konnten wir kurzfristig nicht herausfinden. Wir halten euch auf dem Laufenden.


4xMSAA und MFAA bei 1920x1080 im Vergleich



Overclocking



NVIDIA spricht bei der GTX 960 von einer Grafikkarte "built for overclocking", weil der GPU-Takt viel Spielraum nach oben bieten soll. Das haben wir uns natürlich nicht zwei Mal sagen lassen und herumexperimentiert. Unser Testexemplar schafft mit Ach und Krach einen Boost-Takt von 1429 MHz (+ 150 MHz) und braucht dafür zusätzliche 100 mV (mehr kann über MSI Afterburner nicht gegeben werden). Der Speichertakt lässt sich um die 200 MHz nach oben bewegen, auch ein wenig überraschendes Endergebnis. An der Lüfterdrehzahl mussten wir keine Änderung vornehmen, das kann getrost der automatischen Lüftersteuerung überlassen werden.


Ist das wirklich ein besonderes OC-Ergebnis? Nein. Eine ASUS GTX 980 STRIX kommt durchschnittlich auf höhere Taktraten und behaust dabei die doppelte Anzahl an CUDA-Cores. Dennoch weiß die GTX 960 in Sachen Overclocking auf ihre Art zu beeindrucken, denn der höhere Takt inklusive mehr Spannung ändert so gut wie gar nichts an den Eigenschaften der Grafikkarte. Die Lüfter verhalten sich weiterhin unauffällig, die GPU-Temperatur steigt kaum an und auch am Stromverbrauch ändert sich nur wenig (siehe Diagramm "Stromverbrauch"). Unterm Strich erhält man also ohne Nachteilen dankbare 5+ Frames/Sekunde und die sind entscheidend in diesem Preisbereich!

Temperaturvergleich mit Overclocking

10 Minuten Gameplay in Watch Dogs

Raumtemperatur: 25 °C (+/-1 °C)

GTX 960 OC: 1429 MHz Boost-Takt (+ 150 MHz), 1953 MHz Mem-Takt (+ 200 MHz)

Messung via RivaTuner Statistics Server

Fazit



Die GTX 960 ist dank der fortschrittlichen Maxwell-Architektur der neue Champion in der Disziplin Performance pro Watt. Noch nie war ein Produkt in der mittleren Leistungsklasse derart leise, kühl und energieeffizient. Damit räumt sich die GTX 960 ein großes Anwendungsgebiet ein, vom Gaming-PC der Mittelklasse bis zum kompakten HTPC, und alles, was sich dazwischen befindet. Die Modellvielfalt zum Launch bestätigt das und da erwartet uns in den kommenden Monaten garantiert noch mehr Auswahl.

Nicht ganz so eindeutig ist die Sache beim Preis/Leistungsverhältnis: Die R9 280 ehemals HD 7950 ist seit Jahren am Markt und bietet mit 180 Euro aufwärts ein potenziell hochwertiges Paket mit schnellerem und vor allem größeren Grafikspeicher an. Trotzdem kann sie der GTX 960 unterm Strich nur vereinzelt das Wasser reichen und ist selbst mit gutem Custom-Kühler lauter (aber nicht störend) unterwegs. Im Vergleich zur günstigsten GTX 960 sind das um die 20 Euro weniger und befindet sich angesichts des Leistungsunterschieds damit ungefähr auf demselben Niveau. Damit hängt die Entscheidung schlussendlich von eurer Präferenz ab: Für die R9 280 sprechen bessere Minimum-Frameraten und dadurch im Falle von Watch Dogs eine konstantere Bildwiedergabe bei maximalen Details. Im Gegensatz dazu überzeugt die GTX 960 durch ihre besseren Sekundäreigenschaften wie Abwärme, Stromverbrauch und Lautstärke. Solltet ihr allerdings darauf aus sein, eure Grafikkarte zu übertakten, empfehlen wir die GTX 960 OC. Selbst die höheren Taktraten bringen sie nicht aus der Ruhe, während in so gut wie allen Benchmarks mindestens 5 Frames/Sekunde mehr zu sehen sind.

Eine weitere Erkenntnis tritt im direkten Vergleich zur GTX 770 zum Vorschein: Die GTX 960 kostet der in die Jahre gekommenen, ehemaligen High-End-Grafikkarte die Existenzberechtigung beim Neukauf. Nur sehr selten kann sie sich gegenüber dem Neuankömmling durchsetzen und ist dabei deutlich lauter am Werk. Speziell bei der übertakteten GTX 960 gehen ihr die Argumente aus. Dasselbe gilt übrigens für den Vorgänger, die GTX 760. Beide Modelle werden in den nächsten Monaten preislich stark nach unten fallen und schlussendlich vom Markt verschwinden.

Weiters ist das Thema Spulenfiepen bei der GTX 960 wieder aktuell. Auch unser Testexemplar kann unter Last ein lästiges Fiepen von sich geben. Nachdem die Grafikkarte sonst so gut wie lautlos ist, trübt ein derartiges Nebengeräusch die zuvor angepriesenen, positiven Eigenschaften. Wir wollen die Problematik aber nicht überdramatisieren, denn dem normalen Spieler wird es kaum auffallen, da im 2D-Modus am Desktop zum Glück Ruhe ist. Um wirklich zu stören, müsste ein Spiel also lautlos und mit offenem Gehäuse gespielt werden. Die Lautstärke des Fiepens kann sich jedoch von Modell zu Modell unterscheiden, daher solltet ihr euch vor dem Kauf einige Erfahrungsberichte durchlesen. Wir laden an dieser Stelle herzlich dazu ein, eure Erfahrungen diesbezüglich in unseren Kommentaren anzubringen.

Trifft die GTX 960 nun den angekündigten Sweet Spot? Die GTX 960 beherbergt keine älteren Grafikchip, deren Restbestände in aufgepeppter Form günstiger angeboten werden, sondern bringt alle (teilweise zukunftssicheren) Vorteile der aktuellen Maxwell-Architektur mit. Trotzdem liegt sie beim Preis/Leistungsverhältnis auf sehr ähnlichem Niveau wie die R9 280 und kommt somit auch für das kleine Budget in die engere Auswahl. In Anbetracht des guten Gesamtpakets können wir der GTX 960 guten Gewissens den Sweet Spot im Mainstream-Bereich zugestehen und empfehlen sie bei einem Neukauf.


Die unverbindliche Preisempfehlung für die GTX 960 liegt bei 200 Euro inklusive Ust. Um diesen Preis sind derzeit die günstigsten Modelle wie die Gainward GTX 960 OC oder die kompakte GIGABYTE GTX 960 Mini zu haben. Die in diesem Artikel getestete, auf ganzer Linie überzeugende MSI GTX 960 GAMING 2G kommt hingegen schon auf 225 Euro. Wir raten in diesem Fall zur besseren Kühllösung und speziell im Hinblick auf die verträgliche Overclocking-Option zu einer OC-Variante zu greifen, die meist eine gewisse Selektion hinter sich bringen mussten. Der Aufpreis ist unserer Meinung nach gerechtfertigt und sollte zumindest in Erwägung gezogen werden.
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