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High-End-Smartphones unter 400 Euro: OnePlus One und Huawei Honor 6 Plus

Joe_the_tulip 24.05.2015 33498 62
700 Euro und mehr legt man derzeit für ein Samsung Galaxy S6 oder ein iPhone 6 Plus hin. Dass dieser hohe Preis für ein High-End-Smartphone nicht unbedingt sein muss, zeigen zwei Firmen, die bereits für die Hälfte ein vergleichbares Modell mit großem Bildschirm anbieten: Das hier im Forum bereits stark vertretene OnePlus One mit 64 GB und das hierzulande noch recht exklusive Huawei Honor 6 Plus UL00 mit 16 GB. Wir hatten beide Smartphones für euch über ein Monat für diesen Langzeittest im Einsatz.


Verarbeitungsqualität und Handling



Bei Größe und Gewicht schenken sich die beiden China-Smartphones nicht viel, beim Design dafür umso mehr. Das Huawei Honor 6 Plus, kurz H6+ genannt, wirkt mit seinem Metallrahmen und Vorder- und Rückseite aus Glas wesentlich stabiler und wertiger. Der runde, griffigere Sandsteinrücken des OnePlus One, auch als OPO bekannt, macht dafür den einhändigen Betrieb einfacher. Da der Sandstein rau ist, könnte man meinen, dass es schlechter verarbeitet sei als ein iPhone, weil dieses eine glatte Rückseite hat. Das H6+ wirkt hingegen schon beim ersten Anblick wie das begehrte Topmodell von Apple.


Neben den Äußerlichkeiten unterscheiden die beiden Smartphones auch noch durch ihre Hardware. So ist das OPO je nach Variante weiß mit 16 GB oder wie in unserem Fall schwarz mit 64 GB internen Speicher. Das H6+ gibt es mit 16 oder 32 GB und jeweils einem kombinierten SIM/microSD-Slot. Offiziell unterstützt dieser microSDXC-Karten bis 64GB, es gibt allerdings User-Berichte, die behaupten, dass auch 128-GB-Karten funktionieren. Dieser Slot hat aber noch eine weitere Funktion: er fungiert auch als Einschub für eine NanoSIM-Karte – sofern keine Speicherkarte eingelegt ist natürlich. Somit kann das H6+ auch als DualSIM-Telefon verwendet werden, wobei einem der beiden (1xNano/1xMicro-)SIM-Slots der Zugang zu 2G/3G/4G- und dem anderen nur 2G-Netzen ermöglicht wird. Welcher ist frei wählbar.

Auch sonst differiert die Hardware der beiden Testkandidaten, nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen Herzen: Im Huawei werkt ein hauseigener Kirin 925 big.LITTLE Octacore-SoC, im OnePlus One ein Snapdragon 801 mit 4x2,5 Ghz. Beiden stehen dabei 3 GB an RAM zur Seite, sodass ihr leistungsmäßig kaum in die Bredouille kommen werdet. Weiters unterstützen beiden Kandidaten LTE, 802.11ac WLAN, NFC und Bluetooth 4.0. Kurzum: Sowohl Huawei als auch OnePlus offerieren euch für unter 400 Euro ein aktuelles High-End-Smartphone mit hochwertiger Verarbeitung, gefälligem Äußeren und potentem Innenleben.

Akkulaufzeit und Alltagstauglichkeit



Beide Kandidaten funktionieren trotz dem eben erwähnten Schnick-Schnack noch gut als Telefon mit ordentlichen internen und externen Lautsprechern. Bei der Lautstärke hat das OPO leicht die Nase vorn, der Klang ist am H6+ dafür gelungener. Allerdings hat das H6+ seinen externen Lautsprecher an der Gehäuserückseite, weshalb er bei Rückenlage gerne verdeckt wird. Beim OPO ist das durch Positionierung an der Gehäuse-Unterseite besser gelöst. Auch die internen Lautsprecher reichen bei beiden, um in der fahrenden U- oder Straßenbahn oder auch bei einem Rockkonzert zu telefonieren.

Ein leidiges Thema bei starken Smartphones ist vor allem die Akkulaufzeit. Das OPO hat hier einen verdammt guten Ruf: Mit seinen 3100 mAh kommen manche User locker über zwei volle Tage und teilweise deutlich mehr. Das H6+ bietet mit 3600 mAh nochmal 15% mehr theoretische Akkukapazität und dank EMUI dauernde Erinnerungen, nicht benützte Apps zu schließen. Darum waren unsere Erwartungen hoch. Im Endeffekt mussten wir jedoch das OPO bei exakter gleicher Benutzung immer erst etwas später anstecken – konkret waren für Tag 2 nach 24h Betrieb immer noch mehr als 50% zur Verfügung, beim Huawei eher nur 40-45%.

