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In Your Face Friday - 1,21 GigaFonzies

karlstiefel 28.06.2013 14646 29
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Wir vermessen die Welt, um sie besser zu verstehen. Liter, Gigabyte und Minuten helfen uns, Vorgänge in unserer Umwelt einzuschätzen und mit unseren Mitmenschen zu teilen. Das Definieren von Maßeinheiten kann jedoch recht obskure Ausmaße annehmen - wie lange ist denn ein Meter wirklich und was zum Henker misst man in Warhol?

Es zeugt von einer gewissen Eleganz, wenn man sämtliche physikalischen Phänomene mit nur sieben Basiseinheiten erklären kann. Länge, Masse, Zeit, Stromstärke, Temperatur, Stoffmenge und Lichtstärke formen die sogenannten Basisgrößen. In welchen Einheiten diese gemessen werden, wirft jedoch bereits die ersten Probleme auf. Wie viel Fuß haben drei Lichtjahre? Sind 260 Kelvin mehr oder weniger als 20 Grad Fahrenheit? Nun lassen sich diese Problemstellungen schnell berechnen (93.115.433.070.866.140 Fuß und 20 °F sind ein bisschen wärmer), doch wie ergeben sich eigentlich die verwendeten Berechnungsgrundlagen? Nehmen wir als Beispiel den Meter her. Jeder von uns kann grob abschätzen, wie lange ein solcher Meter ist aber die genaue Definition davon dürfte uns etwas schwer fallen. Bei der Generalkonferenz für Maße und Gewichte 1973 (JA, die gab es wirklich) wurde ein Meter als die Strecke definiert, welche das Licht in einem Vakuum innerhalb von einer zweihundertneunundneunzigmilionensiebenhundertzweiundneunzigtausendvierhundertachtundfünfzigstel Sekunde zurücklegt. Als der Meter im Frankreich des späten 18. Jahrhunderts definiert wurde, waren weder so lange Wörter, noch Sensoren zur Messung der Lichtgeschwindigkeit erfunden. Zeit konnte man hingegen bereits relativ genau messen. Daher war ein Meter die Länge eines Pendels, welches eine halbe Periodendauer von einer Sekunde hatte. Auf Irgendwas musste man sich ja einigen. Nur leider war damals ein Meter 0.994 Meter lang. Wenig später wurde ein Metallbarren, der Urmeter, hergestellt, welcher sich an dem Umfang der Erdkugel orientierte und etwas näher an der uns bekannten Längeneinheit dran war. Dessen spezielle Form und Zusammensetzung (eine Legierung aus Platin und Iridium) minimierten die temperaturbedingten Volumenschwankungen.

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Der Urmeter mit seinem Maßeinheiten-Bro, dem Urkilo.


Wie misst man aber etwas, was sich nicht messen lässt. Berühmtheit zum Beispiel. Hier können wir dem Popart-Künstler Andy Warhol eine Definition verdanken. Laut ihm, hat jeder seine 15 Minuten Ruhm. Somit wurde festgelegt, dass 15 Minuten im Rampenlicht einem Warhol entsprechen. Madonna hat dieser Definition nach bereits 1 MegaWarhol überschritten. Meine persönliche Lieblingseinheit erfasst jedoch die Coolness der gemessenen Leute. Wir haben Futurama zu verdanken, dass in Fonzies gemessen wird. Fonzie, gespielt von Henry Winkler, war ein stets geschmeidiger Rock’n’Roller aus der Fernsehserie Happy Days. Bender erreicht in einer Folge eine gefährlich hohe Anzahl an MegaFonzies. Ein Jahrtausend zuvor forderte Samuel L. Jackson sein bewaffnetes Gegenüber bei einem Raubüberfall “cool wie Fonzies” zu sein.
Wer eine wirklich, WIRKLICH große Menge von etwas beschreiben möchte, kann es auch als "ein Segan" beziffern. Der Astronome teilte gerne seine Faszination mit dem Universum, welches wiederum schwer in Zahlen zu fassen ist. Immer wieder griff er deshalb auf die Beschreibung "Milliarden über Milliarden" zurück. Jene enorm hohe, jedoch schzwer bezifferbare Zahl wurde daher scherzhaft Segan's Number getauft. Eher kurze Strecken lassen sich hingegen mit der Bartsekunde gut abstecken. Ähnlich wie beim Prinzip des Lichtjahres beschreibt diese Einheit die Strecke, welche der durchschnittliche Bart in einer Sekunde wächst. Hier scheiden sich jedoch die Geister - während der Erfinder Kemp Bennet Kolb die Bartsekunde als 10 Nanometer beschreibt, ergaben andere Messungen eine Distanz von eher 5 Nanometer. Vielleicht sollte man diese außerordentlich männliche Längeneinheit ja auch einfach personalisieren.

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Smoots lassen sich ja anhand der Brücke messen aber bis zur Erfindung des Coolometers dauert es noch.


Nun gibt es zahlreiche Einheiten wie Watt (Leistung), Pascal (Druck) oder Tesla (magnetische Flussdichte), die wohl witzigste Verwendung des eigenen Familiennamens gelang jedoch Oliver R. Smoot, nach dem die Längeneinheit Smoot benannt ist. Ein Smoot entspricht etwa 1,7 Metern - der Körpergröße des ehemaligen MIT-Studenten. Bei einer Aktion seiner Studentenverbindung wurde eine Brücke in der Nähe der Universeität anhand dessen Körper vermessen. Resultat: 364,4 Smoots plus/minus ein Ohr. Bis heute sind an der Brücke die Markierungen von 1958 zu sehen, zumal die Studenten bis heute spaßeshalber in Smoot rechnen. Was den namensgebenden Verbindungsbruder angeht, war das nicht seine letzte Auseinandersetzung mit Maßeinheiten. Oliver R. Smoot wurde später Präsident des American National Standard Institute (ANSI) und der Internationalen Organisation für Normung (ISO). Wenn das mal nicht 30 MegaFonzies und über zwei MegaWarhol gleichzeitig stark ist.

Ich möchte im Zuge dieses IYFFs wHm (benannt nach der wHm) als neue Mengeneinheit vorschlagen. Ein wHm entspricht dabei einer Thermoskanne flüssigem Stickstoff. Nun gilt es auszurechnen, wie viel wHm die Overclockers.at-Crew beim letzten Rekord-Benchmark verbraucht hat.
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