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In Your Face Friday - Die erMOBArung des Genres

karlstiefel 18.09.2015 20107 26
Mit 27 Millionen Spielern pro Tag ist League of Legends aktuell der meistgezockte Titel und somit auch die Nummer 1 der Multiplayer Online Battle Arenas - oder kurz MOBAs. Der Erfolg des Genres hat die größte Wirkung auf die Gaming-Landschaft seit der Blütezeit des Shooters. Dass das Trend-Genre jetzt auch andere Formen annimmt ist ein Experiment, das frischen Wind in eine manchmal angestaubte Gaming-Landschaft bringen könnte - mit allen Vor- und Nachteilen.

Es gibt einige Klassiker der Spielegeschichte, deren Einfluss einfach nicht übersehbar ist. Sämtliche Strategiespiele aus dem Hause Blizzard gehören dazu. Alleine WarCraft 3 (2002) hat die Spielewelt bis zum heutigen Tag umgekrempelt. Der Titel war die Basis für World of Warcraft, was den MMORPGs eine unglaubliche Beliebtheit im vergangenen Jahrzehnt beschert hat. Was mir ja besonders viel Spaß gemacht hat, waren die Fun-Maps - Karten mit eigenen Regeln die entweder eine eigene Geschichte erzählt oder die Spielmechanik auf den Kopf gedreht haben. Dank dem World Editor konnten findige Fans kostenlos Karten zum Download anbieten, darunter auch eine sehr beliebte Map namens Defense of the Ancients, die wiederum auf der StarCraft-Karte Aeon of Strife basierte. Darin hatte man keine Armee, sondern nur einen Helden, der mit unterschiedlichen Fähigkeiten ausgestattet war. Das Ziel war einfach: Zerstöre die Basis des Gegners.
Dieses Prinzip ist so einfach, dass es heute über 27 Millionen Spieler pro Tag begeistert. Alleine das Genreve-Steckenpferd League of Legends hat so viele Spieler, die Fans von DotA 2, Heroes of Newerth, Smite und Heroes of the Storm (sowie den zahlreichen anderen Spielen des Genres) bringen diese Zahl locker über 30 Millionen Spieler. Das, was als Mod angefangen hat, ist mittlerweile zu einem ausgereiften eSport geworden. Die League of Legends World Championship bietet den Gewinnern 1 Millionen Dollar, der Stream dazu wurde 32 Millionen mal gesehen. DotA 2 bietet einen Preispool von knapp 50 Millionen Dollar bei den Meisterschaften. Dass der Skill-Level bei solchen Events entsprechend hoch ist und nur wirkliche Profis da auch mitmischen können, versteht sich von selbst.

Mit Heroes of the Storm bringt Blizzard seine Universen zusammen.

Blizzard, die ja an dem Trend nicht ganz unschuldig sind, haben mit Heroes of the Storm ja bereits ihren Einstieg in das MOBA-Genre (Multiplayer Online Battle Arena) absolviert. Der nächste angekündigte Titel und die erste neue Serie seit 17 Jahren heißt Overwatch und an dem Shooter lässt sich ablesen, dass MOBAs nicht nur auf Strategiespiele beschränkt sind. "Moooooment", werdet ihr jetzt vielleicht sagen, "Overwatch ist doch ein Team-Shooter nach dem Vorbild von Team Fortress 2." Und damit habt ihr nicht unrecht. Denn hier trifft der altehrwürdige First-Person-Shooter auf das Trend-Genre: Einzigartige Helden mit Fähigkeiten, die jeweils nur ein Mal auf dem digitalen Schlachtfeld sein können, ein Free2Play-Model mit Mikrotransaktionen - hört sich doch schwer nach MOBA mit einem neuen Blickwinkel an. Ähnlich sieht es auch bei Gigantic vom Entwickler Motiga aus: Ein Shooter, bei dem ein riesen Monster durch einen Pfad zur gegnerischen Basis begleitet wird, ihr spielt dabei einen Helden mit einzigartigen Kräften in einem Team. Das schreit förmlich MOBA-Shooter.
Dass andere Genres von den Prinzipien profitieren ist eigentlich nur ein logischer Schritt: MOBAs liegen im Trend, sie haben (teilweise) funktionierende Free2Play-Systeme, sie sind durch neue Inhalte einfach ergänzbar, man kann sie mit Freunden spielen und sie sind kompetitiv genug um eSport-tauglich zu sein. Natürlich werden damit auch die Probleme übernommen: Die Lizenz des Titels liegt natürlich beim Studio - allerdings wäre das so, als ob Fußball der FIFA gehören würde. Für Wettkämpfe ist und bleibt das ein zweischneidiges Schwert, da man mit Unterstützung rechnen kann aber auch dem Willen der Studios ausgesetzt ist. Weiters besteht immer die Möglichkeit, dass der Trend abflacht. Selbst World of Warcraft hat seinen Erfolgskurs nicht halten können - von den einst 12 Millionen Abonenten (2010) sind nur noch 5,6 Millionen übrig - Prädikat sinkend.
Dass ein Ausflug in die Shooter-Welt gemacht wird, bringt vielleicht frischen Wind in das stellenweise angestaubte Genre. Nach bierernsten Titeln wie Counter-Strike und wenig erfolgreichen Games wie Brink oder Dirty Bomb, die auf kompetitives Spielen ausgelegt sind, wäre es an der Zeit für Team-Shooter die einfach zu lernen und schwer zu meistern sind. Es werden Türen geöffnet, die zahlreiche Möglichkeiten und Risiken bergen. Da wird es sicher Flops und Perlen geben. Schön ist aber die nachverfolgbare Entwicklung des neuen Trends: Wer hätte gedacht, dass die notwendige Briese ihren Ursprung ausgerechnet in einer WarCraft 3-Karte hatte?

Jetzt aber zu euch - welches ist euer Lieblings-MOBA, welche habt ihr probiert und wo könntet ihr euch eine gute Einbindung des Genres vorstellen?
Und noch viel wichtiger: Wärt ihr bei einem oc.at-Zockerabend mit Heroes of the Storm mit von der Partie? (noch kein Versprechen, nur ein Stimmungs-Barometer)
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