Nebenbei sei an dieser Stelle erwähnt: Die Dating-Applikation Tinder stiehlt euch nicht nur Zeit und den Glauben an die Realität von Facebook-Profilbildern, sondern auch verdammt viel Akku. Dasselbe gilt auch für Android 5.x und dem bekannten Wakeup-Bug von Google Play Services. Die Lösung für CyanogenMod dazu in diesem Post in unserem Forum. Für andere Android-Varianten gibt es diverse kleinere Apps, die sich darum kümmern, dass diese Services nicht mehr als nötig am wertvollen Akku saugen.

Kamera



Die Kamera des OnePlus One ist mit ihren 13 Megapixel durchwegs gelungen, lebt allerdings davon, richtig bedient sowie eingestellt zu werden. Außerdem kann sie sich schon mal mit sich selbst uneinig sein und ständig Fokuspunkt und Belichtung ändern, obwohl man sich nicht bewegt hat. Beim H6+ kommen insgesamt drei 8 Megapixel-Kameras zum Einsatz. Die beiden an der Rückseite können zusammen ein 4:3-Bild mit 13 Megapixel erstellen und sind auch bei schlechten Lichtverhältnissen recht lichtstark. Besonders angenehm ist die kurze Auslösezeit. Auch die lichtstarke, relativ weitwinkelige Frontkamera mit 8 MP ist definitiv ein angenehmes Extra – wenn man nicht darauf vergisst den „Verschönerungsmodus“ auf Stufe 0 runterzuschrauben.


Subjektiv gewinnt das H6+ die Kamerawertung, wohl nicht zuletzt auch wegen der berechenbareren Ergebnisse. Wenn ihr euch selbst eine Meinung bilden wollt, seht euch hier die Vergleichsfotos mit einer Fujifilm Finepix F750 EXR 16MP Kompaktkamera an. Alle drei wurden im automatischen Setting ohne Blitz bei guten Tageslichtbedingungen gemacht.


Abschließend noch ein Vergleich der Kameras im Nachtmodus mit denselben Motiven wie oben.


Die Software



Huawei hält nach wie vor am EMUI fest, in unserem Fall basierend auf Kitkat 4.4.2. EMUI verteilt alle Apps über die Homescreens, einen App-Drawer gibt es nicht. Zusätzlich erlaubt es euch umfangreiche Einstellungen bei der Vergabe von Rechten für Apps. Wer eine Google-Integration mit diesem Smartphone wünscht, muss selbst Hand anlegen. Der Google Play Store muss nämlich selbst nachinstalliert werden, über den Huawei App Store ist das jedoch kein Problem. Möchte man auch die Kontakte synchronisieren, braucht man noch jeweils die APKs von „Google Contacts Sync“ und „Google Calendar Sync“, die ebenfalls im besagten App Store zu finden sind. Der Grund dafür ist, dass die China-Versionen diverser Hersteller keine Google-Apps vorinstalliert haben dürfen. Stattdessen bieten chinesische Hersteller eigene Stores und System-Apps an. Sollte man sich von diesen Eigenbaufunktionen befreien wollen, braucht man im Falle des H6+ leider Root-Rechte und verliert gleichzeitig die Garantie, weil beim Entsperren des Bootloaders aktiv darauf verzichtet werden muss. Wer das Risiko eingehen will, dem empfehlen wir das Honor 6 / Plus Multitool bei den XDA-Devs.

Am OnePlus One gelingt die Inbetriebnahme deutlich unkomplizierter, falls man die Anbindung an Google erwünscht ist. Ausgeliefert wird es ab Werk mit leicht angepasstem CyanogenMod. Das Play Store und die bekannten Apps sind bereits vorinstalliert, wie man es auch in etwa bei Samsung gewohnt ist. Hervorzuheben ist der mitgelieferte Privacy Guard (auf Deutsch "Datenschutz"), der bei jeder App - und zwar auch den internen System-Apps - die Zugriffsrechte konfigurieren lässt.

Fazit



Oberflächlich betrachtet ist das Honor 6 Plus auf jeden Fall das schönere und exklusivere Gerät. DualSIM-Fähigkeit bzw. ein MicroSD-Slot und die drei 8-MP-Kameras sind sehr gute Argumente, speziell in diesem Preisbereich. Dafür gefällt uns am OnePlus One die Software besser und der Akku hält tatsächlich, was er verspricht. Preislich schenken sich die beiden nicht viel: Das OPO kostet seit kurzem 350 Euro für 64 GB, das Honor 6 Plus mit 16 GB bekommt ihr für dasselbe Geld. Für die 32-GB-Variante müssen allerdings 427 Euro hingeblättert werden. Verfügbarkeit und Garantie sind bei beiden Testkandidaten aus erfindlichen Gründen nicht ideal gegeben. Trotzdem gibt es in unseren Augen keinen Grund mehr als Doppelte für ein Flaggschiff der großen Namen auszugeben.


Wir möchten uns wiederholt beim Team von Tradingshenzhen für die tolle Zusammenarbeit bedanken!
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