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In Your Face Friday - Lichtspiel mit Zukunft

karlstiefel 03.10.2014 11977 6
Kinos gibt es seit weit über 100 Jahren. Um den Besuchern stets etwas Interessantes zu bieten, haben die Filmstudios und Kinobetreiber immer wieder Neuerungen eingeführt. Farbe und Ton blieben, das 3D-Kino feierte gerade erst sein Comeback. Schauen wir uns also an, was die Zuschauer in Zeiten der Heimmedien noch in den Kinosaal locken soll. Eine Bastel-Anleitung gibt es außerdem.

Es ist oc.at-Bastelzeit! Hier ist, was ihr braucht:
  • Zwei (2) Brillen
  • Klebeband
  • Eine Schere (sucht euch bei Bedarf die Hilfe eines Erwachsenen beim Ausschneiden)
  • Zwei (2) Mal diesen IYFF ausgedruckt
Legt die Brillen mit ausgeklappten Bügeln so hintereinander, dass diese sich berühren und wickelt das Klebeband auf beiden Seiten darum. Schneidet einen Teil des IYFFs von beiden Ausdrucken aus, der euch besonders gefällt und auf die Linsen der vorderen Brille passt. Fixiert den ausgeschnittenen Teil mit Klebeband darauf und setzt die Konstruktion auf. Ihr solltet den Text nun in 3D sehen. In Your Face 3D quasi. Fast so gut wie Oculus Rift oder Google Glass - dazu kommen wir aber an einem anderen Freitag.
Mit der oc.at-Bastelzeit wollte ich euch die Möglichkeit geben, den IYFF auf eine neue, aufregende Art und Weise zu erleben. Im Kino klappt das ja auch. Gut, das Brillen/Klebeband-Konglamat ist jetzt weit nicht so fortschrittlich wie die Verwendung von polarisierten Brillengläsern. Das Prinzip nennt sich Stereoskopie und es ist seit dem antiken Griechenland bereits bekannt. Wirklich zur Anwendung kam es 1838, als der britische Physiker Charles Wheatstone die erste Vorrichtung dieser Art entwickelt hatte - damals noch mit gezeichneten Bildern. Über 100 Jahre später wurde der View-Master hergestellt, der das stereoskopische Prinzip mit Dias umsetzte. Das Gerät wird bis zum heutigen Tag noch produziert.
3D-Bilder gibt es schon lange aber wann haben diese Laufen gelernt? Das geschah bereits 1922, damals noch mit dem Stummfilm The Power Of Love, der rot und grün eingefärbt wurde. Mit den schicken Brillen in den dazupassenden Farben wurde so erstmals ein Film mit Tiefeneffekt gezeigt. Wirklich breitenwirksam wurden 3D-Filme erstmals in den 50er Jahren gezeigt. Damals startete ein anderes Medium - nämlich der Fernseher - seinen Siegeszug. Statt in das Kino zu gehen blieben die Zuschauer lieber zu Hause und konsumierten Filme auf der im Vergleich zur Leinwand kleineren aber stets verfügbaren Mattscheibe. Die Kinobesitzer und Filmemacher mussten sich also etwas einfallen lassen, um die einbrechenden Umsatzzahlen wieder nach oben zu korrigieren. Kinofilme mit einem einzigartigen Feature mussten gezeigt werden, um das Publikum wieder in die einst so vollen Säle zu locken. Der 3D-Film sollte eine Sensation in Spielfilmlänge sein, der überdrüssigen Zuschauern wieder einen Grund gibt, für Kinokarten anzustehen.
Kommt das euch bekannt vor? Genau die selbe Entwicklung hat es nämlich gegen 2009 erneut gegeben. Viele Film-Enthusiasten haben lieber ihre Torrent und DVD-Sammlung gepflegt oder haben auf Streaming-Seiten und Pay-TV zurückgegriffen. Um die Kosten der millionenschweren Blockbuster wieder in die Kassen der Studios zu bringen, brauchte es einen neuen Ansatz. Den gab es nicht, darum wurde halt auf 3D zurückgegriffen. Für Regisseur James Cameron hat sich der Versuch ausgezahlt - er löste sich selbst als Spitzenreiter der erfolgreichsten Filme aller Zeiten ab. Statt Titanic hatte Avatar es sich auf der Nummer 1 der Liste gemütlich gemacht. Bisher hat der Film 2,78 Milliarden Dollar eingespielt - DVD- und Bluray-Verkäufe nicht mit eingerechnet. Der erfolgreichste Kinostart des Jahres 2014 ist bisher Transformers: Ära des Untergangs, mit dem Explosions-Enthusiast Michael Bay 1,08 Milliarden Dollar eingenommen hat. Es lässt sich also nicht behaupten, dass das Kino ein totes Medium ist.
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Statt Filmrollen werden die Blockbuster nun auf Festplatten geliefert.

Viele Neuerungen in den Kinos fallen uns aber garnicht auf. Während auf der Leinwand der Film lief, wurde hinter unseren Sitzreihen nämlich fleißig umgebaut. Statt dem Rattern eines Filmprojektors surren nun digitale Projektoren leise. Das hat zur Folge, dass statt einem 35-mm-Film nun Bilder mit einer 4K-Auflösung gezeigt werden können. Statt auf Rollen werden die Filme nun auf Festplatten gespeichert oder von einem Server übertragen. Zu sehen sind seit neuestem auch nicht mehr 24 Bilder pro Sekunde, sondern ganze 48 - so geschehen bei Peter Jackson's Der Hobbit. Die doppelte Bildfrequenz traf auf gemischte Reaktionen. Obwohl die Bewegungen flüssiger aussahen, bemangelten viele Zuschauer, dass das "Kino-Feeling" verloren ging und die Bewohner von Mittelerde wie aus einer Seifenoper aussahen. Ob dieser Trend sich langfristig etablieren wird erfahren Sie in der nächsten Folge wird sich noch zeigen. Was jedoch bereits fix zu jedem besseren Kinosaal gehört, ist eine vernünftige Soundanlage. Hier lautet das Stichwort der Stunde Dolby Atmos. Mit dem System können 128 Tonspuren auf 64 Lautsprechern dynamisch verteilt werden. Durch die Aufteilung der Geräuschkulisse auf mehrere Ausgabequellen, darunter mehrere Subwoofer, lässt sich ein stark räumlicher Klang erzeugen. Hier gilt jedoch das selbe wie beim 3D-Bild: Die Mitte des Kinosaals bietet das beste Filmerlebnis. Besonders an dem Soundsystem ist, dass bereits an den DVD/Bluray-Release gedacht wird. Statt vom Vorgänger Dolby Digital umzurechnen, lässt sich Dolby Atmos direkt für die Heimmedien adaptieren. Besitzer von Heimkinoanlagen werden sich freuen.
Ihr seht, dass viel getan wird um das "Erlebnis Kino" am Leben zu halten. Das macht sich leider oft mit einem 3D-Aufschlag zum Preis des Tickets bemerkbar. Aber genau hier sieht das Kino auch seine Zukunft: Nicht als der Filmvorführer, den man mal so besucht - diese Rolle haben die Heimmedien übernommen. Das Kino platziert sich nun als Premium-Produkt mit vielen Extras.

Beim Vergleich von 24 und 48 fps kann man gleich den stereoskopischen Effekt ausprobieren.
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